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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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für Sie tun, Colonel?«
    »Es geht um eine Angelegenheit, die die nationale Sicherheit betrifft, Professor. Ich erwähne die Tatsache nur ungern, aber Mademoiselle Audin ist eine Fotojournalistin von internationa­ lem Ruf.«
    Sie lächelte. »Totale Diskretion, ich gebe Ihnen mein Wort, Colonel.«
    »Wir sind hergekommen, weil Brigadier Charles Ferguson in London es uns empfohlen hat.«
    »Und warum, meint er, sollen Sie mich aufsuchen?«
    »Weil Sie Fachmann in Angelegenheiten sind, die die IRA betreffen, Professor. Lassen Sie es mich Ihnen erklären.«
    Was er auch sofort tat, wobei er die ganze Affäre so knapp wie möglich schilderte. »Sehen Sie, Professor«, sagte er abschließend, »die beiden Joberts haben in unseren IRA-Alben geblättert, ohne ihn zu finden, und Ferguson ist mit der knap­ pen Beschreibung, die wir ihm übermitteln konnten, auch nicht weitergekommen.«
    »Sie stecken wirklich in Schwierigkeiten.«
    »Mein Freund, dieser Mann ist nicht irgend jemand. Er muß ein echter Spezialist, etwas ganz Besonderes sein, um so einen Coup zu riskieren. Aber wir wissen nicht mehr von ihm, als daß er vermutlich Ire ist und fließend Französisch spricht.«
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Reden Sie mit den Joberts.«
    Brosnan schaute zu Anne-Marie, dann hob er die Schultern. »Na schön, holen Sie sie rein.«
    Er saß auf der Tischkante und trank von seinem Champagner, während die beiden Männer angesichts der Begleitumstände in verlegener Haltung vor ihm standen. »Wie alt ist er?«
    »Schwer zu sagen, Monsieur«, antwortete Pierre. »Er verän­
    dert sich von einem Augenblick zum nächsten. So als wäre er mehr als nur eine Person. Ich würde sagen, Ende Dreißig.«
    »Und wie sieht er aus?«
    »Klein, blondes Haar.«
    »Er sieht völlig unscheinbar aus«, warf Gaston ein. »Wir
    dachten, er sei ein Anfänger, und dann haben wir gehört, daß er eines Abends in einem Café einen Riesen von einem Mann völlig fertiggemacht hat.«
    »Aha. Er ist also klein, blond, Ende Dreißig und kann sich wehren. Wie kommen Sie darauf, daß er Ire ist?«
    »Als er die Kalaschnikow zusammensetzte, erzählte er, er habe mal gesehen, wie mit so einem Ding ein Landrover voll englischer Fallschirmjäger zerschossen wurde.«
    »Ist das alles?«
    Pierre runzelte die Stirn. Brosnan nahm die Flasche Krug aus dem Kühler, und Gaston sagte: »Nein, da ist noch etwas. Er pfeift ständig eine seltsame Melodie. Ein bißchen unheimlich. Ich hab’ sie auf meinem Akkordeon nachgespielt. Er meinte, es sei etwas Irisches.«
    Brosnans Gesicht war zunehmend starr geworden. Er stand da, hielt die Flasche in der einen Hand, ein Glas in der anderen.
    »Und er mag dieses Zeug, Monsieur«, sagte Pierre.
    »Champagner?« fragte Brosnan.
    »Nun, ja, jeder Champagner ist besser als gar keiner, aber Krug ist seine Lieblingsmarke.«
    »Wie dieser, keine Jahrgangsauslese?«
    »Ja, Monsieur. Er hat gesagt, daß er am liebsten Grande Cu­
    vee trinkt«, sagte Pierre.
    »Das hat der Bastard schon immer getan.«
    Anne-Marie legte eine Hand auf Brosnans Arm. »Du kennst ihn, Martin?«
    »Ich bin mir fast sicher. Könnten Sie die Melodie mal auf dem Flügel da drüben anspielen?« fragte er Gaston.
    »Ich versuch’s, Monsieur.«
    Er klappte den Deckel auf, schlug probeweise einige Tasten an, dann spielte er mit einem Finger die ersten Töne der Melo­ die.
    »Das reicht schon.« Brosnan wandte sich zu Hernu und Sava­ ry um. »Ein altes irisches Volkslied, Die Lerche fliegt im Morgengrauen. Und es sieht sehr schlecht für Sie aus, meine Herren, denn der Mann, den Sie suchen, ist Sean Dillon.«
    »Dillon?« fragte Hernu. »Natürlich. Der Mann mit den tau­
    send Gesichtern, wie jemand ihn mal genannt hat.«
    »Das ist zwar leicht übertrieben«, sagte Brosnan, »aber man kann es durchaus so ausdrücken.«

    Sie schickten die Joberts nach Hause, und Brosnan und AnneMarie nahmen auf einem Sofa gegenüber Hernu und Savary Platz. Der Inspektor machte sich Notizen, während der Ameri­ kaner erzählte.
    »Seine Mutter starb bei der Geburt. Ich glaube, das war 1952. Sein Vater war Elektriker. Er ging nach London, deshalb besuchte Dillon dort die Schule. Er hatte ein unglaubliches schauspielerisches Talent, war irgendwie genial. Er kann sich verwandeln, während man ihm zusieht. Er zieht einfach die Schultern hoch, wird’ schlagartig fünfzehn Jahre älter. Es ist verblüffend.«
    »Demnach haben Sie ihn gut gekannt?« fragte Hernu.
    »In Belfast in der

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