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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgelassen, stimmt’s?«
    Holle überlegte. »Nein.«
    »Was machst du dann?«
    »Beton mischen.«
    »Wirklich?« Er lachte, dann sah er sie nüchterner an. »Wo hast du gearbeitet?«
    »Zuletzt auf den Schutzwällen um die Akademie. Ich meine, um das Naturkundemuseum. Im Park, wissen Sie?« Sie zwang sich zu einem Grinsen. »Jeden Tag hab ich die Kandidaten gesehen. Hochnäsige Arschlöcher. Sie können’s mir nicht übelnehmen, dass ich’s versucht habe.«
    »Okay.« Er machte zögernd einen Haken in ein Kästchen auf seiner Liste. »Sagst du mir jetzt deinen richtigen Namen?«
    »Vielleicht lieber nicht. Es gibt Leute, die nicht zu wissen brauchen, dass ich hier war.«
    Er machte einen weiteren Haken. »Okay, Jane Doe, deine Sache. Dritte Reihe, hinter mir.«
    Sie sah erleichtert, dass es die Schlange der Bauarbeiter war, wie sie sie fürs Erste genannt hatte. Die meisten waren jungen Männer. Einige trugen sogar Helme und Werkzeugkästen. Sie fing sich ein paar schiefe Blicke ein, aber niemand rief sie zurück. Vermutlich war sie nicht die einzige falsche Hilfsarbeiterin, Maurerin oder Elektrikerin in dieser Schlange.
    Sie schlurfte zusammen mit den anderen vorwärts.

30
    Der Bautrupp verließ die Kreuzung und marschierte auf der schnurgeraden E-470 vielleicht einen halben Kilometer weit nach Süden.
    Holle erhaschte hin und wieder einen Blick auf den Wirrwarr von Befestigungsanlagen östlich des Straßenverlaufs. Alles, was dort einmal gestanden hatte, war zerstört oder planiert worden, so dass eine hundert Meter breite Narbe in der Landschaft zurückgeblieben war. Diese freie Fläche wurde von mehreren hintereinander angeordneten Stacheldrahtzäunen und massiven Betonblöcken von Holles Größe eingenommen, die in unregelmäßigen Reihen wie Panzersperren aufgestellt waren. Überall wimmelte es von Menschen; sie standen oder saßen in großen Gruppen schweigend beieinander oder marschierten zielstrebig irgendwohin. Einige trugen Uniform. Die eindrucksvollste Befestigungsanlage war ein Graben, in dem ganze Bagger Platz gefunden hätten. Er wurde von einem steilen Hang auf der näher liegenden und einem flacheren Hang auf der anderen Seite eingefasst. An seinem diesseitigen Rand hatten Gruppen von MG- und Scharfschützen Stellung bezogen. Holle verstand den Grundgedanken; wenn man von Osten kam, stolperte man hinein, ohne es richtig zu merken, und war bis zum Boden des Grabens den Waffen ausgesetzt, aber man würde nur unter großen Schwierigkeiten an diesem steilen Westhang emporklettern können und dabei direkt vor den Mündungen der Waffen
landen. Es war wie ein Schanzwerk aus der Zeit der Stahlgewitter.
    Dann kamen sie zu einer leichten Anhöhe, und Holle konnte weiter nach Osten schauen, an der Linie der alten I-70 entlang und über die jenseitige Grenze der Befestigungen hinaus. So weit das Auge reichte, war die Straße voller Menschen, ein graues Band, ein Menschenstrom, der auf dem Highway in Richtung Denver flutete, sich auf die Bankette ergoss und unter den ramponierten Straßenschildern hindurchquoll. Das war die Invasionsarmee, die mit all diesen Verteidigungsanlagen abgewehrt werden sollte. Sie hörte ferne Gewehrschüsse und das Krachen von Granaten.
    »Du bist also die Betonmischerin«, sagte eine männliche Stimme in ihrem Rücken. »Ich hab in der Schlange direkt hinter dir gestanden.«
    Sie drehte sich um. Der Mann trug einen geflickten AxysCorp-Overall; er war vielleicht fünfzig Jahre alt, sah jedoch kräftig aus, wie ein Farmer, mit großen, schmutzverkrusteten Händen. »Na und?«, sagte sie trotzig. »Wollen Sie mich verpfeifen?«
    »Ich doch nicht. Ich hab nicht viel Ahnung vom Bauen.« Er schaute auf seine großen Hände. »Aber ich hatte eine kleine Farm am Ostufer des Back Squirrel Creek. Ich bin’s gewohnt, mit den Händen zu arbeiten. Einen Graben ausheben oder einen Zaun ziehen, das kriege ich schon hin, glaube ich. Jedenfalls bin ich lieber hier als in den Kampfeinheiten oder im Ehrenkorps. «
    »Was ist das Ehrenkorps?«
    »Schau.« Er zeigte auf eine große Gruppe von Menschen, die unmittelbar vor den Befestigungen teilnahmslos auf dem Asphaltband des Highways saßen. »Wenn unsere Eye-Dee-Freunde den Zaun überwinden, werden sie sich da durchkämpfen
müssen. Könntest du mit der Machete auf einen behinderten Jungen im Rollstuhl losgehen? Es ist ein menschlicher Schutzschild, eine alte Taktik, die Saddam Hussein perfektioniert hat – na ja, von dem hast du vermutlich

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