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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Platz für ihn.«
    Meine Mum sieht aus, als würde sie gleich explodieren. »Wie bitte ? «, faucht sie. »Habe ich ihn ganz umsonst auf eine katholische Schule geschickt? Und was ist mit der vielen Zeit, die wir in der Kirche verbracht haben? Ich dachte, bei Ihnen kriegt man garantiert einen Platz … der Junge ist schließlich getauft. Und zur Erstkommunion ist er auch gegangen.«
    Der Mann blättert noch einmal seine Unterlagen durch. Streicht sich durch den Bart. Schaut nach, ob ich vielleicht als Lewis Tyler auf seiner Liste stehe, schüttelt dann aber den Kopf. »Es tut mir schrecklich leid«, sagt er. »Die Plätze sind überaus begehrt und die Kapazitäten begrenzt. Wir sind schon überkonfessionell geworden. Wahrscheinlich hat er bei einer seiner Prüfungen versagt … Sie würden sich wundern, was diese Teenager so alles treiben.«
    Wo sind wir hier? Vor einer neuen Schule? Wie sind wir überhaupt hierhergekommen? Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist das ängstliche Gesicht meines Vaters.
    »Unglaublich«, sagt meine Mum. »Ich muss mit Ihrem Chef sprechen. Ich gehe bis ganz nach oben, falls das nötig sein sollte. Sie glauben doch nicht etwa, dass ich die andere Möglichkeit akzeptiere? Da haben Sie sich aber geschnitten …«
    »Tut mir leid«, entgegnet er. »Da kann ich leider nichts für sie tun.«
    Sie schluckt und fragt dann ein wenig beherrschter: »Dürfte ich fragen, ob Alistair Webster hier ist?«
    Ich blicke sie ungläubig an, mir ist auf einmal kalt, und ich zittere und habe Angst, dass sie jetzt völlig übergeschnappt ist, und der Mann sagt: »Ja, er ist erst vor einem guten Monat hier eingetroffen. Bei seiner Zulassung gab es keinerlei Probleme.«
    Ein Staubtornado wirbelt um mich herum, und eine Stimme sagt: »Wir müssen ihn jetzt in den Operationssaal fahren.«
    Als ich aufwache, denke ich, meine Mum und ich stehen immer noch vor diesem Tor. Mir ist heiß und der Hals tut mir weh und ich höre ihre Stimme. Aber jetzt liege ich. Vielleicht liege ich auf der staubigen Straße … sie fühlt sich ganz holprig an … aber ich kann mich nicht bewegen. Ich kann nicht mal die Augen aufmachen.
    »Er ist ein guter Junge«, sagt sie, »wirklich ein sehr guter Junge, hat nie mit jemandem Ärger gehabt, so brav ist er. Macht immer seine Hausaufgaben. Dieser ganze Ärger ist … der ist einfach wie aus dem Nichts gekommen. Ich verstehe es selbst nicht.«
    Sie hat sich offensichtlich an dem Mann mit dem Klemmbrett vorbeigeschoben und unterhält sich jetzt mit seinem Chef. Warum aber liege ich? Ich höre ein leises Murmeln, eine Männerstimme.
    »Du darfst dir jetzt kein falsches Bild von ihm machen«, sagt sie. »Er ist noch nicht so erwachsen, wie er aussieht. Ehrlich, Danny … er ist noch ein Kind, das erst vor ein paar Jahren mit Daumenlutschen aufgehört hat.«
    Um Gottes willen! Ich mache mit Gewalt die Augen auf und sage: »Nic … hör auf!« Aber es klingt wie ein leises Stöhnen.
    Sie ist direkt neben mir, hält meine Hand und sagt: »Gott sei Dank, dir geht es gut … dir geht’s doch gut, oder? Wie fühlst du dich, mein Schatz?«
    Ich blinzele. Wir sind auf keiner Straße. Das Tor ist verschwunden. Wir befinden uns in einem komplett weißen Zimmer mit unglaublich hellen Lampen. Maschinen blinken und piepsen. Außerdem sehe ich ein Waschbecken,mehrere Stühle, und es riecht nach Bleichmittel. Wie passt das alles nur zusammen? Dann sehe ich meine Hand. Ein Schlauch kommt daraus hervor. Was …? Ich bin im Krankenhaus. War das Eisentor das Tor zum Krankenhaus? Was geht hier vor?
    Jetzt sehe ich meinen Dad auf der anderen Seite des Bettes. Ich versuche nicht mehr herauszufinden, was hier los ist, weil mir so heiß ist und so komisch und ich überhaupt nicht weiß, warum ich im Krankenhaus bin, weil mir nämlich überhaupt nichts wehtut.
    Ich mache die Augen zu und lasse mich treiben und manchmal höre ich Stimmen und manchmal ist da einfach überhaupt nichts.
    Und dann, unglaublich laut und deutlich, direkt neben meinem Ohr: »Wenn ihr mal damit aufhören würdet, alles zu vermasseln, und stattdessen Claire herbringen würdet, würde es ihm bestimmt bald besser gehen.«
    Ich mache die Augen wieder auf. Archie! Ich wusste es. Er gammelt im Stuhl neben meinem Bett. Mein Dad sitzt neben ihm, hat die Arme verschränkt und sieht Archie an, als wäre er ein ausgespucktes Kaugummi. Meine Mum ist echt blass, sie hat kein Make-up aufgelegt und ihre Haare sind nicht gemacht und sie sieht

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