Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Früchte getragen. Präsident Mitterrand begnadigte ihn. Er hat seine Weste wieder reingewaschen.«
»Und so ist er an die Sorbonne gekommen? Er dürfte dort der einzige Professor sein, der einen Polizisten erschossen hat.«
»Tatsächlich haben ein oder zwei andere das im Krieg auch getan, als sie bei der Resistance kämpften.«
»Kann man je aus seiner Haut heraus?« fragte sie.
»O ihr Kleingläubigen. Wie ich schon sagte, Sie finden seine Akte im Arbeitszimmer, wenn Sie mehr wissen wollen.« Er reichte ihr einen Bogen Papier. »Das ist die Beschreibung des geheimnisvollen Mannes. Nicht viel, um gezielt aktiv zu werden, aber füttern Sie trotzdem den Computer damit.«
Sie ging hinaus.
Kim kam mit einem Exemplar der Times herein. Ferguson überflog die Schlagzeilen und blätterte weiter zur Seite zwei, wo seine Aufmerksamkeit sofort von der gleichen Notiz über den Besuch Mrs. Thatchers in Frankreich gefesselt wurde, die auch im Paris Soir erschienen war.
»Tja, Max«, sagte er leise, »viel Glück«, und er schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein.
3
Es war in Paris an diesem Morgen viel wärmer, und der meiste Schnee war bis zum Mittag getaut. Auch auf dem Land herrschte Tauwetter, nur hier und da auf den Hecken waren noch weiße Flecken zu sehen, als Dillon nach Valenton fuhr und sich dabei vorwiegend an Nebenstraßen hielt. Er war auf dem BMW-Motorrad aus der Garage unterwegs und trug die Uniform eines CRS-Polizisten mit Helm und Motorradbrille und hatte sich eine MAT49er Maschinenpistole über dem
dunklen Regenmantel vor die Brust geschnallt.
Es war natürlich völliger Wahnsinn hinzufahren, aber er konnte der Aussicht auf ein Gratisspektakel nicht widerstehen. Nachdem er seine Straßenkarte zu Rate gezogen hatte, verließ er an einem Zaungatter eine schmale Landstraße, folgte zu Fuß einem Pfad durch ein kleines Wäldchen und gelangte zu einer niedrigen Steinmauer auf einem Hügel. Etwa zweihundert Meter unterhalb seines Standortes lag der Bahnübergang. Der schwarze Renault stand immer noch dort, wo er ihn geparkt hatte. Keine Menschenseele war zu sehen. Etwa fünfzehn Minuten später fuhr ein Eisenbahnzug vorbei.
Er sah auf die Uhr. Viertel nach zwei. Er richtete sein Fern glas wieder auf die Szene unter ihm, und dann näherte sich der weiße Renault auf der Straße und stellte sich halb quer, um den Bahnübergang zu blockieren. Dicht dahinter befand sich ein Peugeot. Pierre saß am Lenkrad, hatte bereits den Rückwärts gang eingelegt und wendete, während Gaston auf ihn zurannte. Es war ein älteres Modell mit dunkelroter und cremefarbener Lackierung.
»Sehr hübsch«, meinte Dillon leise, während der Peugeot verschwand.
»Und jetzt die Kavallerie«, sagte er halblaut und zündete sich eine Zigarette an.
Es dauerte etwa zehn Minuten, bis ein großer Lastwagen die Straße herunterkam und bremste, weil ihm der Weg versperrt war. Er hatte einen hohen Planenaufbau, dessen Seitenflächen mit Steiner Electronics beschriftet waren.
»Von wegen Elektronik«, sagte Dillon.
Ein schweres Maschinengewehr auf der Ladefläche des Lastwagens eröffnete das Feuer durch die Plane und durchsieb te den Renault. Als die Schüsse verhallten, holte Dillon einen elektronischen Fernzünder aus schwarzem Plastik aus der Tasche, schaltete ihn ein und zog die Antenne heraus.
Ein Dutzend Männer in schwarzen Overalls und Schutzhel
men, alle mit Automatikgewehren bewaffnet, sprang aus dem Lastwagen. Während sie sich dem Renault näherten, betätigte Dillon den Zünder. Die Sprengladung in dem zweiten schwar zen Kasten, der, wie er Pierre geantwortet hatte, zusätzliche Munition enthielt, explodierte sofort. Das Fahrzeug flog auseinander, und Blechteile stiegen im Zeitlupentempo in die Luft. Mehrere Männer lagen auf dem Erdboden, andere rannten in Deckung.
»Bitte sehr, meine Herren, da haben Sie was zum Nachden ken«, sagte Dillon.
Er ging durch das Wäldchen zurück, hob die BMW vom Ständer, schwang sich in den Sattel und fuhr davon.
Er öffnete das Tor des Lagerhauses in der Rue de Heller, stieg wieder auf das Motorrad, fuhr in die Halle und bockte es auf. Während er sich anschickte, das Tor zu schließen, rief Makeev von oben: »Es ist schiefgegangen, oder?«
Dillon nahm den Helm ab. »Ich fürchte, ja. Die Joberts haben mich auffliegen lassen.«
Während er die Treppe hochstieg, musterte Makeev ihn aner kennend. »Die Verkleidung gefällt mir. Ein Polizist ist für die Leute nur eine
Weitere Kostenlose Bücher