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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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diesem Moment springt mir der kleine Drecksack auf den Rücken und versucht, mich zu würgen.
    Spinnt der? Ich richte mich auf, trage ihn im Huckepack durchs Zimmer, drehe mich dann schnell zur Seite und lasse ihn gegen die Wand prallen. Sein Griff lockert sich und er rutscht von mir runter. Jetzt packt er mich am Knöchel und bringt mich zu Fall. Ich knalle neben ihm auf den Boden. Schon ist er auf mir drauf und wir wälzen uns im Zimmer hin und her, stoßen gegen das Puppenhaus und das Schaukelpferd, was ziemlich wehtut.
    »Was ist denn hier los?«, ruft Helen. Wir lassen voneinander ab und springen auf die Beine. Ich will gerade sagen, dass das eigentlich nicht der Rede wert sei, da legt Archie auch schon los: »Er hat mich angegriffen, Großmutter, er wollte mich erwürgen und dann hat er mich an den Haaren gezogen und er hat mir richtig wehgetan …«
    Ich will ihr gerade sagen, was ich von ihrem tollen Enkel halte –
    – da klingelt ihr Handy in meiner hinteren Hosentasche.

Kapitel 7
Entschuldigung
    Ich versuche das Geräusch zu ignorieren, schließlich könnte es von überall her kommen, aber Helen sagt verdutzt: »Was macht denn mein Handy hier oben? Ich hätte schwören können, dass es in meiner Handtasche ist … habt ihr es irgendwo gesehen, Jungs?« Zum Glück reißt der Klingelton ab, aber kurz darauf ertönt ein Pling , das verkündet, dass jemand eine Voicemail hinterlassen hat. Archie reißt seine Riesenklappe auf und sagt: »Das kam von dir … uuuaah … du hast ihr Handy versteckt.«
    Also bleibt mir nichts anderes übrig, als es aus der Tasche zu ziehen und zu sagen: »Keine Ahnung, wie es da hingekommen ist …« Es klingelt schon wieder, und sie kann nichts zu mir sagen, weil sie erst mal rangeht.
    »Ach …«, sagt sie, »ich glaube … ich glaube, ich rufe dich lieber später zurück.«
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es mein Dad ist. So wie sie mich ansieht … als wüsste sie nicht genau, was sie jetzt machen soll. Ich kenne diesen Blick, mir geht es oft genauso. Helens Gesicht sieht meinem recht ähnlich … was ein ziemlich schräger Gedanke ist, wenn man sich überlegt, dass sie ungefähr siebzig und eine Frau ist.
    Ich frage mich, warum sie meinem Dad nicht sagen, dass ich hier bin. Wovor haben sie Angst? Ist er etwa gewalttätig? Ich frage mich, was passiert wäre, wenn er angerufen hätte und niemand im Zimmer gewesen wäre und ich seinen Namen auf dem Display gesehen hätte.
    Sie stellt das Handy aus. Archie grinst wie bescheuert und grimassiert mir zu: »Jetzt bist du am Arsch«, und Helen sieht enttäuscht und ein bisschen durcheinander aus. Ich glaube, ich hätte es lieber mit Patrick zu tun als mit ihr. »Ich gehe nach unten«, sage ich, drehe den beiden den Rücken zu und gehe die Treppen runter.
    Patrick schreit mich wahrscheinlich bloß an. Ich glaube nicht, dass er mich schlagen oder den Hund auf mich hetzen würde, wenn ich sofort alles zugebe und sage, dass es mir leidtut. Was will er letztendlich schon tun, um mich zu bestrafen? Mir ist schon Schlimmeres passiert, als von einem alten Mann angeschrien zu werden.
    Allerdings komme ich mir dabei nicht besonders toll vor.
    Er spricht immer noch mit Archies Mum im Arbeitszimmer. Ich klopfe an, mache die Tür auf und versuche, richtig entschlossen auszusehen, als könnte mich nichts aus der Ruhe bringen.
    »Ja?«, blafft er. »Was ist denn?«
    »Ich … äh … wollte Ihnen … dir etwas sagen.«
    »Na los. Spuck’s aus.«
    »Ähm … unter vier Augen.«
    Archies Mum sagt: »Ich gehe sowieso, ich muss noch ein paar Anrufe machen. Freut mich sehr, Tyler, dass ichdich endlich kennengelernt habe. Ich hoffe sehr, dass wir uns bald mal unterhalten können.« Sie zögert kurz, als überlegte sie, ob sie mir einen Kuss geben soll. Ich kann sie davon abhalten, indem ich mir mit dem Ärmel über die Nase wische.
    Sobald wir allein sind, setzt sich Patrick hin und zeigt auf einen Stuhl, auf den ich mich setzen soll. Das Zimmer ist groß, so wie alle Zimmer in diesem riesigen Haus; wir sitzen vor einem Kamin, in dem ein richtiges Feuer flackert. Ich habe noch nie offenes Feuer in einem Haus gesehen und finde, dass es irgendwie einen hypnotischen Effekt hat, wenn man den Flammen zusieht. Am liebsten würde ich die Hand hineinhalten, um zu sehen, ob sie echt sind. Meg legt sich auf meine Füße, was unangenehm warm und schwer ist, aber ich bin so nervös, dass es eigentlich ganz schön ist, ihr weiches, warmes Fell zu spüren.
    »Was

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