Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
habt ihr sogar nur vier Minuten gebraucht. Ja, aus all diesen Gründen wird Gunnison, Colorado, Gastgeber des neuesten und vielleicht letzten Weltraumbahnhofs der Erde sein. Vor zwanzig Jahren hätte das kein Mensch geglaubt. Gute Arbeit, Miss Groundwater. Okay, ihr dürft gehen.«
    Sie standen auf, gaben ihm den Atlas zurück und liefen zur Treppe.
    »Und, Miss Groundwater – kommen Sie nicht nochmal zu spät . Nächstes Mal sitzt vielleicht schon jemand anders auf Ihrem Platz …«

12
    Der Unterricht fand im hinteren Teil eines leergeräumten Saales im ersten Stock des Museums statt. Auf einem Schild an der Tür stand »Grenzregionen der Wildnis«. Als sie hereinkamen, war Liu Zheng bereits in voller Fahrt. Er stand vor einer interaktiven Weißwandtafel, warf in Windeseile grafische Darstellungen hin, löschte sie wieder und ließ mit Anmerkungen versehene Gleichungen darüberlaufen. »Eine Alcubierre-Warp-Blase ist im Grunde etwas ganz Einfaches«, sagte er. »Jedenfalls theoretisch. Man hat eine isolierte Raumzeit-Region.« Diese war in seinen zweidimensionalen Diagrammen als Kreis dargestellt, aber er formte mit den Händen eine Kugel. »Das Raumschiff befindet sich dieser Zone hier …«
    Vor ihm saßen ein Dutzend Kinder, alle ungefähr in Holles Alter. Sie arbeiteten an Handhelds und Laptops, während er sprach, und unterhielten sich leise zu zweit oder zu dritt. Zane führte Holle zu einem freien Tisch. Die anderen Schülerinnen und Schüler sahen sie gleichgültig an, als sie an ihnen vorbeiging, und wandten dann den Blick ab.
    Holle kannte ein paar der Kinder in diesem Raum, darunter Kelly Kenzie, eine Freundin oder vielleicht auch Rivalin seit ihrer frühen Kindheit. Kelly war in ein lebhaftes Gespräch mit einem rothaarigen Jungen vertieft, der ein bisschen älter zu sein schien. Cora Robles und Susan Frasier, zwei intelligente, hübsche Mädchen, steckten die Köpfe zusammen. Und Thomas
Windrup und Elle Strekalow saßen so dicht beieinander wie siamesische Zwillinge, nicht anders als in ihrer gesamten Grundschulzeit. Elle sah viel besser aus als Thomas, und die Klatschbasen der Klasse wussten nicht, warum sie zusammenblieben. Es herrschte ein ziemlich hoher Lärmpegel im Raum, und zu den Lautesten gehörten Joe Antoniadi und Mike Wetherbee. Joe, ein Italo-Amerikaner, dessen Familie aus New York geflohen war, war sympathisch, freundlich und leicht zu beeindrucken. Selbst während Zheng sprach, riss Mike mit seinem breiten australischen Akzent Witze und brachte Joe zum Lachen. Mikes Angehörige waren ebenfalls Flüchtlinge; der Kontinent, von dem sie kamen, war inzwischen fast vollständig verlassen.
    Sie erreichten ihren Tisch. Zane hatte einen Laptop, und Holle holte ihren Handheld heraus.
    Waren die Schüler Holle gegenüber gleichgültig gewesen, so nahm Liu Zheng ihre Anwesenheit nicht einmal zur Kenntnis. Er fuhr einfach mit seinem Vortrag fort. »Also, wie fliegt man zu den Sternen? Nun, man manipuliert die Raumzeit-Metrik. Man sorgt dafür, dass die Raumzeit hinter dem Schiff sich ausdehnt, indem man den inflationären Zustand des frühen Universums nachahmt. Und man lässt die Raumzeit vor dem Schiff kollabieren, zum Beispiel indem man ein schwarzes Loch imitiert. Dadurch wird die Raumzeitblase, in der man sich befindet, gleichzeitig gezogen und geschoben, über die Mannigfaltigkeit hinweg vorwärtsgetrieben. Man reitet eine sich ausbreitende Raumzeit-Welle.«
    »Wie beim Surfen!«
    »Ja, Mister Meisel. Obwohl ich selbst nie gesurft habe.«
    Holle glaubte zu verstehen. Das Raumfahrzeug würde in Raumzeit eingebettet sein wie ein Spielzeuginsekt in einen Glasblock.
Man transportierte nicht das Schiff selbst, sondern den kompletten Batzen Raumzeit, der es umgab.
    »Das ist der zentrale Aspekt der Warp-Blase. Die transportierte Raumzeit muss groß genug sein, um die Insassen von den stark gekrümmten Regionen fernzuhalten, die mit der Warp-Blase verbunden sind – und die sich natürlich wie starke Schwerefelder manifestieren würden. Aber was ist mit überlichtschnellen Reisen? Einstein zufolge ist es unmöglich, sich schneller als das Licht zu bewegen, gemessen an örtlichen Landmarken .« Er betonte die Worte stark. »Der Trick besteht darin, diese Landmarken mitzunehmen. Das Schiff bewegt sich relativ zu der Raumzeit-Blase drumherum überhaupt nicht. Die Blase selbst jedoch pflanzt sich, wie gewünscht, mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit fort. Man selbst reist nicht schneller als

Weitere Kostenlose Bücher