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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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wo die Playstation gestanden hat. Sonst ist nichts da. Zwei Betten und ein Tisch. Ein leerer Tisch. Ich schlage gegen die Wand, wieder und wieder. Putz rieselt herunter. Aber das hilft mir auch nicht weiter. Ich werfe mich aufs Bett, presse die Fäuste an die Stirn; ich bin voller Wut und weiß nicht, wohin damit.
    Plötzlich regt sich jemand in dem anderen Bett.

Kapitel 37
Gesundheitsapostel
    Ich sehe nicht mehr als einen schwarzen Haarschopf. Wer … was …? Dann taucht ein Gesicht auf, der Kerl streckt sich und gähnt. Es ist Alistair.
    Ich lege mir die Hand auf die Stirn. Habe ich wieder Fieber? Haben sie damals nicht gesagt, ich hätte deswegen halluziniert? Aber mir ist überhaupt nicht heiß. Alistair sieht mich an und lächelt, sogar ziemlich freundlich. »Keine Bange«, sagt er. »Das ist der Stress. Verständlich.«
    Ich rede nicht mit ihm. Er ist nicht echt. Absolut nicht. Vielleicht verschwindet er ja, wenn ich ihm den Rücken zukehre. Ich bleibe fünf Minuten so liegen. Aber es hilft nichts. Ich höre, wie er Stille Nacht summt.
    »Weißt du, sie haben es ganz richtig gemacht«, sagt er. Ich gebe ihm keine Antwort. Er ist nicht echt. Wenn ich mit ihm rede, rede ich mit mir selbst. Wie ein Verrückter.
    »Du bist schon süchtig danach geworden«, sagt er. »Hast dein Training vergessen. Das ist nicht gesund.«
    »Halt die Klappe«, knurre ich durch zusammengepresste Zähne.
    »Du solltest auf mich hören«, sagt er. »Ich habe einenAbschluss in Sportwissenschaften von der Uni Loughborough.«
    »Schön für dich.«
    »Ich weiß, dass die Leute Sportlehrer für Dumpfbacken halten, dabei ist dazu wirklich sehr viel Fachkenntnis erforderlich«, sagt er und klingt ein bisschen eingeschnappt.
    »Na und?«, zische ich zurück.
    »Du solltest es mal mit Yoga probieren, das ist sehr gut gegen Stress. Ich gebe dir ein Merkblatt.«
    »Das kannst du gar nicht. Du bist tot«, erinnere ich ihn brutal.
    Er zuckt die Achseln. »Yoga ist hier echt angesagt«, erwidert er. »Hier gibt es ein paar hervorragende Lehrer. Ich habe schon viel gelernt.«
    »Aha.« Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. »Schön für dich.«
    »Wie auch immer … hör mal, Ty, du darfst Nicki nicht so anschreien«, sagt er. »Sie steckt gerade in einer sehr schwierigen Phase.«
    Ha! Das beweist, wie wenig Ahnung der Kerl hat. Sie ist immer schwierig. »Sei still«, zische ich. »Du kennst sie überhaupt nicht.«
    »Von dem Augenblick an, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich alles«, erwidert er verträumt. »So schön und so zerbrechlich. Ich sehe beim Sport viele Mädchen wie sie.«
    Ich möchte das überhaupt nicht hören. Aber er redet einfach immer weiter.
    »Ich habe eine Verbindung zwischen uns gespürt, gleichbeim ersten Mal, als wir uns unterhalten haben. Ich wollte ihr helfen … sie dazu ermutigen, wieder zu trainieren … ihr dabei helfen, mit dem Rauchen aufzuhören … sich gesund zu ernähren …«
    Großer Gott. Er tut so, als wäre er der große Gesundheitsapostel gewesen, und nicht einfach nur ein schmieriger Typ, der nur mal über sie rübersteigen wollte.
    »Du wolltest sie ins Bett kriegen.« Ich habe mich jetzt umgedreht und sehe ihn an. Ich rede auch wieder mit normaler Stimme. Wenn jemand einen so richtig wütend macht, fällt es schwer, daran zu glauben, dass es ihn überhaupt nicht gibt. »Du hast sie geschwängert. Das ist nicht besonders gesund, oder? Schon mal was von Safer Sex gehört?«
    Er zuckt die Achseln. »Es ist mit uns durchgegangen. In der Hitze des Augenblicks. Das wirst du eines Tages auch noch verstehen.«
    Du eingebildeter Blödmann. Du eingebildeter, toter Blödmann.
    Er beugt sich vor. Seine Hände greifen nach meinen. Sie sind so kalt … so eiskalt, dass ich wieder zu zittern anfange. Ich will mich ihnen entziehen, kann mich aber nicht bewegen. »Kümmere dich um sie. Es wird ihr nicht gefallen. Es macht sie bestimmt wütend …«
    »W-was denn?«
    »Ty, du weißt, wovon ich rede. Du weißt es. Ganz bestimmt. Kümmere dich um sie. Kümmere dich um das Baby.« Er sieht mich ganz unbeeindruckt mit flackernden Augen an. »Außer dir habe ich niemanden mehr.«
    Dann ist er weg. Hat sich einfach in Luft aufgelöst. Ich bleibe zurück, sitze hier auf dem Bett, starre ins Nichts und zittere erbärmlich und habe eine Gänsehaut wie ein Hühnchen aus Island. Du weißt es , hat er gesagt. Du weißt es.
    Was hat er damit gemeint?
    Ich ziehe ein paar Sachen an. Ich würde mich gern duschen,

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