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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sagte sie und öffnete ihre Schreibtischschublade. Sie fand das Heft und schlug die Flüge nach Belfast nach. »Die letzte Maschine geht um halb neun. Das schaffen Sie unmög­ lich. Wir haben jetzt Viertel vor sieben. Im Abendverkehr nach Heathrow rauszufahren ist absolut tödlich. Und bei diesem Wetter dauert es vermutlich noch länger. Sie brauchen minde­ stens eine Stunde, wenn nicht gar anderthalb.«
    »Ich weiß«, sagte Dillon. »Und wie sieht es morgen früh aus?«
    »Die gleiche Zeit, acht Uhr dreißig.«
    »Dann muß ich eben auf eine Stunde Schlaf verzichten.«
    »Halten Sie Ihr Vorhaben für klug?«
    »Was ist schon klug im Leben? Ich erledige das, keine Sor­
    gen. Ich melde mich bei Ihnen.«
    Er legte den Hörer auf, grübelte einige Sekunden vor sich hin, dann rief er bei British Airways an und buchte einen Platz in der Morgenmaschine und ließ den Rückflug offen. Er zündete eine Zigarette an und trat ans Fenster. Ob es klug sei, hatte sie ihn gefragt, und er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was Tommy McGuire einundachtzig über ihn gewußt hatte. Nichts von Danny Fahy, das war sicher, denn Fahy hatte damals mit seinen Aktivitäten nichts zu tun, jedenfalls nicht offiziell. Die Verbindung mit ihm war eine rein persönliche Angelegenheit. Doch Jack Harvey war etwas ganz anderes. Schließlich war es McGuire gewesen, der ihm Harvey als Waffenlieferanten empfohlen hatte.
    Er zog sein Jackett an, nahm den Trenchcoat von der Garde­ robe und ging hinaus. Fünf Minuten später hielt er an der nächsten Straßenecke ein Taxi an. Er stieg ein und nannte als Fahrtziel Covent Garden.

    Gordon Brown saß im Lichtkegel der Schreibtischlampe Ferguson gegenüber. Er hatte noch nie in seinem Leben soviel Angst gehabt. »Ich wollte nichts Böses, Brigadier, das schwöre ich.«
    »Warum haben Sie dann eine Kopie des Berichts einge­ steckt?«
    »Einfach so. Es war dumm, ich weiß, aber ich fand es einfach toll, weil der Bericht für den Premierminister bestimmt war.«
    »Ihnen ist doch klar, was Sie getan haben, Gordon, ein Mann mit Ihrer Erfahrung.«
    Detective Inspector Lane von der Spezialabteilung war Ende Dreißig. In seinem zerknautschten Tweedanzug und mit seiner Brille sah er aus wie ein Schulmeister. Er sagte: »Ich frage Sie noch einmal, Mr. Brown.« Er beugte sich über den Schreib­ tisch. »Haben Sie früher schon mal Kopien entwendet?«
    »Ehrlich nicht. Ich schwöre es Ihnen.«
    »Sind Sie niemals von einer anderen Person aufgefordert worden, so etwas zu tun?«
    Gordon schaffte es, aufrichtig schockiert zu erscheinen. »Lieber Gott, nein, Inspector! Das wäre doch Verrat! Ich war schließlich Sergeantmajor beim militärischen Geheimdienst.«
    »Ja, Mr. Brown, das alles ist uns bekannt«, sagte Lane.
    Die Haussprechanlage meldete sich, und Ferguson nahm den Hörer ab. Es war Lanes Assistent, Sergeant Mackie. »Ich bin draußen, Brigadier. Ich war bis vorhin in der Wohnung in Camden. Ich denke, Sie und der Inspector sollten mal heraus­
    kommen.«
    »Vielen Dank.« Ferguson legte den Hörer auf. »Na schön, Gordon, ich denke, wir sollten Ihnen Gelegenheit geben, noch einmal über alles nachzudenken. Inspector?«
    Er nickte Lane zu, stand auf und ging zur Tür. Lane folgte ihm. Mackie stand immer noch in Hut und Mantel im Vorzim­ mer. In der Hand hielt er einen Plastiksack.
    »Haben Sie etwas gefunden, Sergeant?« erkundigte sich Lane.
    »So könnte man es nennen, Sir.« Mackie holte einen Papp­ ordner aus dem Sack und schlug ihn auf. »Eine ziemlich interessante Sammlung.«
    Die Kopien der Berichte waren sorgfältig nach ihrem Datum abgeheftet. Der jüngste Bericht für den Premierminister lag zuoberst.
    Lane schüttelte den Kopf. »Mein Gott, Brigadier, er treibt dieses Spiel schon eine ganze Weile!«
    »So sieht es aus«, sagte Ferguson. »Aber zu welchem Zweck?«
    »Sie meinen, er arbeitet für jemanden, Sir?«
    »Ohne jeden Zweifel. Die derzeitige Operation, mit der ich betraut bin, ist überaus heikel. Es hat einen Anschlag auf einen Mann in Paris gegeben, der für mich arbeitet. Dabei ist eine Frau ums Leben gekommen. Wir haben uns gefragt, wie der Täter von der Existenz der beiden wissen konnte, Sie verste­ hen, was ich meine. Jetzt sehen wir klar. Einzelheiten dieser Berichte wurden offenbar an eine dritte Person weitergegeben. Anders ist es nicht zu erklären.«
    Lane nickte. »Dann müssen wir ihn eben noch ein wenig härter bearbeiten.«
    »Nein, dazu haben wir keine Zeit.

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