Die letzte Chance - Final Jeopardy
Anständiges hast. Meine Phantasie sprudelt auch nicht mehr so wie früher. Ich bin eben nicht mehr so gut im kreativen Schreiben.«
Ich rief Mark Acciano an, um zu hören, wie lange der Richter die Geschworenen am Abend zuvor noch hatte arbeiten lassen.
»Ihre Beratungen haben fast bis Mitternacht gedauert, dann hat er sie ins Hotel geschickt. Heute morgen ging das Ganze um halb zehn weiter.«
»Haben Sie einen Sinn in dieser Unterbrechung erkennen können?«
»Nee. Sie sahen alle bloß müde und mürrisch aus, als er sie entließ. Unmöglich zu sagen, wo das Problem lag.«
»Irgendwelche Vermutungen von seiten der Gerichtsbeamten?« Obwohl es nicht astrein war, wenn die Gerichtsbeamten mit den Anwälten kungelten, berichteten sie ihnen doch oft über das, was sie von ihrem Standort vor der Tür der abgeschlossenen Geschworenenräume aus von der Diskussion mithören konnten. Es kam immer wieder vor, daß alle zwölf sich in den Haaren lagen oder sie sich zu elft gegen einen verschworen.
»Nicht mal ein Flüstern. Ich geh’ gleich hoch, um das Ende im Gerichtssaal abzuwarten. Ich werd’ Ihnen sagen, was passiert. Und vielen Dank, Alex, für Ihren Rat wegen des Schlußplädoyers. Ich hätte nie daran gedacht, all diese Einzelheiten hineinzupacken, aber ich glaube, es hat eine Menge geholfen. Ihre Anmerkungen waren ein Geschenk des Himmels.«
»Dafür bin ich schließlich da. Schnappen Sie sich ihn.«
Laura meldete sich über die Gegensprechanlage. »Dr. Mitchells Sekretärin hat gerade angerufen. Ich soll Ihnen sagen, er erwartet Jed um halb acht heute abend in seiner Praxis - Sie wüßten schon, worum es geht.«
»Ja, Laura, ich weiß es. Bin gleich wieder da, ich will mir nur eine Tasse Kaffee holen.«
Ich begab mich nach nebenan zum Legal Hiring Office, wo es den ganzen Tag frischen Kaffee gab, um die Bewerber zu beeindrucken, die sich jedes Jahr zu Tausenden um einen Posten in Battaglias Behörde bewarben. Als ich mit meiner dampfenden Tasse zurückkam, stand Laura neben ihrem Schreibtisch. »Mercer ist dran. Es sei dringend.«
Ich nahm Lauras Hörer auf. »Ja?«
»Coop, es ist fast vorbei.«
Erst nach einer Weile ging mir auf, daß er nicht über Isabellas Fall sprach. »Was ist passiert?«
»Er hat es heute morgen wieder versucht. Zwei Blocks von der letzten Tat entfernt. Identischer Modus operandi - die gleiche Anmache, die gleiche Beschreibung, die gleiche Sprache. Die Frau läßt den Typen herein, er zieht das Messer. Das einzig Neue war, daß ihr Mann im Schlafzimmer war. Der hört den Lärm und kommt in die Küche - Mr. William Montvale ist so geschockt, daß er alles fallen läßt und zur Tür rausrennt.«
»Halt, halt, warte mal. Ich komm’ da nicht mit. Wer ist William Montvale? Der Ehemann?«
»Nein, nein, Miss Cooper, halt dich fest. Der Mann, nach dem wir gesucht haben, heißt William Montvale, von den lokalen Medien auch Con-Ed-Vergewaltiger genannt. Der Vergewaltigungsversuch von heute morgen war nicht nur erfolglos, sehr zur Freude des ausersehenen Opfers, sondern ich ruf’ auch höchstpersönlich an, um dir zu sagen, daß die New Yorker Polizei den Fall gelöst hat, nur für dich, Mädchen.«
»Ich weiß ja, daß du mir das noch erklären wirst, Mercer, ja?«
»Versprich mir eins, Coop. Keine Verabredungen für die nächsten siebzig Stunden, okay? Keine Champagnerdinners, keine Ausflüge aus der Stadt. Sobald ich Montvale zu fassen kriege, ruf’ ich dich an oder melde mich über deinen Piepser, ganz egal, wieviel Uhr es ist. Dann kannst du die Gegenüberstellungen organisieren und mit dem Frage-und-Antwort-Spiel beginnen. Macht dich das glücklich?«
»Uberglücklich, Mercer.«
»Nun willst du wohl wissen, warum ich weiß, daß der Vergewaltiger William Montvale ist. Ist das Ihre Frage, Frau Staatsanwältin? Und die Antwort lautet: Die übliche hervorragende
Detektivarbeit, die Sie mit mir und meiner Mannschaft verbindet, mit einem Schuß - äh - sagen wir mal, großem Glück. Ehrlich gesagt, unglaubliches Glück. So, wie eben die meisten Verbrechen gelöst werden, Alex.«
»Erzähl mir, was passiert ist.« Mein Herz schlug heftig bei der Vorstellung, daß dieser Wahnsinnige bald gefaßt und seine kleine Schreckensherrschaft beendet sein würde, bevor ihm noch eine Frau zum Opfer fiel.
»Als der Ehemann aus dem Schlafzimmer kam, geriet Montvale so durcheinander, daß er sein Messer fallen ließ. Er bückte sich, um es aufzuheben, aber die Zeitung, die er in seiner
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