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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausdehnte. »Es gab also eine Zone intensiver Aktivität im Zentrum der Galaxis und eine davon ausgehende, sich ausbreitende Welle von Sternbildungen, deren Stoßfront Metalle und andere schwere Elemente mit sich trug. Diese Sternengeburtswelle brach vor vielleicht fünf Milliarden
Jahren über die Region herein, in der sich die Sonne befindet. Die Erde entstand, und damit schließlich auch wir.
    Aber Sol liegt weit draußen, am Arsch der Welt, und wurde erst spät geboren. Die Sternentstehungsphase in der Galaxis hatte schon Milliarden Jahre zuvor ihren Höhepunkt erreicht. Die meisten Sterne, die Planeten mit komplexem Leben tragen können, sind älter als die Sonne, im Durchschnitt zwei Milliarden Jahre älter. Das ist die halbe Lebensdauer der Erde – etwa das Vierfache der Zeit, die seit der Entstehung mehrzelligen Lebens auf der Erde verstrichen ist.«
    »Und du glaubst, dass wir deshalb keine Anzeichen von intelligentem Leben sehen?«, fragte Grace.
    Venus zuckte die Achseln. »Wir kommen zu spät zur Party – wie die Eindringlinge auf der Arche. Sie haben sich höchstwahrscheinlich Milliarden Jahre vor uns entwickelt. Was geschieht mit einer Zivilisation nach Jahrmilliarden? Höchstwahrscheinlich stirbt sie ab, nicht wahr? Oder sie zieht vielleicht woanders hin. Also ich würde mich auf den Weg zum galaktischen Kern machen. Da ist am meisten los, dicht gedrängte Sterne, viel Energie.« Sie warf einen Blick aus den Fenstern. »Die Energie des Sternenlichts ist hier draußen gering, nur ein Millionstel der Kraft des Sonnenlichts in der Nähe der Erde. Deshalb ist die Arche nicht mit Solarpaneelen ausgestattet. Im Kern könnte man einfach im Sternenlicht herumgondeln und all diese kostenlose Energie aufnehmen, die vom Himmel fällt. Da drin muss es wie eine Großstadt sein, heiß, überfüllt, gefährlich. Aber wie auch immer, nach einer Milliarde Jahre haben sie keinerlei Ähnlichkeit mehr mit uns, und sie sind nicht hier .«
    »Und was bedeutet das nun für uns?«, wollte Grace wissen.
    »Wir sind allein «, sagte Venus mit fester Stimme. »Wenn wir erwartet hatten, wir könnten hierherkommen und uns einer
lebendigen galaktischen Zivilisation anschließen – daraus wird nichts. Wir scheinen jung zu sein, in einer sehr alten Galaxis. Wir sind wie Kinder, die auf Zehenspitzen in den Ruinen einer alten Villa herumstreifen. Oder auf einem Friedhof. ›Ha, zieh du durch des Himmels Räume fort, und künde laut, wohin du immer fährst: Dass keine Götter walten dieser Welt.‹ Das ist von Seneca – Medea .«
    Holle sagte: »Du warst schon immer eine Angeberin, Venus.«
    Venus grinste. »Verzeihung.«
    »Ich frage mich manchmal, weshalb uns das so wichtig ist«, sagte Grace. »Ich meine, weshalb sehnen wir uns so danach, intelligente Wesen auf anderen Welten zu finden? Gary Boyle hat immer gesagt, unsere Einsamkeit sei die Folge unserer Evolutionsgeschichte. Unsere Vorfahren waren Hominiden, nicht mehr als eine Gattung in einer Welt voller anderer Arten von Hominiden. Es gibt viele Gattungen von Delphinen und Walen; sie sind nicht allein. Aber unsere Verwandten sind alle ausgestorben, wir haben den Konkurrenzkampf mit ihnen gewonnen. Wir haben uns nicht für eine Welt entwickelt, in der wir die einzigen intelligenten Wesen sind. Wir sind einsam, aber wir wissen nicht, warum.«
    Holle überlegte. »Tja, wenn das alles zutrifft, dann dürfen wir erst recht nicht versagen. Auf der Arche, meine ich. Wenn die Erde fort ist und die Erde II ein Fehlschlag wird, sind wir vielleicht das einzige noch vorhandene Behältnis von Hochintelligenz in der Galaxis.«
    »Eine ganz schöne Verantwortung«, murmelte Grace.
    »Vor allem, weil wir so dumm sind wie Schifferscheiße«, sagte Venus. »Ich meine, wir halten ja nicht mal ein paar Jahre in dieser Konservendose durch, ohne aufeinander loszugehen.«
    Sie schwiegen eine Weile, und Holle fragte sich erneut missmutig, ob Venus jemals auf die Idee kommen würde, ihnen
einen zweiten Becher Kaffee anzubieten. Schließlich sagte sie: »Wisst ihr, ich denke manchmal, wir waren furchtbar schlecht gerüstet, wir Kandidaten. Wir haben unser ganzes Leben lang für diese Mission trainiert, aber wir waren keine abgerundeten Persönlichkeiten. Wir haben zum Beispiel nie Bücher gelesen – jedenfalls keine Bücher, die wirklich von Bedeutung waren. Weißt du noch, Venus? Ich mochte historische Romane, Geschichten aus einer verschwundenen Vergangenheit. Du mochtest alte Science-Fiction über

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