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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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mit deiner Mutter wieder zu uns nach Hause gefahren.Ich kann dir sagen, deine Mutter kann ganz schön rumstänkern.«
    Ich möchte mehr erfahren. Ich möchte ihm tausend Fragen stellen. Aber meine Augen sind verklebt und ich fühle mich schon wieder so benommen und benebelt. Das bedeutet noch mehr Schlaf.
    »Archie … sag ihnen … sie sollen … Claire holen«, murmele ich.
    »Mach ich«, antwortet er, »aber ich glaube nicht, dass sie auf mich hören. Das solltest du ihnen selbst sagen.«
    »Nein, du … du sagst …« Ich bin zu müde zum Sprechen. Es kann auch sein, dass ich dabei ein bisschen sabbere.
    »Alles klar. Ich sag dir was, deine Mutter ist echt heiß. Erstaunlich, dass sie einen so hässlichen Gnom wie dich zur Welt gebracht hat.«
    Ich mache ein Auge auf und starre ihn an.
    »Ich meine, er … dein Vater … er glotzt sie ständig an.«
    »Echt?« Aber ich kann nicht weiterreden. Meine Augen sind zu und der Schlaf übermannt mich.
    Archie kommt mich jeden Tag besuchen. Er nervt, aber um ehrlich zu sein, sind seine blöden Bemerkungen eine willkommene Abwechslung dazu, meinem Dad dabei zuzusehen, wie er meiner Mum dabei zusieht, wie sie mich ansieht.
    Heute hüpft er wie dieser verdammte Tigger auf seinem Stuhl herum. »Hast du gewusst, dass vor deinem Zimmer ein Bulle mit ’ner Maschinenpistole sitzt?«, fragt er mich.»Was meinst du, ob ich das Ding mal halten darf, wenn ich ihn frage?«
    »Ja, Archie, tolle Idee … Warum gehst du nicht gleich zu ihm und fragst ihn: ›Bitte, Herr Polizist, darf ich Ihre große Knarre mal anfassen?‹ Ich könnte mir denken, dass er nichts lieber täte, als es dir zu erlauben.«
    »Dir geht’s schon viel besser«, brummt er. »Das wäre dir nämlich vor zwei Tagen noch total entgangen, da hast du bloß gebrabbelt und gesabbert.«
    Ich funkele ihn böse an. Er wedelt mit einem Blatt Papier in meine Richtung. »Guck mal, das hier ist der Ausdruck einer Mail von Zoe an mich. Darin geht’s auch um Claire. Ich dachte mir, dass du sie gerne lesen würdest.«
    Er hält sie mir unter die Nase, aber ich sehe immer noch verschwommen, schiebe das Blatt weg und sage: »Lies vor.«
    »Archie« , fängt er mit hoher, mädchenhafter Stimme an, »ich muss immer an dich denken und daran, wie toll du bist …«
    »Interessiert mich nicht. Lies das mit Claire.«
    »Spielverderber. Aber wenn du willst … Claire ist immer noch traurig wegen Joe, und ich musste mich sehr anstrengen, um sie davon abzuhalten, wieder so trübsinnig wie früher zu werden. Sie ist nämlich mal ein echter Emo gewesen, auch wenn du das nicht glaubst, aber nicht auf eine coole Art, sie hat sich selbst verletzt und das alles, und sie hat absolut schrecklich ausgesehen. Ich habe ihr nicht erzählt, dass Joe im Krankenhaus ist. Das würde sie vielleicht völlig aus der Bahn werfen, falls du weißt, was ich damit meine. «
    Er senkt das Blatt. »Zoe ist so mitfühlend und so sensibel. An so etwas hätte ich nie gedacht.«
    »Lies weiter, du Spast«, krächze ich.
    »Heute Abend will ich sie ein bisschen aufmuntern und zu Emilys Party mitnehmen. Aber mach dir keine Sorgen, ich denke immer nur an dich.«
    »Ist das alles? Herrgott!«
    »Äähhmm … nein. Claire scheint sich wegen irgendetwas richtig schuldig zu fühlen. Ich muss mal ganz im Vertrauen mit ihr reden, vielleicht komme ich dahinter, was mit ihr los ist. Es ist schon komisch – niemand wollte es damals glauben, als sich herausstellte, dass ein so heißer Typ wie Joe es ausgerechnet mit ihr getrieben hat. Aber jetzt sind alle Jungs ganz wild darauf, mit ihr zu gehen. Wahrscheinlich wäre es für sie das Beste, wenn sie auf jemanden wie Jordan oder Max umsteigt … äh … das war’s dann. Danach schreibt sie nur noch was über irgendwelche Sportwettkämpfe.«
    Jordan? Max? »Ich hab’s nicht mit ihr getrieben«, sage ich angesäuert. Ich weiß nicht, wie ich Archie jemals erklären könnte, was ich für Claire empfinde, wie viel mir an ihr liegt, wie toll es ist, wenn man jemanden findet, dem man absolut vertrauen kann, jemanden, der dich braucht. Claire ist meine Freundin – meine beste Freundin, und nicht irgendjemand, mit dem ich es treibe oder auch nicht treibe – das geht sowieso niemanden etwas an … sowieso schon mal gar nicht.
    »Schon gut, Kumpel«, sagt Archie, »du redest gerade mit mir, nicht mit ihrer Oma.«
    Ich hänge also hier in diesem Krankenhaus fest, vollerSchläuche und dem ganzen Kram, unter Polizeiaufsicht, und Claire geht

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