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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leuten zurückbringen, und dieser Alptraum wäre vorbei.
    Der Junge starrte sie erneut an. Sie konnte hier nicht in BH und Höschen herumstehen. Sie schnappte sich die schmutzigen, zerlumpten Kleider und zog sie an. »Heute Nacht spiele ich in einem Pornostreifen in deinem Kopf die Hauptrolle, was?«, fauchte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Hätte mir deine Stiefel nehmen oder dir sonst was tun können. Du warst komplett weg. Sei froh, dass ich dich gefunden habe. Hätte viel schlimmer für dich ausgehen können.« Die Pfiffe und das Gebell wurden lauter. Er drehte sich zum nördlichen Ende der Straße um. »Schätze mal, die kommen von da. Hör zu. Sag ihnen, du kannst Beton mischen.«
    » Was soll ich ihnen sagen?«
    »Merk’s dir einfach. Holla, da sind sie schon.«
    Ein Trupp Soldaten, vielleicht von der Nationalgarde, kam am Nordende des Blocks um die Ecke marschiert. Sie trugen Schutzwesten und Helme, die ihr Gesicht verbargen. Holle sah ungläubig, dass sie ein Netz dabeihatten, das einem Fischernetz
ähnelte; es war an zwei Stangen aufgespannt und erstreckte sich über die ganze Breite der Straße zwischen den Blocks. Hinter Holle brummten Motoren, und als sie sich umdrehte, sah sie einen großen, offenen Lastwagen, der am südlichen Ende des Blocks hielt. Weitere Soldaten sprangen ab und nahmen vor dem Wagen Aufstellung. Sie hatten Handfeuerwaffen dabei und schwangen Schlagstöcke, und ihre Hunde bellten und schnappten.
    Nun begannen die Einheiten am Nordende, sich den Block entlang vorzuarbeiten. Nur Holle und der Junge standen auf der Straße, aber die Soldaten traten die Türen der Häuser zu beiden Seiten ein und befahlen den Bewohnern mit lauter Stimme, herauszukommen. Holle hörte Protestrufe, das Kläffen von Hunden, das Knallen von Schüssen – sogar ein dumpfes Krachen, vermutlich von einer Handgranate.
    Nach und nach kamen die Leute aus den Häusern, einige zerlumpte Eye-Dees, die zweifellos Hausbesetzer waren, aber auch andere, die wie normale Bewohner aussahen, alte Leute, ein junges Paar mit einem Kind von ungefähr zehn Jahren. Manche hatten ihre Habseligkeiten dabei, andere kamen verwirrt und mit leeren Händen heraus. Es waren nicht viele, vielleicht zwanzig. Holle vermutete, dass die meisten bereits fort waren und sich dem offiziellen Exodus nach Westen angeschlossen hatten.
    Eine Familie musste aus dem Haus geschleift werden. Ein Mädchen, noch ein Teenager, hielt ihren Hund umklammert, eine zottelige Promenadenmischung. Haustiere durften auf die Evakuierungsmärsche nicht mitgenommen werden. Vielleicht hatte sich die Familie deshalb geweigert, das Haus zu verlassen. Schließlich packte ein Soldat den Hund und schmetterte ihn gegen die Mauer. Der Vater hielt das schreiende und weinende Mädchen zurück.

    Und das Netz glitt die Straße entlang, Schritt für Schritt, unerbittlich wie die Flut selbst, und trieb sie alle zu den wartenden Lastwagen.
    Holle drängte sich durch die mürrischen Zivilisten zum Netz durch. Keiner der Soldaten sah wie ein Offizier aus. Sie konnte ihre Gesichter, ihre Augen hinter den Visieren nicht erkennen. »Hey! Können Sie mir helfen? Ich sollte nicht hier sein.«
    Dröhnendes Gelächter ertönte. Die Soldaten gerieten nicht aus dem Gleichschritt, und Holle musste zurückweichen.
    »Keiner von uns sollte hier sein, Lady. Was will man machen? «
    »Ich bin Kandidatin.«
    »Ja, so siehst du gerade aus.«
    »Ich sollte in einem der Busse sitzen, die nach Gunnison fahren. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Ich bin Holle Groundwater. Mein Vater ist Patrick Groundwater, der …«
    »Ja, und ich bin Kelly Kenzies linke Titte. Jetzt steig mit den andern in den verdammten Lastwagen.«
    Holle schaute sich um. Sie sah, dass die aus den Häusern getriebenen Menschen widerstandslos auf die Ladefläche des wartenden Lastwagens kletterten. Es war doch nicht möglich, dass dies wirklich passierte. Den anderen, ja. Aber nicht ihr . »Ich bin Kandidatin! Verdammt nochmal, hört mir zu, ihr Idioten …«
    Ein Schlagstock kam aus dem Nichts, geschwungen von einer behandschuhten Hand, und traf sie mitten ins Gesicht. Sie wurde zu Boden geschleudert. Vielleicht eine Sekunde lang verlor sie erneut das Bewusstsein. Die Reihe kam auf sie zu, das schwere Netz schleifte über den Boden. Sie versuchte sich zu bewegen, konnte es aber nicht. Ein Tritt gegen die Brust stieß sie aus dem Weg, und sie rollte herum wie ein verrottetes Holzscheit.

    Jemand zerrte an ihr. »Komm schon. Hoch

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