Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
nicht die einzige sind, die sich etwas vormacht, wenn Sie dahinterkommen, daß die Frau, die er wirklich liebt, Ihnen weder an körperlicher Schönheit, sozialem Status oder materiellen Gütern, noch gar an professioneller Anerkennung auf ihrem Gebiet ebenbürtig ist, daß Ihre Enttäuschung dann vielleicht fürchterlicher ist, als die flüchtigen Freuden des Fleisches es rechtfertigen.
    Ein ganzer Ozean liegt zwischen uns, und ich bin mehr als doppelt so alt wie Sie. Daher bin ich überzeugt, daß Sie sich nicht bedroht fühlen, wenn ich Ihnen sage, daß meine Gefühle für ihn genauso tief sind wie Ihre. Aus Hochachtung gegenüber Euch beiden will ich Sie darum vor dem Abenteuer warnen, auf das Sie sich so leichtfertig einlassen wollen.
    Vielleicht kommen Sie ja wieder zur Vernunft - und setzen ihn in ein Flugzeug, so daß er zu mir zurückkommt und mit mir ein paar Scones und ein Glas Burgunder genießt. Lieber klug, als zu sehr lieben, und so weiter.
    Alles Gute,
    Cordelia Jeffers
    Fellow, Royal Academy of Medicine
    Vielleicht lag es einfach daran, daß es so spät war, aber der Brief ergab für mich absolut keinen Sinn. Es gab noch zwei, drei andere, und ich überflog sie, um zu sehen, ob sie verständlicher waren. Flog Isabella tatsächlich nach London, um dort eine Psychiaterin aufzusuchen? Den Berichten waren keine Kopien der Umschläge beigefügt, so daß man nicht anhand der Poststempel auf den Absendeort schließen konnte. Der Stil war überheblich und anmaßend, und ich konnte kaum glauben, daß dies der Jargon oder die Denkweise einer prominenten Therapeutin sein konnte. War ich die »andere Frau«, von der im Brief die Rede war? Isabella Lascar nicht ebenbürtig, das stimmte - weder an Schönheit noch an Reichtum oder Ruhm, aber ganz bestimmt, soweit es die Anerkennung auf meinem Gebiet betraf. War der gemeinsame Freund wirklich Jed? Statt Lösungen zu bieten, stellte der Brief immer neue Rätsel, und ich war mir nicht schlüssig, ob tatsächlich jemand die Vorahnung gehabt hatte, daß Isabella in Gefahr wäre, falls sie an ihrem Rendezvous mit Jed festhielte.
    Ich sah auf die Uhr und stellte fest, daß es noch nicht mal elf war. Ich rief bei David Mitchell an und wollte nach dem fünften Freizeichen schon aufgeben, als er sich meldete. »David, hab’ ich dich geweckt?«
    »Nein, nein, Alex?« Seine Stimme klang reserviert und ziemlich kühl. »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Nein. Aber ich hab’ hier ein paar Briefe - Briefe, die jemand Isabella geschrieben hat, vielleicht eine Psychiaterin, und ich dachte mir, vielleicht könntest du mal einen Blick drauf werfen.«
    Er zögerte, bevor er antwortete: »Sicher. Meinst du, das hat Zeit bis morgen?«
    »Ach, David, das tut mir leid. Ich hab’ überhaupt nicht gefragt... Bist du gerade beschäftigt?«
    »Na ja, ich habe Besuch und...«
    »Kein Problem. Laß uns doch für morgen einen Termin ausmachen. Das ist mir recht.« Nur weil ich Miss Einsame Herzen bin, heißt das noch lange nicht, daß der Rest der Welt für mich alles stehen- und liegenlassen mußte.
    »Komm doch morgen um halb acht zum Kaffee rüber. Bring die Briefe mit. Ich jogge um halb sieben, führe Zac rasch Gassi, und dann hab’ ich für dich soviel Zeit, wie du brauchst.«

    »Und dein Besuch? Dies ist sozusagen vertraulich. Ich glaube, ich warte lieber etwas länger und sprech’ dich dann allein.«
    »Mein Besuch ist in aller Frühe weg, Alex. Wir sehen uns morgen, ja?«
    »Danke.« Ich zog mich aus, ging zu Bett und war eingeschlafen, bevor ich auch nur einen Gedanken darauf verschwenden konnte, was der nächste Tag mir wohl bringen würde.

20
    D er Portier meldete sich kurz vor halb acht am Mittwoch morgen über die Sprechanlage und teilte mir mit, daß Dr. Mitchell gerade nach oben fahre und mich in fünf Minuten in seiner Wohnung erwarte. Ich war seit fast einer Stunde auf, hatte mich für den Arbeitstag fertiggemacht und blätterte zum ersten Mal seit über einer Woche wieder die Times durch. Es trug doch entschieden dazu bei, meine persönliche Lage wieder ins rechte Lot zu rücken, als ich las, daß in Zentralafrika eine Ebola-Viruserkrankung ausgebrochen sei, es neue Unruhen in einer Balkanregion gegeben habe, von der ich noch nie gehört hatte, und neuerlich Massengräber mit Hunderten unidentifizierter Leichen in Guatemala entdeckt worden seien. Humphrey Bogart hatte recht: Meine Probleme waren nicht die Bohne wert in einer Welt, die so voller Schwierigkeiten war wie

Weitere Kostenlose Bücher