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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschmutzten, blutbesudelten Militäruniformresten gewesen. Sie kannte nicht einmal die Hälfte der Eindringlinge. So viele Leute hatten es aufs Schiff geschafft, die sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Aber alle waren jung, fast alle jünger als Grace mit ihren sechsundzwanzig Jahren. Nun, die meisten Militärangehörigen, die an vorderster Front kämpften, waren jung, also war das vielleicht nicht weiter überraschend.
    Der Raum begann sich zu füllen. Die Mitglieder der Crew drängten sich um Kellys Tisch, suchten sich Streben an der Wand oder der Decke, wo sie wie Fledermäuse hingen, und kleckerten herum, indem sie Kaffeebecher von einem zum anderen
segeln ließen. Von den Decks über und unter ihnen, gut sichtbar durch die Gitterabtrennungen, kam ein konstanter Radau. Das Modul maß von einer gekrümmten Wand zur anderen nur acht Meter. Racks mit rundem Rücken, die an jeder Wand standen – Ausrüstungslager und Magazine, die alles enthielten, was man für einen bis zu zehnjährigen Aufenthalt auf einem Sternenschiff brauchte –, reduzierten das verfügbare Volumen noch mehr. Grace hatte genug von der Konstruktion des Moduls gesehen, um zu glauben, dass es ein Wunderwerk der Packkunst, der Raum- und Speichereffizienz war. Es gab einfach nur nicht genug freien Raum, verdammt nochmal. Manchmal kam es ihr so vor, als lebten sie in einem riesigen, überfüllten Treppenschacht, oder vielleicht in einem Gefängnis.
    Als gestiefelte Füße vor ihrem Gesicht herumwedelten, kauerte Grace sich zusammen und träumte davon, über eine leere Prärie zu wandern.
     
    Schließlich waren sie vollzählig versammelt, und Kelly klopfte mit einem Griffel auf die Tischplatte, um sie zur Ordnung zu rufen.
    »Okay, Sitzung des Schiffsrats heute, am vierzehnten Februar 2042. Den Vorsitz führt Kelly Kenzie.«
    »Alles Gute zum Valentinstag, Schnuckelchen«, rief einer von Masayos Jungs, und es gab gedämpftes Gelächter.
    Kelly ignorierte es mit steinerner Miene. »Die Diskussion wird später nach Alma übertragen, zwecks Anmerkungen und Ratschlägen. Beginnen wir mit den Sektionsberichten. Zane, willst du den Anfang machen?«
    Zane war der offizielle Leiter eines Teams, das sich mit den exotischeren technischen Angelegenheiten befasste. Der Antrieb der Orion sei fürs Erste abgeschaltet und gesichert worden, ohne dass größere Defekte aufgetreten seien, berichtete er, und
vorbehaltlich des Ergebnisses von Inspektionen wie derjenigen, die Wilson gerade durchführte, scheine es keinen Grund zu geben, warum der Antrieb ihnen nicht ebenso gute Dienste leisten solle, wenn sie zum Jupiter kamen. »Am Ende werden wir wahrscheinlich noch einen Haufen Atombomben übrig behalten«, sagte er.
    Unterdessen sollten die Prometheus-Reaktoren bald einsatzfähig sein. Das waren hoch entwickelte Triebwerke, die auf Konstruktionsentwürfen für ein dann doch nicht gebautes unbemanntes Raumfahrzeug namens Jupiter-Eismonde-Orbiter beruhten. Wenn sie die Arbeit aufnahmen, würden die Treibstoffzellen entlastet werden. Und die vorläufig in den unteren Sektionen der Module untergebrachte Warp-Blasen-Ausrüstung, die im Jupiterorbit montiert werden sollte, schien durch die Ereignisse beim Start keine Schäden davongetragen zu haben.
    Venus meldete sich aus der Kuppel und berichtete, ihr Planetensuchprojekt sei probehalber gestartet worden. Eigene Forschungen sollten die Beobachtungen von Teleskopen in der Erdumlaufbahn wie dem Hubble und noch vorhandenen terrestrischen Instrumenten wie denen in Chile ergänzen. Die nützlichste Arbeit würde in den Monaten geleistet werden, die sie im Jupiterorbit in einer konstanten Entfernung von der Erde verbrachten; dann würden sie ernsthaft daran gehen, das Ziel der Arche auszuwählen. Zugleich trug Venus auch die Verantwortung für GN & C, ein NASA-Acronym für »guidance, navigation and control« – das Leit-, Navigations- und Kontrollsystem des Schiffes. Sie gab die Ergebnisse ihrer jüngsten Kurskorrektur hinsichtlich der Exaktheit ihrer Flugbahn auf drei Achsen bekannt: »Minus eins, plus eins, plus eins. Viel besser geht’s nicht.«
    »Okay. Holle?«

    Holle Groundwater leitete ein Team, das für prosaischere Aspekte der Schiffssysteme zuständig war, aber sie rasselte ihre Akronyme ebenso lässig herunter wie die anderen. »Comms« – Kommunikationssysteme – verstand Grace ohne Weiteres. »EPS« stand für »electrical power system«, die Schiffselektrik. »ECLSS« – »environmental control and

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