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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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pittoresken alten Goldgräberstadt mit ihrem umkämpften Anspruch übrig, die höchstgelegene Ortschaft in Amerika zu sein. Arbeitstrupps hatten sie weitgehend demontiert, zuerst, um Rohmaterial für die Befestigungsanlagen zu beschaffen, dann, um Flöße zu bauen, große, schwimmende Gebilde aus Öltanks, Plastikplanen und geteertem Segeltuch, die vorläufig noch unheilverkündend im Freien standen, bereit für die endgültige Evakuierung.
    Gab es innerhalb des Geländes nichts zu tun, war man am besten dran, wenn man im Hinterland, wie die Befehlshaber es nannten, auf Patrouille ging, einem ausgedehnten Gebiet mit einem Durchmesser von ein paar Kilometern um Alma herum, einem Flickenteppich aus Anhöhen und überfluteten Tälern. Hier war hoch gelegenes, einst von Kiefern bestandenes Gelände nach dem Holzeinschlag in Ackerland verwandelt worden; tausend winzige, armselige Farmen drängten sich auf dem mageren Boden. Die Menschen betrieben Landwirtschaft sogar bis zum Gipfel des Mount Bross hinauf, dem höchsten Punkt hier in der Gegend; sie brachen das karge Land mit eigener Muskelkraft auf, denn es gab kein Öl mehr für Traktoren und Pflüge, nicht einmal mehr Pferde. Mel hatte Patrick Groundwater einmal sagen hören, die Amerikaner müssten Methoden der Subsistenzlandwirtschaft wiederbeleben, die im mittelalterlichen Europa benutzt worden seien.
    Heute war Mel zum ersten Mal noch weiter hinausgeschickt worden, zu einem der Eye-Dee-Auffanglager außerhalb des Hinterlands, die die nach Alma hineinführenden Täler und Bergschluchten verstopften. Er wusste nicht, was er in dem Lager dort draußen am Highway 9 zu erwarten hatte. Er versuchte, nicht auf den Mist zu hören, den die Veteranen erzählten, was sie alles
gesehen hatten und was sie hatten tun müssen, aber ihre Worte schlängelten sich in den Kopf, wie es ja auch beabsichtigt war.
    Mel wünschte, er wäre nicht ausgerechnet heute mit dieser Ablenkung, diesem Aufruhr konfrontiert.
    Er schaute zu dem trüben, wolkenübersäten Himmel hinauf und fragte sich, wo der Jupiter war – der Jupiter, wo die Arche-Crew ihren fünfzehnmonatigen Aufenthalt beinahe abgeschlossen hatte. Es würde jetzt keine vierundzwanzig Stunden mehr dauern, bis die nächste Phase ihrer Mission begann, wenn das Schiff sich in eine Warp-Blase hüllen und zu den Sternen entschwinden würde. Während dieser letzten paar Stunden, nach denen Holle nicht einmal mehr im selben Sonnensystem sein würde wie er, wäre er gern in der Nähe des Kontrollzentrums geblieben, wo die Nachrichten von den fantastischen Ereignissen eintrafen, die sich am Himmel abspielten. Aber er hatte keine Wahl.
    Im März 2044 – die weltweite Flut näherte sich einer Höhe von drei Kilometern über dem alten Meeresspiegel – hatten nicht viele Menschen eine Wahl.
     
    Im Auffanglager wurde die Einheit zu einer Zeltstadt geschickt, ihrem Quartier für die nächsten paar Nächte. Eine andere Einheit aus ramponiert aussehenden, müden jungen Leuten formierte sich gerade, um ihrerseits nach Süden zu marschieren. Sie waren schweigsam und verdrossen.
    Don Meisel, jetzt ein Lieutenant in einer relativ frischen und sauberen Uniform der Polizei von Denver, wartete am Straßenrand. Als er Mel erblickte, rief er ihn zu sich herüber. Auf der rechten Wange trug er eine tiefe Narbe von einer schlecht gereinigten und amateurhaft zugenähten Wunde, und eine dicke Sonnenbrille verbarg seine Augen. Sein rotes Haar war grau gesprenkelt.
Mit sechsundzwanzig war Don ein Jahr älter als Mel. Mel fand, dass er erheblich älter aussah.
    Mel rang sich ein Lächeln ab. »Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mich freue, dich zu sehen.«
    »Ja. Nicht unter diesen Umständen. Die Arche …«
    »Alles auf Kurs, wie ich gerade gehört habe.« Das war letzte Nacht gewesen, als Patrick Groundwater ihn in der Kaserne angerufen hatte.
    »Was das betrifft, können wir jetzt sowieso nichts unternehmen. « Don schaute sich um. »Deine Einheit arbeitet heute mit meiner zusammen. Hör zu, der erste Tag ist der schlimmste. Ich hab’s überstanden – denk einfach daran. Wenn ein Trottel wie ich das schafft, kannst du das garantiert auch. Zieh für ein paar Minuten deine Stiefel aus. Ich glaube, es gibt was Warmes zu essen.« Don berührte einen Ohrstöpsel und nickte geistesabwesend. »Wir sehen uns später.« Er marschierte davon.
    Mel folgte seinen Kameraden in die Zeltstadt, wo die Männer sich schon um Kojen zu streiten begonnen hatten, die

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