Die letzte Chance - Final Jeopardy
bei Morden ist, wenn der Fall nicht in den ersten 48 oder 72 Stunden geknackt wird? Erschreckend niedrig. Wir fangen also bei den Typen an, die sie kannten und vielleicht einen Grund hatten, sie um die Ecke zu bringen - wer weiß, wie viele Verrückte sie gehaßt haben, von denen wir nie etwas gehört haben. Und dann ist da noch die schlichte Tatsache, daß Prominente Freiwild für mehr Irre sind, als es Gefängniszellen gibt. Manchmal fallen sie ihnen nur auf den Wecker, ein anderes Mal haben sie es auf ihr Gold abgesehen.«
»Dies sind also nicht die einzigen, die in Frage kommen?«
»Keineswegs. Das ist bloß die erste Auswahl. Und auch bei denen gibt es noch immer eine Menge zu tun. Wenn Segals Anwalt clever wäre und seinem Klienten wirklich helfen wollte, würde er uns sagen, wie und wann sein Mann die Insel verlassen hat. Irgendeine Möglichkeit muß es doch geben, dies zu beweisen. Die Fähre ist nicht sehr hilfreich. Ich hab’ die Flugplatzunterlagen überprüft und nichts gefunden. Aber ein paar Typen haben für den 15-Uhr-Flug von Cape Air bar bezahlt. Falls er einen anderen Namen verwendet und keine Kreditkarte benutzt hat, einfach weil er nicht dabei erwischt werden wollte, wie er Alex betrog, wären wir vielleicht in der Lage, ihn zu entlasten. Entweder hat er diese Art von Alibi nicht, weil er noch am Tatort war, als Iz erschossen wurde, oder er ist ein Riesenrindvieh.«
»Oder der Anwalt wartet auf Mr. Green, bevor er sich krummlegt«, deutete Maureen eine weitere Möglichkeit an.
»Mr. Green?« David sah sie verwirrt an.
»Vielleicht hat Jed ihn noch nicht bezahlt. Manche Verteidiger wollen ein dickes Bündel grüner Banknoten als Vorschuß haben, bevor sie einen Finger rühren. Sie lassen den Klienten ein bißchen zappeln, dann ist der Typ um so dankbarer, wenn er entlastet wird«, erklärte ich David.
»Falls er entlastet wird«, warf Mike ein, um mich zu warnen. Zweifellos war Jed noch immer Chapmans Verdächtiger Nummer eins.
»Können Sie mit diesen Briefen irgendwas anfangen, Doc? Hat Alex Ihnen eigentlich von dem Gedicht erzählt, das Isabella
in das Drehbuch geschrieben hat, das wir bei ihren Sachen fanden? Daneben stand ebenfalls >Dr. C.<.«
»Nein, ich glaube nicht, daß du das erwähnt hast, Alex.«
Im Augenblick wußte ich nicht mehr, ob ich ihm davon erzählt hatte oder nicht. »Es waren ein paar Zeilen aus einem Gedicht von Pope, David. Die Strophe, die Iz abgeschrieben hatte, enthielt die Verse >Ist es, im Himmel, ein Vergehn, zu sehr zu lieben? < Es sah aus, als ob sie der Meinung gewesen sei, dieser >Dr. C.< hätte das geschrieben. Ich vermute, dahinter versteckt sich Cordelia Jeffers. Vielleicht hat das Ganze mehr damit zu tun, als wir gedacht haben.«
David versuchte, uns seine Argumente darzulegen. »Da ist zunächst einmal die Tatsache, daß es keine Psychiaterin namens Cordelia Jeffers gibt. Ich gehe davon aus, daß nicht einmal eine Person dieses Namens existiert, sondern daß der Name für die Zwecke dieser bestimmten Korrespondenz angenommen wurde.«
»Wieso?« Chapman kam immer gern auf den Punkt.
»Im Augenblick weiß ich das nicht. Aber eins ist klar: Der Schreiber oder die Schreiberin hat gewußt, daß Isabella nach Martha’s Vineyard fahren würde, und noch klarer ist, daß diese Information nicht von Isabella stammt.« Er verwies auf den ersten Absatz des Briefes, in dem Jeffers Isabellas Reise kommentierte, von der sie auf indirekte Weise erfahren hatte. »Außerdem geht daraus hervor, daß sie gewußt hat, daß Isabella mit einem Mann fahren würde - sollen wir annehmen, daß es Jed war? -, und das war mehr, als du gewußt hast, Alex.«
»Wenn wir also mehr über Dr. C. wissen wollen, müssen wir nach jemandem suchen, der sowohl Isabella als auch Jed kannte -wollen Sie uns das damit sagen?« fragte Mike.
»Fürs erste, ja.«
»Und ich hab’ gedacht, ich wäre hier der gemeinsame Nenner gewesen«, räumte ich ein. »Vielleicht gab es ein oder zwei gemeinsame Bekannte aus Hollywood, aber ich war sicher, daß es außer mir kein echtes Verbindungsglied gab, außer meinen Freunden - wie Nina und ihr Mann. Sogar Nina hat bestätigt, daß diese Affäre ihrer Meinung nach erst vor ein paar Wochen angefangen habe, als die beiden sich zufällig in der Concorde begegnet sind.«
»Und was hatte Isabella für einen Vorwand, sich an Jed zu wenden?« wollte David noch einmal von mir wissen.
»Ihr Buchhalter hat sie betrogen. Jed nannte ihr den Namen eines
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