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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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beeindruckt bin. »Ich habe am Geburtstag des Hausvorstehers eine Stripperin organisiert« sagt er voller Stolz, und Helen sagt: »Das reicht jetzt. Du bist mit Schimpf und Schande rausgeworfen worden und solltest nicht auch noch damit prahlen. Jetzt geht nach oben und vertragt euch. Bist du sicher, dass dir das mit dem Bett nichts ausmacht, Ty?«
    Die Unterhaltung im Arbeitszimmer wird lauter. Wir bleiben beide oben auf der Treppe stehen, stützen uns aufs Geländer und lauschen. Wir versuchen einander so gut es geht zu ignorieren. Zum Glück klopft Helen mit einem Tablett voller Teetassen an die Arbeitszimmertür und macht die Tür hinter sich nicht ganz zu, als sie hineingeht.
    »Es ist für Archie also nicht ganz ungefährlich, hierzubleiben«, sagt Patrick gerade, »von der Aufgabe, gleich zwei von der Sorte hier zu haben, einmal ganz abgesehen. Ich bin mir bei keinem der beiden sicher, ob wir uns darauf verlassen können, dass sie sich benehmen.«
    »Ach, Unsinn, sie leisten sich doch gegenseitig Gesellschaft«, erwidert Helen. »Für Ty ist es bestimmt gut, wenn hier noch ein anderer Junge ist. Er macht bestimmt keine Probleme, wenn er die ganze Zeit nur sauber macht und Wäsche bügelt.«
    Als sie das sagt, sieht mich Archie ganz komisch an, und ich bin sicher, dass er sich innerlich kaputtlacht.
    »Ihr übertreibt das mit der Gefahr bestimmt«, sagt Archies Mum. »Es gibt doch keine Beweise dafür, dass diese Schießerei etwas mit dem armen Tyler zu tun hat, oder? Wenn der Mann Nickis Freund war … also, wir wissen ja von Louise, dass sie sich in der Vergangenheit schon mit einigen zwielichtigen Kerlen herumgetrieben hat.«
    Meine Kinnlade klappt herunter. Verdammte Hacke! Was redet sie da? Was hat Louise bloß erzählt? Ich muss mich schwer beherrschen, aber es gelingt mir, nicht sofort nach unten zu stürmen und sie anzuschreien.
    »Wie auch immer«, fährt sie fort, »ich habe gar keine andere Wahl. Nächste Woche habe ich einen Termin in Chicago, dann muss ich nach Brasilien und David ist bis Mitte Dezember mit einem Großauftrag in Dubai beschäftigt. Marinas Au-pair sagt, dass sie mit den Zwillingen alle Hände voll zu tun hat, deshalb kann ich ihn nicht dort lassen, und Elizabeth hat keinen Platz. Ich lasse meine Sekretärin sämtliche Schulen anrufen. Ich bin sicher, dass wir bald eine finden, die ihn aufnimmt.«
    »Am besten eine, in der ein bisschen mehr Disziplin herrscht«, wirft Patrick ein, und sie antwortet: »Die Sache ist die, Daddy, dass er so schlau ist, dass die meistenLehrer von seinen Machenschaften überhaupt nichts mitkriegen.«
    Ich werfe Archie einen Blick zu. Er sieht mich unglaublich arrogant an.
    Dann sagt seine Mum: »Was ist denn mit Danny ? Er sollte doch wohl wissen, was hier los ist. Er dreht bestimmt durch, wenn er dahinterkommt –«, dann wird die Tür wieder zugeschlagen.
    Archie rennt die Treppe ganz nach oben und ich folge ihm langsam. Ich kann es nicht glauben, dass der Kerl in meine Privatsphäre eindringt. Jetzt kann ich bestimmt nicht mehr schlafen … was ist, wenn er schnarcht … oder ständig furzt? Und was ist mit Alistair? Ich muss Helen klarmachen, dass das auf gar keinen Fall so geht.
    Ich mache die Tür zum Dachzimmer auf und sehe, wie Archie die Laken von meinem Bett zieht und die Kissen auf das Etagenbett wirft. Unter den Kissen ist der Schlafanzug, den mir Patrick gekauft hat, und darunter liegt der zusammengelegte Manchester-United-Schal. Ich habe ihn in den letzten paar Nächten dorthin gelegt, weil ich ihn irgendwie brauche, wenn ich auf Alistair warte, oder wenn er mich anstarrt, oder wenn er wieder weg ist. Wenn ich den Schal berühre, bin ich gleich viel ruhiger. Ansonsten geht er niemanden etwas an.
    Archie entdeckt den Schal sofort, hebt ihn hoch und lacht höhnisch. »Hast du den im Bett an? Da bist du ja ein knallharter Fan! Hast du auch Wayne-Rooney-Hausschuhe?«
    Er hört abrupt auf zu lachen, als ich ihn aufs Bett –mein Bett – stoße, ihm ein Knie auf die Brust setze, einen Arm auf die Luftröhre drücke und mit der anderen Hand seine glänzenden Haare packe und so fest daran ziehe, dass er die Augen verdreht. »Lass deine dreckigen Pfoten von meinen Sachen«, knurre ich, während er sich unter mir windet und röchelt. Er ist stark, aber ich bin stärker.
    »Kapiert?«, frage ich, und er versucht zu nicken, also steige ich von ihm runter. Er hustet und würgt und ich wickle den Schal sorgfältig auf und lege ihn in meine Tasche. In

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