Die Lerche fliegt im Morgengrauen
sein. Wie auch immer, warten wir es ab und lassen uns überraschen«, dann verließ er mit ihr das Büro.
Sie wurden an der Straßensperre an der Einfahrt in die Dow ning Street überprüft. Mary Tanner blieb im Wagen, während Ferguson durch die berühmteste Tür der Welt eingelassen wurde. Es war ziemlich still im Vergleich zum letzten Mal, als er dort gewesen war, nämlich auf einer Weihnachtsparty, die von Mrs. Thatcher im Säulenzimmer für den gesamten Stab veranstaltet worden war. Reinigungspersonal, Stenotypistin nen, Büroangestellte. Das war typisch für sie. Es war die andere Seite der Eisernen Lady.
Er bedauerte ihr Ausscheiden aufrichtig und seufzte, während er dem jungen Mann die Treppe hinauf folgte, vorbei an den Porträts all jener großen Männer der Geschichte: Peel, Wel lington, Disraeli und viele mehr. Sie erreichten den Korridor, der junge Mann klopfte an eine Tür und öffnete sie.
»Brigadier Ferguson, Herr Premierminister.«
Bei Fergusons letztem Besuch in diesem Arbeitszimmer war es das Zimmer einer Frau gewesen, mit unübersehbar weibli cher Note, doch nun waren die Dinge anders, auf subtile Weise strenger, das spürte er deutlich. Draußen senkte sich die Dun kelheit schnell herab, und John Major las gerade einen Bericht durch, und der Bleistift in seiner Hand wanderte mit beachtli cher Geschwindigkeit von Zeile zu Zeile.
»Entschuldigen Sie. Es dauert nur einen Moment«, sagte er.
Es war die Höflichkeit, die Ferguson verblüffte, diese selbst
verständlich guten Manieren, die man bei Staatsoberhäuptern nicht allzu häufig antraf. Major setzte seine Unterschrift unter den Bericht, legte ihn zur Seite und lehnte sich zurück, ein angenehmer, grauhaariger Mann mit Hornbrille, der jüngste Premierminister des zwanzigsten Jahrhunderts. Der allgemei nen Öffentlichkeit nahezu unbekannt als Nachfolger Margaret Thatchers, und doch hatte seine Behandlung der Golfkrise ihn bereits als einen Staatslenker von besonderem Format ausge wiesen.
»Bitte nehmen Sie Platz, Brigadier, ich habe einen ziemlich engen Terminplan, deshalb komme ich sofort zur Sache. Die Affäre mit Mrs. Thatcher in Frankreich. Offensichtlich sehr beunruhigend.«
»In der Tat, Herr Premierminister. Gott sei Dank ist es glimpflich ausgegangen.«
»Ja, aber das scheint mehr ein Glücksfall gewesen zu sein. Ich habe mit Präsident Mitterrand gesprochen, und er hat sich einverstanden erklärt, daß mit Rücksicht auf unsere Interessen und vor allem im Hinblick auf die derzeitige Situation im Golf eine totale Nachrichtensperre verhängt wird.«
»Und was ist mit der Presse, Herr Premierminister?«
»Nichts wird an die Presse dringen, Brigadier«, versicherte John Major ihm. »Habe ich richtig verstanden, daß es den Franzosen nicht gelungen ist, den Kopf des Unternehmens zu fangen?«
»Ich fürchte, das ist nach meinen jüngsten Informationen der Fall, aber Colonel Hernu vom Action Service hält uns auf dem laufenden.«
»Ich habe mich mit Mrs. Thatcher unterhalten, und sie war es, die mich auf Sie aufmerksam gemacht hat, Brigadier. Wenn ich recht verstehe, ist die Geheimdienstsektion, die unter der Bezeichnung >Gruppe vier< im Jahr 1972 gegründet wurde, nur dem Premierminister verantwortlich und mit der Aufgabe betraut, spezielle Fälle von Terrorismus und subversiven Aktionen zu bekämpfen?«
»Das ist richtig.«
»Was bedeutet, daß Sie fünf Premierministern gedient haben werden, wenn wir mich selbst dazunehmen.«
»Das stimmt leider nicht ganz, Herr Premierminister«, sagte Ferguson. »Wir haben im Moment ein Problem.«
»Ja, ich weiß davon. Den gewöhnlichen Sicherheitsleuten hat Ihre Existenz nie gepaßt, weil das Ganze zu sehr nach einer Privatarmee des Premierministers aussah. Deshalb hat man auch angenommen, daß ein Wechsel in Downing Street zehn genau der richtige Zeitpunkt wäre, um sich Ihrer zu entledi gen.«
»Das befürchte ich, Herr Premierminister.«
»Nun, dazu ist es nicht gekommen, und dazu wird es nicht kommen. Ich habe mit der Generaldirektion der Security Services gesprochen. Es ist für Sie Sorge getragen.«
»Sie können mir keine größere Freude machen.«
»Gut. Ihre vordringlichste Aufgabe ist natürlich, denjenigen zur Strecke zu bringen, der hinter dieser französischen Angele genheit steckt. Wenn er von der IRA kommt, dann ist das wohl unsere Sache, meinen Sie nicht?«
»Absolut.«
»Schön. Dann klemmen Sie sich dahinter. Halten Sie mich über
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