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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurde und mit einem scharfen Knacken brach. Fausthiebe trafen Xavi auf Mund, Nase und Augen, und seine Schreie wurden von einem blubbernden Geräusch erstickt.
    »Sie drehen durch«, rief Grace. »Sie werden ihn umbringen. «
    »Er ist unwichtig.« Holle beobachtete immer noch, wie die Rebellen geduldig Schrauben in der Wandverkleidung lösten. »Es ist unsere Schuld. Die meiner Generation. Wilson, du Mistkerl, du konntest dich nicht beherrschen. Und Zane, du Irrer, schau, was du angerichtet hast! Okay, okay.« Sie versuchte mit einer bewussten Anstrengung, sich zu beruhigen. Ihnen blieben vielleicht nur noch Sekunden. »Wir müssen die Leute in Sicherheit bringen. An einen luftdichten Ort.«
    »Die Kuppel«, sagte Helen. »Die Shuttles …«
    »Nicht Shuttle A, das ist weg. Venus hat gesagt, jemand sei damit gestartet. Wilson vielleicht. Shuttle B und die Kuppel. Schafft alle dort hinein. Jeden, der mitkommen will.« Aber die Rebellen würden nicht mitkommen, ganz egal, was sie sagte. »Und holt Zane. Vergesst Zane nicht. Los, beeilt euch!«

    Grace warf Helen einen Blick zu, in dem pure Verzweiflung lag. Holle sah ein Leben voller Liebe und hilfloser Angst, konzentriert in diesem einen Gesichtsausdruck.
    Dann verteilten sich die drei, katapultierten sich zu Trauben verwirrter Menschen hinüber.
     
    Die Rebellen stießen Jeb Holden und Theo Morell zu der gekrümmten Wand hinter dem abgekoppelten Ausrüstungs-Rack. Theo sah, was sie taten: Sie entfernten Schrauben, die irgendein provisorisch dort angebrachtes Wandelement hielten. Jeb weinte unablässig. Tränen und Rotz verteilten sich in der Luft, wenn er den Kopf schüttelte. Dan Xavi war bereits tot, wie Theo sah. Blutbesudelte Rebellen schwebten um seinen verdrehten Körper herum.
    Sie öffneten das Modul.
    Theo versuchte sich aus dem Griff seiner Häscher zu befreien. Er konnte nicht anders. Aber sie packten ihn nur noch fester, und irgendein Scheißkerl verpasste ihm einen barfüßigen Tritt in die Rippen. Eines hatte er heute gelernt: Diese neue, in der Mikrogravitation aufgewachsene Generation verstand es weitaus besser, darin zu kämpfen, als irgendeiner von Wilsons Männern. Sie schienen instinktiv zu wissen, wie sie ihre Körper einsetzen mussten, wie sie sich in der Luft drehen, wann sie sich an etwas festhalten mussten, um sich davon abzustoßen und einen mit Fäusten zu schlagen, mit Füßen zu treten, mit Kopfstößen zu malträtieren oder anzurempeln.
    Er hörte auf, sich zu wehren, und schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können. Denk nach, Theo! Wenn du es jetzt nicht tust, wirst du morgen keine Lösung mehr finden können.
    »Ihr seht, was wir getan haben«, sagte Steel. »Was wir tun werden. Heute ist es so weit, Theo Morell. Heute ist der Tag, an
dem wir die Lüge entlarven. Heute ist der Tag, an dem wir aus diesem blöden Sim-Tank ausbrechen, und dann …«
    »Und dann was? Selbst wenn ihr Recht habt – was wollt ihr dann tun, Steel? Die Macht in Denver übernehmen? Ein Floß bauen? O Gott! Das ist Wahnsinn.«
    In Steels Augen war ein Anflug von Zweifel. Vielleicht hatte sie es tatsächlich noch nicht so weit durchdacht, über ihre Fantasien von diesem Moment der Rebellion und der Rache hinaus. Aber sie war nicht mehr zu stoppen. »Zumindest wird das hier vorbei sein«, sagte sie. »Die Lügen, das vergeudete Leben.«
    »Ich erinnere mich daran, wie Denver überschwemmt wurde.« Jeb Holden hustete und versprühte dabei Blut und Rotz. »Ich erinnere mich an Gunnison und Alma. Ich erinnere mich, wie ich mich an Bord dieses Schiffes durchgekämpft habe. Hab mir im Gesicht irgendeines beschissenen Kandidaten den Knöchel gebrochen. Ich erinnere mich an den Start, an all diese Scheiß-Bomben. Das war alles real! Könnt ihr dämlichen Blagen nicht einfach mal zuhören …«
    Max Baker hieb ihm seinen schweren Schraubenschlüssel auf den Kopf und brachte ihn damit zum Schweigen. Jeb erschlaffte und trieb in der Luft.
    Sie hatten die letzte Schraube gelöst. Theo sah, dass die Platte jetzt nur noch vom Luftdruck im Innern des Moduls an Ort und Stelle gehalten wurde. Seit dem Start hatten sie alle, einschließlich der Illegalen und Eindringlinge, immer wieder für Dekompressionsunfälle trainiert. Theo wusste, dass die Luft durch ein Loch von den Ausmaßen dieser Platte, ungefähr einen Quadratmeter groß, binnen Sekunden aus dem Modul entweichen würde – zwanzig Sekunden, bis der Druck auf ein Zehntel des Normalwerts gefallen war, weitere

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