Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Projektleitung, darunter Holles und Kellys Vater, reihten sich auf der anderen Seite. Liu Zheng und weitere Mitglieder des technischen Teams waren ebenfalls anwesend; sie wirkten ungeduldig und beschämt. Einige der Teilnehmer hatten Teams von Assistenten, die mit dem Rücken an der Wand hinter ihren Vorgesetzten saßen, so dass der Raum gut gefüllt war.
    Patrick Groundwater lenkte Holles Aufmerksamkeit auf sich und lächelte. Sie hatte seit dem Unfall nicht mehr von Angesicht zu Angesicht mit ihm gesprochen. Jeder war zu viel herumgelaufen, hatte sich bemüht, mit den Nachwirkungen des Unfalls fertigzuwerden, sich auf solche Untersuchungen vorbereitet und über Optionen für die Behebung der Schäden und eine
eventuelle Neuausrichtung des Projekts nachgedacht. Aber Holle wusste, dass die Kandidaten auf Patricks und Edwards Drängen hin bei dieser entscheidenden Sitzung vertreten waren. Sie würden vielleicht nicht viel beitragen können, aber in gewissem Sinn wurde das alles für sie veranstaltet; sie sollten dabei sein. »Und sei es nur«, wie Kelly düster gesagt hatte, »um zu hören, dass die ganze Show abgesagt wird.«
    Es war bereits sehr warm in dem Raum. Die Klimaanlage lief unregelmäßig, selbst hier im Capitol. Alles ging allmählich kaputt. Gefüllte beschlagene Wasserkrüge standen auf dem Tisch, und Holle hätte sich gern ein Glas eingeschenkt, aber das traute sie sich nicht. Während die Teilnehmer einer nach dem anderen hereinkamen, herrschte Stille bis auf das Scharren von Stühlen und ein gelegentliches Husten. Alle schienen so alt zu sein, bis auf die Kandidaten und ein oder zwei Berater.
    Schließlich war nur noch ein Platz am Tisch frei, und es entstand eine gespannte Pause. Dann öffneten sich die Türen, aufgehalten von einer Air-Force-Ordonnanz, und eine Sanitäterin in einem leuchtend orangefarbenen Overall schob einen Rollstuhl herein. Jerzy Glemp saß in dem Stuhl, den ganzen Körper in eine grüne Decke gehüllt. Eine Klappe bedeckte ein Auge.
    Während er in die richtige Position am Tisch geschoben wurde, beugte Patrick sich vor. »Sie sollten nicht hier sein, Jerzy. Die Ärzte haben darauf bestanden, dass Sie im Krankenhaus bleiben.«
    »Quatsch. Um nichts …« Jerzy bekam einen Hustenanfall, der seinen Körper hin und her riss, und Holle sah, welche Schmerzen ihm jede Bewegung bereitete. Die Sanitäterin stand mit einer Sauerstoffmaske neben ihm, aber Jerzy schüttelte kaum merklich den Kopf, und sie trat zurück. »Um nichts in der Welt möchte ich das verpassen.« Jerzy schaute sich um; sein unversehrtes
Auge blitzte. Er entdeckte Holle. »Wie geht’s meinem Jungen? Sie haben ihn nicht zu mir gelassen.«
    »Wir dachten, es wäre am besten so«, sagte Magnus Howe.
    »Ich habe Miss Groundwater gefragt«, blaffte Jerzy.
    »Zane geht’s gut«, sagte Holle. »Aber …« Sie dachte an Zane in den Stunden seit dem Unfall, Zane, der kaum ein Wort mit jemandem gesprochen hatte, der sich in Ecken zu drücken, an Schatten festzuhalten schien, Zane, der sich in sich selbst zurückgezogen hatte. Schließlich sagte sie: »Er arbeitet. Seine Arbeit ist gut.«
    »Aha. Mehr kann man nicht verlangen, oder? Sag ihm, ich besuche ihn, sobald ich kann.«
    »Mache ich.«
    »Dann wären wir ja alle da.« Gordo Alonzo klopfte mit einem dicken, altmodischen Füller auf die Tischplatte. Holle fragte sich zerstreut, woher er die Tinte bekam. »Ich muss heute noch Präsidentin Vasquez persönlich gegenübertreten und meine Empfehlungen zur Zukunft von Projekt Nimrod aussprechen. Im tiefsten Innern würde ich diese zwanglose Diskussionsrunde lieber auf der Stelle beenden und etwas Produktiveres tun. Und wissen Sie, warum? Ich glaube, ich weiß schon, wie meine Empfehlung lauten wird, ganz gleich, was wir heute bereden. Dass wir diesem ganzen beschissenen Chaos ein Ende machen.«
    »Dazu haben Sie nicht die Befugnis«, sagte Patrick hitzig. »Die Befehls- und Organisationsstruktur …«
    Gordo lachte. »Kapieren Sie’s nicht? Befehlsstruktur! In dieser Minute bin ich das, Kumpel. Als eure Magnetflasche geplatzt ist, hat sie alles andere mitgenommen.«
    »Es geht hier auch um Hoffnung, Colonel Alonzo«, entgegnete Kenzie. »Um das Ziel. Was sollte die Regierung Ihrer Ansicht nach stattdessen tun? Den Heimatschutz-Gorillas dickere
Knüppel geben, mit denen sie die Flüchtlinge zurückschlagen können?«
    »Ganz egal, was wir tun, mein Freund«, sagte Gordo heftig, »in ein paar Jahren oder auch schon eher wird

Weitere Kostenlose Bücher