Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
uns sofort an die Arbeit machen.«
    Kenzie schaute mit offenem Mund vom einen zum anderen. »Wenn das kein Humbug ist – okay. Sagen Sie mir, was Sie als Erstes brauchen.«

    Jerzy überlegte. »Mathematiker. Physiker. Informatiker. Jeden, der etwas mit Vorläuferstudien zu tun hatte, zum Beispiel mit dem alten Breakthrough Propulsion -Programm der NASA in den 1990er Jahren. Und wenn wir uns ernsthaft auf einen langen Raumflug einstellen, werden wir, nebenbei bemerkt, auch Experten für Lebenserhaltungssysteme, Biologen, Ärzte, Soziologen und Anthropologen brauchen.«
    »Und ein KI-Programmpaket mit symbolischen Manipulator-Tools«, sagte Liu.
    »Ein was?«
    »Wir werden eine Warp-Blase erzeugen. Das wird eine speziell konstruierte Metrik sein.« Er formte mit den Händen eine Blase. »Ein Stück Raumzeit, unseren Zwecken gemäß geformt. Um so etwas zu entwerfen, brauchen wir ein Computersystem, das Einsteins Relativitätsgleichungen lösen kann.«
    »Stellen Sie eine Liste zusammen.«
    Patrick, der erneut nicht mehr mitkam, schüttelte den Kopf. »Meinen wir das ernst? Wollen wir wirklich ein Raumschiff mit Warp-Antrieb bauen?«
    Jerzy zuckte die Achseln. »Verglichen mit dem Terraformen eines Planeten oder dem Versuch, einen jahrhunderte- oder jahrtausendelangen Raumflug durchzuführen, ist das eine verhältnismäßig einfache Aufgabe.«
    »Na schön. Dann haben wir ja etwas, woran wir arbeiten können. Die Sitzung ist unterbrochen!« Kenzie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und prostete ihnen mit kaltem Kaffee zu. »Auf die Arche Eins, die heute das Licht der Welt erblickt hat. Hey, Joe, notieren Sie Datum und Uhrzeit!«
     
    Als die Versammlung sich auflöste, ging Patrick zu Holle hinüber, um sie zu holen. Die Kinder sahen sich gerade eine Aufnahme
ihres Spielfilms auf Holles Handheld an. Der Lehrer, Harry, hielt Zane im Arm; er trat lächelnd beiseite, als Patrick näher kam.
    Holle lief zu ihrem Vater und schlang ihm die Arme um die Knie. »Dad! Hast du gesehen, was wir gemacht haben?«
    »Die Burg und so? Teilweise. Wir hatten da drüben viel zu tun. Aber du kannst es mir später zeigen.«
    Sie schaute zu ihm auf, ihr Gesicht rund und ernst. »Und hattest du einen schönen Vormittag, Dad?«
    Eine Frage, die Linda ihm immer gestellt hatte. Er fuhr ihr durchs Haar und sagte: »Ja, ich glaube schon. Hoffentlich. Zwischendurch haben wir uns ein bisschen festgefahren. Du weißt ja, was ich immer sage, Schätzchen. Wenn dir die Antwort nicht gefällt, stellst du womöglich die falsche Frage. Ich glaube, am Ende haben wir vielleicht die richtige Frage gestellt.«
    »Das ist gut. Ist jetzt Mittagspause?«
    »Ja, Mittagspause. Machen wir, dass wir hier rauskommen.«

11
    JANUAR 2031
     
    Gleich an ihrem ersten Tag an der Akademie, zu Beginn des neuen Semesters, kam Holle zu spät.
    Sie hatte auf dem Weg zur Akademie, die im alten Museum of Nature and Science an der Ostseite des City Parks eingerichtet worden war, eine Abkürzung durch den Park nehmen wollen. Der war jedoch in eine Mischung aus Farm und Flüchtlingslager verwandelt worden, und in der Nacht zuvor hatte es Ärger gegeben, weil Eye-Dees, die sich noch inmitten der Abfertigungsprozedur befanden, gegen den Arbeitszwang auf Biokraftstoff-Feldern protestiert hatten. Ihr Vater sagte immer, es sei schlichtweg Blödsinn, von Müttern mit hungrigen Babys zu verlangen, dass sie bei etwas anderem als der Nahrungsmittelerzeugung mithelfen sollten. Darum war der ganze Park an diesem Morgen geschlossen, und Holle, elf Jahre alt und allein, musste ihn auf der 17 th Avenue in südlicher Richtung umgehen. Sie eilte an Absperrungen der Polizei und des Heimatschutzes mit ihren Beratern von der Katastrophenschutzbehörde und den Fürsorgeorganisationen für obdachlose IDPs vorbei.
    Ein angenehmer Spaziergang war das nicht gerade. Es hatte geschneit – nicht so viel, wie älteren Einwohnern zufolge im Januar üblich, aber genug, um eine Schneedecke auf den Feldern und Matsch im Rinnstein zu hinterlassen, den sie zu umgehen versuchte. Und die Luft war von einem üblen Geruch erfüllt. Sie hielt den Mund fest geschlossen, um so wenig Rauch und Tränengas
wie möglich einzuatmen. Darin lag eine gewisse Ironie. Ihr Vater hatte ihr erzählt, trotz der weltweiten Injektion vulkanischer Emissionen sei die Luft gegenwärtig sauberer als zu der Zeit, in der er selbst in Holles Alter gewesen war. Aber nicht an diesem Morgen. An manchen Tagen kam irgendwie alles zusammen,

Weitere Kostenlose Bücher