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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas wie Zufall nicht gibt; man muss davon ausgehen, dass jede Entdeckung durchschnittlich, typisch ist. Also: Wenn man eine Welt mit Ruinen findet, wird man auch weitere finden …«
    Holle und Grace saßen in der Kuppel, wo Venus Hof hielt. Venus sprach leise, und die beiden folgten ihrem Beispiel. Auch nach all diesen Jahren schienen gedämpfte Stimmen irgendwie zum dämmrigen Zwielicht der Kuppel zu gehören. Und selbst jetzt geizte Venus noch mit dem Kaffee, und Holle kämpfte gegen die Versuchung an, sie um einen weiteren Becher zu bitten. Sie hockten eng beieinander, die Gesichter sanft erhellt vom Licht der Bildschirme, während die Sterne wie Laternen vor den großen Fenstern hingen. Alle drei waren sie um die sechzig oder älter, mit einem Schopf grob geschnittener grauer Haare, gefurchten Gesichtern und stämmigem steifen Körpern, ohne jede Ähnlichkeit mit den schlanken, glattgesichtigen Mädchen, die vor all diesen Jahren die Arche bestiegen hatten. Und Holle wusste, dass sie am meisten gealtert war.
    Auf dem ganzen Weg vom Jupiter hierher hatten Venus und ihr langsam wechselndes Team von Astronomie- und Physikstudenten
das Universum, das sie durchquerten, von einem in der gesamten Geschichte der Menschheit einzigartigen Aussichtspunkt aus studiert. Und nachdem Venus die über fast vier Dekaden hinweg gesammelten Daten durchforstet hatte, war sie zu einigen Schlüssen gelangt und hatte eine profundere Theorie des Lebens im Universum entwickelt, als es einem Astronomen auf der Erde möglich gewesen wäre.
    »Es ist bemerkenswert, das die Menschheit durch die Analyse der Daten aus den Planetensuch-Projekten genau in dem Moment Leben im Universum entdeckt hat, als ihre eigene Zivilisation wegen der Flut zerfallen ist. Was für eine Tragödie! Allerdings haben wir bloß die stummen Zeugnisse atmosphärischer Veränderungen gefunden, zum Beispiel die Injektion von Sauerstoff und Methan, beides offenbar durch Photosynthese erzeugte chemische Stoffe. Um solche Signaturen zu produzieren, ist kein intelligentes Leben nötig. Aber wir wollten in erster Linie intelligentes Leben finden.
    Doch obwohl wir schon lange vor der Flut jahrzehntelang ins All gehorcht und in den Jahren seit dem Start von der Arche aus noch sorgfältigere Untersuchungen durchgeführt haben, haben wir nichts gefunden. Nichts gehört, keinen Mucks. Und wir haben nicht nur nach Radiosignalen und Signalen im sichtbaren Bereich Ausschau gehalten, möchte ich hinzufügen, sondern auch nach den Lichtern von Städten, nach Industriegasen und Indizien für exotischere Objekte, zum Beispiel nach den Infrarot-Blasen von Dyson-Sphären, nach Wurmlöchern und sogar Warp-Blasen wie unserer eigenen.
    Und doch sehen wir Spuren der ehemaligen Existenz intelligenter Wesen. Das glauben wir zumindest. Selbst wenn es keine richtigen Ruinen, keine offensichtlichen Spuren gibt. Wisst ihr noch, dass die Zahl der Asteroiden im System der Erde II deutlich verringert
war? Und wir haben auch noch andere Verknappungen gefunden, Anisotropien – unterschiedliche Konzentrationen wichtiger Stoffe in verschiedenen Himmelsregionen. Selbst das Sonnensystem wies einige seltsame Defizite auf, die wir mit unseren Modellen der Planetenentstehung nicht wegerklären konnten – zum Beispiel gab es dort zu wenig Neon und Helium.«
    »Und was willst du damit sagen?«, fragte Holle. »Dass jemand vorbeigekommen ist, die ganzen guten Sachen aufgebraucht hat und weitergezogen ist?«
    »Genau das will ich damit sagen. Und weshalb finden wir das? Ich glaube, weil die Galaxis alt ist …«
    Als die Galaxis aus einer gewaltigen, rotierenden Wolke aus Staub, Gas und Eis entstand, die in eine noch größere Tasche aus dunkler Materie eingebettet war, bildeten sich die ersten Sterne wie Reif.
    »In der Urwolke gab es kaum etwas anderes als die aus dem Urknall hervorgegangenen Elemente Wasserstoff und Helium. Jene ersten Sterne, die sich zumeist auf engem Raum im Zentrum der Galaxis bildeten, waren Monster. Sie durchliefen im Eiltempo Fusions-Kettenreaktionen und explodierten zu Supernovae, wobei sie Metalle, Kohlenstoff und Sauerstoff sowie die anderen für das Leben – jedenfalls für Leben wie unseres – erforderlichen schweren Elemente ausspuckten. Die Supernovae wiederum lösten eine Sternentstehungswelle in den Regionen außerhalb des Kerns aus, und diese zweite Sternengeneration war mit den Produkten der ersten angereichert.« Sie formte mit den Händen einen Käfig, der sich langsam

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