Die letzte Aussage
geht’s gut …« Keuch. Schluchz. »Lassen Sie ihn … es ist gut … es war nicht … er hat nicht … nicht die Polizei … Es war meine Schuld …«
»Was redest du da, Claire?«
Und dann eine andere Stimme. Zoes Stimme. »Mr Hunt, ich glaube, das ist Joe. Wir … äh … wir haben ihn vorhin bei Starbucks getroffen.«
Ich kannte Mr Hunt bisher als schmächtigen Erdkundelehrer mit rötlichen Haaren, der mich immer ziemlich aufsässig fand, hauptsächlich deshalb, weil ich ihn mit »Sir« angesprochen habe und er dachte, ich wollte ihn damit auf den Arm nehmen. Seine Spezialgebiete sind subtiler Sarkasmus und mehrfaches Nachsitzen. Aber offensichtlich kann er auch so laut schreien, dass es mir in den Ohren klingelt. »Ja, ist es denn die Möglichkeit? Dieser verflixte Joe Andrews ?«, brüllt er. »Sieh ihn dir mal an, Carl.«
Carl schnappt sich meine Kapuze, zieht und zerrt daran, dass ich fast ersticke, dann verlagert er sein Gewichtein wenig, damit er mich auf den Rücken drehen und mir ins Gesicht sehen kann. Ich bin so schlaff wie eine Stoffpuppe, die gleich von einem Rottweiler ausgeweidet wird. Zum Glück ist der Rottweiler gut erzogen und freundlich. »Mann … es ist wirklich Joe. Hallo, Kumpel«, sagt er fröhlich. »Wer hätte gedacht, dass wir uns noch mal sehen?«
Er lässt mich unerwartet los und mein Kopf fällt aufs Pflaster – flatsch! –, direkt in den großen Haufen Hundescheiße. Der Geruch ist absolut widerlich. Ich hoffe nur, dass meine Haare nichts davon abgekriegt haben. Der einzige, wenn auch kleine Trost besteht darin, dass ein Spritzer davon auf Mr Hunts Schuh geflogen ist. Die Mädchen ringsum kreischen. » Iieee … ääääh … wie eklig!«
»He, Carl, pass doch ein bisschen auf, Kumpel«, sage ich matt. »Hallo, Emily, Jamie … Max … Äh … Hallo, Sir.«
»Joe Andrews, so was aber auch!«, sagt Mr Hunt, als wäre der Leibhaftige in einer stinkenden Rauchwolke vor ihm erschienen. »Claire, was hat das alles zu bedeuten? Hast du das Treffen mit Joe arrangiert?«
»Nein … ja … Ich habe eine Nachricht erhalten, dass er im Starbucks ist«, schnieft Claire. »Er hat mir wirklich nichts getan, Mr Hunt. Er wollte nur mit mir reden. Bitte, rufen Sie nicht die Polizei, bitte nicht.«
»Dafür könnte es schon zu spät sein«, erwidert Mr Hunt. »Hat jemand angerufen?« Dem allgemeinen Gemurmel entnehme ich, dass keiner so schnell war und die Bullen tatsächlich angerufen hat. Ha! Sie sind alle so erbärmlichträge. Gut, dass ich nicht wirklich ein gefährlicher Straßenräuber bin.
Dann wird mir auf einmal klar, dass fast alle hier mit mir befreundet sind. Zumindest waren sie es damals, als ich noch Joe war. Sie müssen wohl von Zoe erfahren haben, dass ich in der Stadt bin. Sogar Carl hat vielleicht nur eine Rolle gespielt – wenn auch für meinen Geschmack etwas zu überzeugend.
»Na schön«, sagt Mr Hunt. »Claire, ich muss trotzdem deine Eltern anrufen und sie hiervon in Kenntnis setzen. Joe … ich weiß nicht, was du hier zu suchen hast, aber ich schlage vor, dass du dich so schnell wie möglich wieder verziehst. Ich will dich nie wieder sehen und du näherst dich auch Claire nicht mehr, verstanden? Jetzt gehen wir lieber weiter und treffen uns mit den anderen bei Pizza Hut. Die fragen sich bestimmt schon, wo wir bleiben.«
»Aber, Mr Hunt«, sagt Max, »wir haben Joe ewig nicht mehr gesehen. Kann er nicht mit uns kommen? Dort im Restaurant sind jede Menge Leute, die ihn gerne mal wiedersehen würden … Brian, zum Beispiel, und Mr Henderson …«
Typisch Max. Ein völlig sinnloser Vorschlag. Ich weiß noch, wie er versucht hat, den Direktor mit einer Unterschriftensammlung umzustimmen, nachdem ich von der Schule suspendiert wurde, weil ich Max die Nase gebrochen hatte. Ich grinse ihn an. Ich würde Brian wirklich gerne wiedersehen. Auch Mr Henderson, mein damaliger Sportlehrer, ist immer nett zu mir gewesen. Aber nur ein absoluter Idiot glaubt im Ernst, dass Mr Hunt mirerlaubt, dort mit Claire eine Pan Pizza mit extra Käse zu verputzen.
»Sei still, Max«, sagt Mr Hunt und Max ist still. Zoe stößt ihm den Ellbogen in die Seite und wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Aber ich bin viel zu durcheinander, um ihn zu deuten.
Claire hat ihre Tränen getrocknet und sieht mich mit einem so traurigen Gesicht an, dass ich den Kopf wegdrehen muss. Ich weiß, was dieser Ausdruck bedeutet. Sie sieht überhaupt keine Chance mehr für uns.
Er bedeutet, dass sie zu
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