Die letzte Chance - Final Jeopardy
Fondtür ging auf, Jed stieg aus und kam mit einem Arm voll langstieliger gelber Rosen, meinen Lieblingsblumen, auf mich zu.
»Bitte, Alex, du mußt mit mir reden. Ich weiß, du bist mit Joan verabredet - gib mir bloß fünf Minuten im Auto, und ich bring’ dich überallhin, wo du willst.«
»Es ist aus, Jed. Ich bin nicht an einem Nachruf interessiert. Und noch weniger daran, an einer Straßenecke eine Szene zu machen.«
»Fünf Minuten. Ich weiß, daß du mir nichts schuldig bist, aber ich möchte gern, daß du dir anhörst, was ich zu sagen habe.«
Ich schaute mir den Fahrer genauer an. Es war Luigi, der Jed immer fuhr und der sich mir gegenüber stets als Gentleman benommen hatte. Ich konnte noch immer nicht Mikes Theorie folgen, daß Jed der Mörder wäre, und ich verließ mich darauf, daß ich nicht in Gefahr schwebte, solange Luigi in Hörweite war. Ungeachtet der Gesellschaft, in der ich mich befand, mußte ich lächeln, als mir der Gedanke kam, daß das einzige, worüber Chapman und ich nicht diskutiert hatten, eine Verschwörungstheorie war. Mike wäre fuchsteufelswild, wüßte er, daß ich mit Jed in ein Auto einstieg, und er würde mich wohl in eine Anstalt einweisen, wenn seine Phantasie mit ihm durchginge und er glaubte, daß Jed und Luigi sich verschworen hätten, Isabella um die Ecke zu bringen.
Ich war so müde, daß ich nachgab und mich bückte, um einzusteigen. Luigi schloß die Trennscheibe, die ihn vom Fond trennte, aber ich hob die Hand, um ihn daran zu hindern. »Macht es Ihnen was aus, Luigi, mich zur Ecke Sixtyfourth und Second Avenue zu bringen, zu Primola? Und bitte lassen Sie die Trennscheibe offen - Sie können das alles genauso hören.« Ich
rechnete damit, Jed dadurch zumindest ein bißchen in Verlegenheit zu bringen. Luigi hatte ihn vermutlich sowieso zu allen Rendezvous gefahren.
Jed schnitt zwar ein Grimasse, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Er setzte sich mir gegenüber, gegen die Fahrtrichtung, und versuchte, mir in die Augen zu sehen. »Ich hab’ heute immer wieder bei dir angerufen und konnte nie durchkommen. Laura wollte keine Nachrichten von mir entgegennehmen. Joan wollte mir nicht helfen. Außerdem hab’ ich auf deinen Anrufbeantworter gesprochen.«
Quatsch! Fang gleich mit einer Lüge an, damit hast du mich sofort auf deiner Seite. Ich hatte den Anrufbeantworter ja gerade abgefragt, und wußte, daß nichts drauf war, aber warum sollte ich ihm die Genugtuung verschaffen und ihn wissen lassen, daß ich mich sogar darum kümmerte? Ich starrte auf Luigis Hinterkopf.
»Alex, ich möchte dich um Verzeihung bitten. Ich habe dich belogen, und ich war untreu, aber ich glaube, du wirst verstehen, was passiert ist, wenn du dir das Ganze anhörst -«
»Ich habe gehört, was ich hören muß, Jed. In diesem besonderen Fall interessieren mich die Details zur Abwechslung mal nicht. Merkst du denn nicht, wie peinlich dies für mich ist?«
Wir befanden uns inzwischen auf der Transverse Road durch den Park, direkt unter den blinkenden weißen Lichtern der Tavern on the Green, und die Dämmerung ging rasch in die Dunkelheit eines milden Herbstabends über.
»Ich will dich wiederhaben, Alexandra Cooper. Ich liebe dich, und ich will dich wiederhaben. Ich habe einen Fehler begangen - einen dummen, selbstsüchtigen, sturköpfigen Fehler. Bist du so vollkommen, daß du in deinem ganzen Leben nie etwas falsch gemacht hast?«
»Worin bestand dein Fehler, Jed: mich zu betrügen - oder dabei erwischt zu werden?«
»Du hast Isabella doch gekannt, du hast sie viel besser gekannt als ich. Sie hat nie lockergelassen. Sie, sie -«
»Ich muß gleich kotzen. Was war sie denn, Jed - eine neue, hartnäckige Verehrerin? Hat sie dich belästigt?«
»Du hast uns doch bekannt gemacht, du warst ja dabei, als -«
»Ich hab’ dich mit einer Menge Leute bekannt gemacht. Heißt das, du mußtest mit allen >Knüppel aus dem Sack< spielen?«
»Bitte sprich nicht wie deine Polizeifreunde, Alex. Das paßt nicht zu dir. Du bist doch sonst nicht so vulgär.«
»Klar, aber immer noch ehrlicher als der Scheiß, den du mir zu verkaufen suchst.«
»Du hast mich aufgefordert, ihr bei ihren finanziellen Problemen zu helfen. >Ruf sie an<, hast du gesagt, >tu, was du kannst, um ihr zu helfen.<«
»Du hast ihr wirklich geholfen. Du hast ihr offenbar in einen glänzenden weißen Sarg hineingeholfen.«
»Hör auf damit, Alex, das ist doch ungeheuerlich, so eine Anschuldigung. Sie hat mich angefleht,
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