Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Wisst ihr, während unserer interstellaren Reise haben wir die schon auf der Erde begonnene astronomische Durchmusterung ferner Himmelsregionen ausgeweitet und nach bewohnbaren Planeten gesucht, so weit unser ›Auge‹ reichte. Wir dachten, es sei eines der größten Vermächtnisse, die wir der nächsten Generation hinterlassen könnten. Und dabei sind wir auf das hier gestoßen – ein alternatives Ziel.« Sie schnippte effekthascherisch mit den Fingern.
    Das große Bild der Erde II löste sich auf und gab den Blick auf einen tristen roten Stern und einen Planeten frei, der ihn umkreiste, grau-schwarz im zinnoberroten Licht, mit glänzenden Ozeanen. Der blutige Schein des Sterns erfüllte das improvisierte Auditorium.
    »Die Erde III«, verkündete Venus. »Zumindest glaube ich, sie könnte es sein. Der beste erreichbare Kandidat, den wir bei unserer Durchmusterung gefunden haben. Und viel bewohnbarer als die Erde II. Ich habe relevante Daten ins Archiv gestellt.«
    »Scheiße«, sagte Wilson. »Das ist ein Krypton! Gordo hat immer geschworen, er würde uns nicht zu einem Krypton schicken. Du wärmst doch bloß diese alten Diskussionen von vor zehn Jahren auf.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Venus verbissen. »Ja, es ist kein Klon der Erde. Ja, wir hatten diese Diskussionen damals in Gunnison. Aber – na ja, die meisten Sterne in der Galaxis sind nicht wie Sol. Zwei Drittel von ihnen sind Sterne der M-Klasse, wie dieses Baby. Wenn wir lernen können, dort zu leben, können wir überall leben.«

    »Blödsinn!«, schrie jemand, und die Massenstreitereien brachen erneut aus. Die Leute schrien sich wütend an und zeigten mit Fingern aufeinander.
    Holle hingegen wurde von Venus’ Rhetorik mitgerissen. Aber es gab natürlich ein entscheidendes Faktum, das Venus bisher nicht angesprochen hatte.
    Grace Gray hob die Hand. »Venus – welcher Stern ist das?«
    »Von der Erde aus gesehen befindet er sich im Sternbild Lepus, der Hase. In der Nähe des Orion. Nicht mit bloßem Auge sichtbar; er hat keinen Namen, nur eine Katalognummer.«
    »Und wie weit ist es bis dorthin?«
    Venus holte tief Luft. »Er ist weiter draußen, weiter von der Erde entfernt. Noch einmal neunzig Lichtjahre.«
    Bei dreifacher Lichtgeschwindigkeit hieß das: eine Reise von weiteren dreißig Jahren.
    Mehr Empörung. »Noch dreißig Jahre in diesem stinkenden Tank?«
    Kelly trat abrupt an den Rand des Stegs vor, den sie sich mit Holle teilte. Bei der Art, wie sie sich bewegte, wurde Holle bang ums Herz. Dies war ihr Moment, und sie nutzte ihn.
    Wilson wirkte nicht gerade begeistert, aber er nickte und erteilte Kelly damit das Wort.
    »Kommen wir doch zur Sache«, sagte sie. »Diese Geschichte mit der Erde III ist ein Ablenkungsmanöver, eine Chimäre. Die Lösung ist offensichtlich. Wenn es uns größere Anstrengung kostet, hier zu überleben, als wenn wir auf der Erde geblieben wären, hätten wir nicht hierherkommen sollen, es war die Mühe nicht wert.«
    »Und deshalb …«, soufflierte Wilson.
    »Und deshalb sollten wir heimfliegen.« Sie schaute mit zornigem Blick in die Runde, als wollte sie sagen: Wagt es bloß nicht,
mich niederzubrüllen. »Wir setzen die Reise nicht bis in alle Ewigkeit fort. Wir fliegen nach Hause, zur Erde.«
    »Das ist unmöglich«, protestierte Venus. »Nach Hause fliegen – was soll dort sein? Nächstes Jahr geht der Mount Everest unter.«
    »Ganz egal, was wir dort vorfinden, wir kommen schon damit zurecht. Die Arche ist so konstruiert, dass sie uns mindestens fünfzehn Jahre lang am Leben erhält; ich bin sicher, wir können diese Spanne so ausdehnen, dass sie auch die sieben Jahre umfasst, die wir für die Heimreise mit Überlichtgeschwindigkeit brauchen würden. Zane, wir haben doch noch genug Antimaterievorräte, um die Warp-Blase wieder aufzubauen, nicht wahr? Wir können heimfliegen. Wir müssen! Wir haben unser Bestes getan, wir haben diesen weiten Weg zurückgelegt, aber es sollte nicht sein. Dies ist kein geeigneter Ort für uns, für unsere Kinder. Bringen wir sie nach Hause. Mal sehen, was wir auf der Erde aufbauen können.«
    Erneut brachen im Publikum zornige Diskussionen los. Holle versuchte völlig schockiert, durch dieses harte, ehrgeizige Gesicht in Kellys Seele zu schauen.
    Wilson wandte sich Kelly zu. Seine Miene war wütend. »Das kommt nicht aus heiterem Himmel, stimmt’s? Wie lange hast du diesen kleinen Schachzug schon geplant?«
    Sie lächelte ihn mit starrem Blick an. »Und wie lange hast du

Weitere Kostenlose Bücher