Die Letzte Arche
Erster Hilfe oder Erstversorgung. Ebenso wie Masayo und einige seiner Jungs.«
»Da habt ihr’s«, sagte Masayo. »Ihr braucht uns also doch.«
»Aber wir sind in hohem Maße auf Doc Wetherbee hier angewiesen«, meinte Kelly. »Gordo Alonzo wird uns ganz schön aufs Dach steigen, damit wir eine Möglichkeit finden, ihn zu unterstützen. Hör mal, Mike, ich will dich nicht noch zusätzlich
unter Druck setzen. Aber vielleicht könntest du zusammen mit Grace die vielversprechendsten Sanitäter unter den Kandidaten herauspicken. Überleg dir ein Ausbildungsprogramm. Vorläufig haben wir noch Fernunterstützung vom Boden; solange es nicht um Chirurgie oder um Traumafälle geht, wird das wohl eine Hilfe sein.«
»Aber wir werden den Kontakt verlieren, sobald wir in den Warp-Modus wechseln«, sagte Zane kalt. »Und wenn die Wellen sich über Alma schließen.«
»Das weiß ich, Zane«, blaffte Kelly. »Aber bis dahin haben wir noch Zeit, Lösungen zu finden. Wie steht’s mit der genetischen Diversität, Grace? Die Sozialingenieure haben ihre Auswahlparameter sogar bei den Eindringlingen beizubehalten versucht. «
»Um das umfassend beantworten zu können, müssen wir eine DNA-Analyse durchführen«, sagte Grace. »Aber von den Militärangehörigen ist nur eine Person weiblich. Und zwei sind sogar Brüder, die Shaughnessys.«
»Brüder.« Mike Wetherbee lachte bellend. »Herr im Himmel! Selbst das haben wir verbockt.«
»Soll das jetzt bis zum Scheiß-Jupiter so weitergehen?«, fragte Masayo grollend.
Kelly verschränkte die Arme. »Ich mag euch nicht, und auch nicht die Art, wie ihr euch Zutritt zum Schiff verschafft habt. Aber jetzt sitzen wir alle in diesem Kahn fest, und zwar für den Rest unseres Lebens. Und wir haben keinen Platz für Leute, die nichts leisten, Masayo.«
»Schön«, sagte Masayo. »Wir wollen ja arbeiten.«
»Gut. Holle?«
Holle ließ den Blick lächelnd über die Gruppe schweifen. Sie sah aus, als machte ihr die Versammlung Spaß. Die Spannung
ließ merklich nach. Grace bewunderte ihr unauffälliges Geschick. »Wir müssen dringend eine Wartungsroutine einführen. Wir sind achtundsiebzig Personen, in einen engen Raum gezwängt. «
»Ja, und mir scheint’s ein verdammt enger Raum zu sein«, sagte Masayo. »Wie viel Platz haben wir eigentlich?«
Holle tippte auf ihrem Handheld herum und suchte nach Zahlen. »Ihr wisst ja, dass die beiden Module auf Ares-Treibstofftanks basieren – ihrerseits abgeleitet vom Außentank der alten Space Shuttles. Jedes ist ein Zylinder von ungefähr acht Metern Durchmesser und fünfzig Metern Länge. Ein Teil des Durchmessers wird von den Wassertanks unter der Hülle, den Ausrüstungs-Racks und so weiter eingenommen. Uns bleiben ungefähr viertausendsiebenhundert Kubikmeter Wohnraum in den Modulen. Das ist ungefähr das Dreifache der Druckkabine einer Boeing 747. Ungefähr das Fünffache des verfügbaren luftgefüllten Raums in der ISS …«
»Aber eine dreizehn Mal so starke Crew«, warf Kelly ein.
»Und leider steht uns momentan noch nicht einmal der maximale Raum zur Verfügung, weil wir im unteren Drittel jedes Moduls die Komponenten des Warp-Generators unterbringen mussten.
Es wird harte Arbeit sein, ein solch geringes Raumvolumen bewohnbar zu erhalten. Wir werden dir und deinen Jungs die Grundlagen des Raumflugs beibringen, Masayo. Zum Beispiel: All das Zeug, das bei Schwerkraft zu Boden fällt, der Staub, der sich absetzt, also, in der Mikrogravitation tut er das nicht, und darum ist unsere Atemluft voller Unrat – darunter auch Stückchen von uns selbst. Wir werden jeden Tag die Wände abschrubben müssen, wenn wir uns nicht Algenwachstum und Schimmel zuziehen wollen. Außerdem müssen wir Brennstoffzellen
reinigen, Batterien aufladen, Abwasser sammeln, Kohlendioxid-Scrubber-Behälter auswechseln, Trinkwasser chlorieren und so weiter. Wir müssen Dienstpläne aufstellen. Ich poste Entwürfe ins Schiffsarchiv, wenn wir fertig sind.«
Masayo verschränkte die Arme. »Wir sollen für euch die Putzkolonne machen. Das willst du doch sagen.«
Kelly beugte sich vor. »Wenn ihr Fertigkeiten besitzt, die wir auf diesem interstellaren Raumschiff gegenwärtig dringender brauchen, dann lasst es mich wissen. Auf längere Sicht, mit Hilfe vom Boden, können wir herausfinden, wie wir das Beste aus den Fähigkeiten und Erfahrungen machen können, die jeder von uns mitbringt. Aber vorläufig, ja, da werdet ihr putzen. Und ich auch, so wie wir alle. Wenn du
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