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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gesagt?«, fragte Paul misstrauisch. Die Angelegenheit galt als geheim.
    »Lassen wir das mal beiseite. Ich wünsche Ihnen natürlich Erfolg bei Ihrer Mission, obwohl ich selbst ursprünglich dagegen war, und ich würde Ihnen gerne helfen.«
    Paul ärgerte es maßlos, dass der Plan offenbar schon wieder in aller Munde war, aber daran ließ sich nun auch nichts mehr ändern. »Kennen Sie eine Fernmeldetechnikerin, die Französisch spricht?«, fragte er.
    »Nicht direkt. Aber ich kenne da ein furchtbar nettes Mädchen, mit dem Sie sich unbedingt mal unterhalten sollten. Ihr Name ist Lady Denise Bouverie. Ihr Vater war der Marquis von Inverlocky.«
    Der Stammbaum der Dame interessierte Paul nicht im Geringsten. »Wie hat sie Französisch gelernt?«
    »Sie wurde von ihrer französischen Stiefmutter erzogen, Lord Inverlockys zweiter Frau. Sie brennt darauf, sich in diesen Zeiten auch ein bisschen nützlich zu machen.«
    Chancellors Misstrauen gegenüber Fortescue hielt an, aber er brauchte unbedingt geeignete Kandidatinnen. »Wie erreiche ich sie?«, fragte er.
    »Sie arbeitet bei der Royal Air Force in Hendon.« Das Wort ›Hendon‹ sagte Paul gar nichts, doch Fortescue erklärte es ihm sofort. »Das ist ein Flughafen im Norden Londons.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Lassen Sie mich wissen, wie sie sich anstellt.« Fortescue hängte ein.
    Paul berichtete Percy Thwaite vom Inhalt des Gesprächs.
    »Fortescue möchte eine Spionin in unserem Lager unterbringen«, schlussfolgerte Thwaite.
    »Wir können es uns nicht leisten, sie mit dieser Begründung abzulehnen.«
    »Ganz recht.«
    Die erste Anwärterin, die sie sich vornehmen wollten, war Maude Valentine. Thwaite bestellte sie ins Fenchurch Hotel, das gleich um die Ecke lag. Fremde würden nie ins SOE-Hauptquartier in der
    Baker Street 64 gebracht, erläuterte er. »Wenn wir sie nicht nehmen, kann sie sich zwar denken, dass man sie für einen Geheimdienstauftrag in Betracht gezogen hat, aber sie weiß weder, welche Organisation dahinter steckt, noch, wo sich deren Sitz befindet. Das heißt, selbst wenn sie irgendwo plappert, kann sie nicht viel Schaden anrichten.«
    »Sehr gut.«
    »Übrigens – wie lautet der Mädchenname Ihrer Mutter?«
    Die Frage traf Paul so unvorbereitet, dass er einen Augenblick lang nachdenken musste. »Thomas. Edith Thomas.«
    »Dann sind Sie Major Thomas, und ich bin Colonel Cox. Es besteht keine Notwendigkeit, unsere richtigen Namen zu nennen.«
    So dumm stellt er sich gar nicht an, dachte Paul.
    Er passte Maude in der Hotellobby ab. Sie fiel ihm sofort auf – ein hübsches Mädchen, ein wenig kokett im Auftreten. Die Uniformbluse spannte über dem Busen, und die Mütze saß leicht schräg auf dem Kopf. Chancellor sprach sie auf Französisch an: »Mein Kollege wartet in einem Privatzimmer.«
    Sie sah ihn schelmisch an und antwortete in der gleichen Sprache: »Ich pflege normalerweise nicht mit fremden Männern in Hotelzimmer zu gehen. Aber in Ihrem Fall, Major, mache ich eine Ausnahme.«
    Er errötete. »Es handelt sich um einen Konferenzraum mit einem Tisch und dergleichen. nicht um ein Schlafzimmer.«
    »Ach ja?«, sagte sie spöttisch. »Na, dann ist ja alles in bester Ordnung.«
    Paul entschied sich, das Thema zu wechseln. Ihm war aufgefallen, dass sie mit einem südfranzösischen Akzent sprach. »Woher stammen Sie?«
    »Ich bin in Marseille geboren.«
    »Und was tun Sie bei den FANYs?«
    »Ich bin Montys Fahrerin.«
    »Tatsächlich?« Paul war nicht autorisiert, irgendwelche Informationen über sich selbst preiszugeben. Trotzdem konnte er sich eine entsprechende Bemerkung nicht verkneifen: »Ich habe eine Zeit lang für Monty gearbeitet, kann mich aber nicht erinnern, Sie je gesehen zu haben.«
    »Oh, ich fahre nicht immer nur Monty, sondern auch alle anderen hohen Generäle.«
    »Aha. Bitte kommen Sie hier lang. «
    Er brachte sie in das Zimmer, wo Percy Thwaite bereits wartete, und schenkte ihr eine Tasse Tee ein. Er spürte, wie Maude die Aufmerksamkeit genoss, die ihr zuteilwurde. Während Thwaite ihr Fragen stellte, beobachtete er sie genau. Sie war klein, wenn auch nicht so klein wie Flick, und sie war wirklich süß: Sie hatte einen Rosenknospenmund, den sie mit rotem Lippenstift betonte, und auf der Wange einen Schönheitsfleck, der vielleicht auch nur aufgeklebt war. Ihre dunklen Haare waren leicht gelockt.
    »Meine Familie zog nach London, als ich zehn Jahre alt war«, sagte sie. »Mein Papa ist Küchenchef.«
    »Und wo arbeitet

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