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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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rationalerer Ort zu sein. Wilsons Führung hatte ihre Mängel, aber er legte ein nüchternes Verständnis für die menschliche Natur an den Tag.
    »Ich möchte in dieser Angelegenheit keine Zeit verschwenden«, begann er. »Versuchen wir, eine Entscheidung zu treffen, uns hinter sie zu stellen und sie in die Tat umzusetzen. Alle einverstanden? Okay. Soweit ich sehe, liegen drei Optionen auf dem Tisch. Erstens: hier bleiben, Erde II besiedeln. Zweitens: mit der Arche zur Erde zurückfliegen. Drittens: weiterfliegen zu Venus’ Erde III, im Lepus. Ist das richtig so? Also, stimmen wir ab. Wir fangen mit Handzeichen an, und ich hoffe bei Gott, dass wir eine bequeme Mehrheit für die eine oder andere Option bekommen. « Er warf einen Blick auf einen Monitor. »Ihr da drüben in Seba, seht ihr mich? Also gut. Ich bitte um Handzeichen
für die Erde II … und für die Erde … und für die Erde III. Scheiße.«
    Gedämpfte Belustigung unter den Mitgliedern der Crew, schwarzer Humor. Alle drei Alternativen hatten beträchtliche Unterstützung gefunden.
    »Plan B«, rief Wilson. »Wir teilen uns in Gruppen auf. Dann bekommen wir eine akkurate Zählung und sehen weiter. Wer zur Erde II will, kommt runter und versammelt sich hier drüben. Erde links von mir. Erde III rechts …«
    Bei Holle schrillten die Alarmglocken. Sie befürchtete sofort, dass die Gruppe vielleicht nie wieder zusammenfinden würde, wenn Wilson die unterschiedlichen Meinungen in eine physische Spaltung umsetzte. Aber es war zu spät. Ihr blieb nichts weiter übrig, als sich in Bewegung zu setzen und ihrer eigenen Entscheidung Ausdruck zu verleihen.
    Sie gesellte sich zu der Gruppe um Venus, die zur Erde III weiterfliegen wollte. Wilson kam ebenfalls dazu. Grace Gray schloss sich ihnen zusammen mit Helen an, ebenso wie Theo Morell. Desweiteren Zane, was für Holle keine Überraschung war, und Doc Wetherbee. Das war eine.
    Holle sagte: »Du bleibst also bei deinem Warp-Antrieb, Zane?«
    »Nicht nur das.« In seinen Augen war ein Glanz, eine Art manischer Berechnung. Holle glaubte, dass dies Zane 3 war, die Amnestiker-Hülse, die übrig geblieben war, als seine anderen Alter Egos sich abgespalten hatten.
    »Was dann?«
    »Außerhalb des Schiffes ist nichts. Nichts! Wenn die anderen rausgehen, hören sie auf zu existieren. Ich habe gar keine andere Wahl, als an Bord zu bleiben.«
    Wetherbee schenkte Holle ein grimmiges Lächeln. »Wie könnte ich meinen Starpatienten allein lassen?«

    Venus sah Wilson an. »Hätte nicht gedacht, dass du zu uns kommen würdest, Wilson, nach dem, was du über ›Kryptone‹ zu sagen hattest.«
    Wilson grinste. »Pure egoistische Berechnung. Schau dich um. Hier in diesem Schiff, bin ich ein großer Mann. Unten auf einem Planeten bin ich gar nichts. Ich will kein Bauer sein. Und wenn ich zur Erde zurückfliege, wird man mich wahrscheinlich vor den Kadi zerren. Nein, ich bleibe bei dem, was ich habe.«
    Holle schaute sich um und beobachtete, wie sich die anderen Gruppen bildeten. Wie zu erwarten, wurde die Erde-Fraktion von Kelly Kenzie angeführt, mit Masayo Saito und einer Reihe anderer Illegaler, einschließlich der Shaughnessys, an ihrer Seite. Zu den Möchtegernkolonisten der Erde II gehörten Elle und ihr Partner Thomas Windrup, außerdem Cora Robles, eine werdende Mutter. Holle nahm eine rasche Zählung vor und schätzte, dass Venus’ Erde-III-Gruppe, die größte, etwas über vierzig Erwachsene mit ihren Kindern umfasste, Kellys Erde-Gruppe ungefähr neunzehn und das Erde-II-Lager vielleicht fünfzehn Personen.
    Als die Versammlung sich in Gruppen aufgeteilt hatte, trat Wilson vor. »Und was nun? Ich denke, das naheliegende Verfahren wäre, den dritten Platz zu streichen. Dann, je nach den Zahlen …«
    »Von wegen«, fauchte Kelly Kenzie. Sie trat vor und baute sich vor Wilson auf. »Ich sehe genau, wohin das führen würde. Auf gar keinen Fall werde ich mich dir und deinen Manipulationen unterwerfen. Nicht mehr, nicht in dieser Frage.«
    »Ach ja? Das heißt, bloß weil du es sagst, treten wir das ganze Verfahren in die Tonne? Du hast nichts als Scheiße im Kopf, Kelly. Hier geht’s gar nicht um die Erde, sondern bloß um mich,
stimmt’s? Um dich und mich. Gordo Alonzo würde das als Meuterei bezeichnen.«
    »Gordo ist nicht hier. Du kannst es nennen, wie du willst.«
    Sie standen sich unversöhnlich gegenüber. Holle sah, dass Wilsons hartgesichtige junge Männer im ganzen Raum Position bezogen. Auf einmal war die

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