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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Diagnostische Statistische Handbuch der Geisteskrankheiten, war ein mehrbändiges wissenschaftliches Werk, das die Elemente und Kriterien einer aberwitzigen Ansammlung psychischer Krankheiten anschaulich darstellte und für Ärzte und Anwälte ein unentbehrlicher Führer auf den verschlungenen Pfaden der Einwände und Ausreden für verbrecherisches Verhalten war.
    »Ja, ja, ich kenn’ das. >Ich hab’ meine Mutter umgebracht, weil ich mit zu kurzen Ohrläppchen und Schwimmfüßen geboren wurde und am Abend keine Cheerios essen durfte; ich hab’ der Katze das Fell abgezogen, weil Onkel Harry mich am Sonntag nach der Kirche nie Tante Mary am Arsch lecken ließ; ich hab’ das Baby in die Mikrowelle getan, weil Jupiter nicht auf einer Linie mit Mars lag, und niemand läßt mich das tun, was ich gern tun würde.< Aber sicher - für jede Gewalttat hat ein Seelenklempner eine Ausrede parat. Ich wußte gar nicht, daß das alles aus einem großen Buch stammt.« Mikes Verachtung für den Stand der Psychiater war unüberhörbar. »Wonach suchen wir hier eigentlich, Doc?«
    »Ich muß morgen noch mehr darüber lesen. Es gibt eine Kategorie, die man zwanghafte Liebe nennt. Das sind die Fälle, in denen tatsächlich eine gewisse Beziehung zwischen Täter und Opfer bestanden hat - eine Affäre, ein One-Night-Stand, eine >verhängnisvolle Anziehung<, wenn ihr so wollt. Der lästige Verehrer unternimmt alles, um diese Beziehung zu erneuern oder um Rache zu nehmen. Die weniger normale Kategorie ist ganz anders. Sie wird als Erotomanie bezeichnet und -«
    »Erotomanie? Das hört sich an wie etwas, das ich gern hätte.« Mike spielte wieder den Clown und versuchte, mich aufzuheitern.
    »In den bekannten Fällen von Erotomanie«, fuhr David unbeirrt fort, »gab es zwischen den Beteiligten nie eine Affäre oder
Romanze - genauso, wie Jed es erzählt hat, Alex. Die Verliebte leidet unter einem Wahn, dem Wahn, daß der Mann, auf den sie fixiert ist, sie tatsächlich liebt, selbst wenn sie mit ihm nur einen kurzen Kontakt hatte. Dies ist extrem bizarr.«
    Maureen wollte es genau wissen. »Meinen Sie wirklich, daß das eine echte Krankheit ist? Die Frau glaubt, der Mann würde sie lieben - oder umgekehrt -, obwohl es nie irgendeine Art von sozialer oder sexueller Interaktion gegeben hat?«
    »Exakt. Diese Menschen leiden unter dem Wahn, von einer anderen Person geliebt zu werden. Außerhalb dieser Wahnvorstellung ist das Verhalten des Patienten völlig normal. Diese Menschen sind gewöhnlich überaus intelligent. Sie weisen keine anderen Anzeichen von Geisteskrankheit oder einer psychischen Störung auf.«
    »Würden Sie Segal morgen bitte für uns anrufen, Doc? Ich wette, er reißt sich um die Gelegenheit, auf Ihre Couch zu kriechen und mit Ihnen darüber zu reden, bestimmt.«
    »Sicher, Mike, ich rufe ihn an. Ich glaube nicht, daß wir diese Vorgeschichte ignorieren dürfen, angesichts der Anspielungen, die Cordelia Jeffers da macht, wer auch immer sie sein mag. Ich werde Jed eine Nachricht in seinem Büro hinterlassen. Alex, schreib mir doch bitte seine Nummer auf. Und ich besorge mir zusätzliche Literatur, damit wir noch mehr über diese Krankheit herausfinden können. Ich muß morgen früh nach Washington fliegen - eine Sitzung mit dem Drogenbaron wegen der Finanzierung von Behandlungsprogrammen. Aber ich kann Segal am Spätnachmittag in meiner Praxis empfangen, und wenn sich das mit seinen Terminen vereinbaren läßt, sollten wir morgen um die gleiche Zeit sehr viel mehr über das wissen, worüber Isabella vielleicht mit ihm gesprochen hat.«
    »Großartig. Ich werde die Polizei von L. A. anrufen. Sie haben eine Spezialabteilung, die sogenannte Threat Management Unit - meines Wissens die einzige Polizei-Einheit im Land, die sich mit Drohungen befaßt. Vielleicht können die sich mal Segals Akte besorgen und nachsehen, ob da drinsteht, was wir wissen sollten.«
    Ich schrieb die Nummer von CommPlex auf einen Zettel und gab sie David, als er ging. Chapman meldete sich für mich an der
Sprechanlage und sagte dem Portier, er solle den Jungen mit der Pizza nach oben schicken. Ich setzte mich zu Maureen und Mike und plauderte mit ihnen, während sie ihr Essen hinunterschlangen, dann schickte ich sie kurz vor Mitternacht nach Hause.
    Ich zog mich aus, putzte mir die Zähne und wollte gerade zu Bett gehen, als mir einfiel, daß ich ein mit vielen Eselsohren versehenes Exemplar des DSM bei meinen Nachschlagewerken im zweiten Schlafzimmer

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