Die Letzte Arche
ist aus, Jeb, du Scheißkerl. Macht den Boden auf, oder ihr könnt was erleben.«
»Ach wirklich?« Er lachte und spuckte auf sie, aber der größte Teil des Schleimklumpens blieb am Gitter hängen. An der Art, wie er sich an der Trennwand festhielt, die Finger in die Löcher gekrallt, sah Theo, wie viel Angst er hatte. »Nutte! Scheiß-Nutte.« Er stieß sich von der Trennwand ab und schaute sich um. Die anderen, darunter Dan Xavi, den die Lustknaben »das Schwein« nannten, stiegen gerade in ihre Hosen. »Wo ist Wilson?«
»Schon da.« Wilson kam aus seiner Kabine geschwebt. Theo starrte ihn erstaunt an. Wilson trug bereits die kühlende Innenschicht eines Druckanzugs und zog sich gerade die schweren Außenschichten über. Hinter ihm war Terese Baker, fünfzehn Jahre alt, mager, in eine Decke gehüllt, und schaute sich mit großen Augen um. »Scheiße«, sagte Wilson, »ich passe nicht mehr in diesen Anzug. Ich bin ein fetter Sack.« Er lachte.
Jeb fiel das Kinn herunter. »Wo willst du hin, Boss?«
»Zur Raumfähre. Bis sich der Sturm gelegt hat. Ist am besten so – den Brennpunkt entfernen, das Hauptziel abziehen –, das
ist euch doch klar. Ich habe diesen Tag immer kommen sehen, im Gegensatz zu euch. Ruft mich, wenn ihr die Lage unter Kontrolle habt.«
Jeb ballte die Fäuste. »Und wie, zum Teufel, sollen wir das anstellen? «
Wilson langte in seine Kabine zurück und holte einen verschlossenen Metallkasten hervor. »Fünf, sieben, vier«, bellte er. »Öffnen.« Das Schloss öffnete sich mit einem Klicken und gab den Blick auf eine Reihe von Handfeuerwaffen frei. »Die habe ich seit der Razzia unmittelbar nach dem Start aufbewahrt. Es gibt aber nicht viel Munition. Und eine Knarre fehlt. Hat wahrscheinlich Steel geklaut, dieses Miststück. Ist schlauer, als sie aussieht.« Er schob den Kasten zu Jeb hinüber; die Waffen stiegen daraus empor und trieben in der Luft, wobei sie sich langsam drehten. »Kümmere dich darum. So wenig Blutvergießen wie möglich. Denk daran, wir brauchen diese Arschgeigen, um das Schiff in Betrieb zu halten. Aber statuiere ein Exempel an Steel.« Sein Anzug war jetzt geschlossen, er hatte den Helm aufgesetzt, aber das Visier stand noch offen. Mit einer behandschuhten Hand zog er einen Teppich von der Wand. Eine Luftschleuse kam zum Vorschein. Er tippte auf ein Eingabefeld, und die Innentür der Schleuse schwang auf. Dahinter sah Theo das kahle Innere eines der beiden Shuttle-Gleiter des Moduls. Lichter flammten auf.
»Brecht – aus – brecht – aus …«
Wilson hielt an der Schleuse inne und schaute sich um. »Das war’s dann wohl.« Er warf einen raschen Blick zu Terese zurück, die ihn mit großen Augen anstarrte. »Ach, zur Hölle damit.« Er packte sie am Arm und schob sie durch die Schleuse in das Shuttle, ein Gewirr nackter Gliedmaßen. Dann folgte er ihr mit dem Kopf voran, wand sich ein bisschen, um durch die Schleuse
zu kommen, bis seine gestiefelten Füße verschwanden. Die Schleusentür schloss sich, und ein rotes Warnband leuchtete auf.
»Ich glaub’s nicht«, sagte Jeb. »Er wird ablegen! Das Arschloch hätte uns doch mitnehmen können …«
»Nur, wenn er das Modul endgültig verlassen wollte«, erwiderte Theo. »Hier.« Er klaubte Schusswaffen aus der Luft und reichte sie an Jeb und die anderen weiter. Er schob ein Munitionsmagazin in seine eigene Waffe. »Keine Ahnung, was sie vorhaben. Wahrscheinlich wollen sie uns ausräuchern.«
»Jagen wir diesem Miststück Steel eine Kugel in den Kopf.«
Theo versuchte nachzudenken. »Ja. Vielleicht schreckt das die anderen ab. Aber wir können es uns nicht leisten, im Modul wild herumzuballern. Angenommen, wir verteilen uns außen um den Fußboden herum. Wenn wir durch die Luken runtergehen, sagen wir, drei von uns gemeinsam – und nach innen auf Steel feuern …«
Ein donnerndes Krachen ertönte. Theo sah blendend helles Licht, wogenden Rauch. Der Boden öffnete sich wie eine Blume, Metallplatten flogen in den offenen Raum der Brücke. Dan Xavi wurde von einer Platte voll an der Brust erwischt und nach hinten geschleudert.
Theo hörte Schreie, wie die einer Kinderstimme, aber sie waren gedämpft. Ihm klangen die Ohren. Er war benommen; er driftete durch die Luft, außerstande, seine Beine, seinen Kopf zu bewegen.
Dann kamen sie durch die aufgebrochene Barrikade heraufgebrodelt, Steel, Max mit seinem Schraubenschlüssel und andere. Eifrige Hände packten Theo, entwanden ihm die Schusswaffe und zerrten ihn
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