Die letzte Chance - Final Jeopardy
Gesäßtasche hatte, verfing sich unter dem Gaszähler und fiel auf den Boden. Entweder merkte er das nicht, oder er war froh, wenigstens das Messer zu schnappen, falls er es brauchte, um sich den Weg nach draußen zu erkämpfen. Bis das Ehepaar ihren Portier verständigt hatte, war Montvale die Treppe hinuntergelaufen und zum Lieferanteneingang hinten hinaus. Weg.
Die beiden waren so schockiert, daß sie sich einfach ins Wohnzimmer setzten und einander umklammerten, bis die Polizei kam. Und da sah der erste Cop am Tatort die Post auf dem Küchenboden und hob sie auf.««
»Das ist ja ein Knüller für Mickey Diamond. Vergewaltiger lesen am liebsten die New York Post. Ich hoffe, seinem Redakteur gefällt das. Und wie ging’s weiter?«
»Der Cop fragt das Ehepaar, ob das ihre Zeitung sei. Die beiden sagen, nein. Der Typ hatte sie zusammengerollt, damit sie in seine Tasche paßte, also rollt der Cop sie auseinander. Und darin befindet sich ein Brief von der Bewährungsstelle des Staates New York an einen gewissen William J. Montvale, in dem dieser aufgefordert wird, um drei Uhr heute nachmittag auf dieser Behörde zu erscheinen und als Nachweis seiner Identität seinen Geburtsschein mitzubringen. Anscheinend ist er gerade aus dem Staatsgefängnis in New Jersey entlassen worden. Dort war man damit einverstanden, seine Bewährungsunterlagen nach New York zu transferieren, damit er wieder zu seiner geliebten Mutter ziehen konnte.«
»Nur weiter so - sag mir, wofür er in Jersey gesessen hat.«
»Ich versuch’ dich ja bei Laune zu halten, Coop. Dein Instinkt war völlig richtig. Wegen vier Fällen von Vergewaltigung angeklagt,
im Bergen County. Wir sind bloß deshalb nicht auf ihn gestoßen, weil er nicht in New York vorbestraft war. Wurde vorzeitig auf Bewährung entlassen, weil er in diesem Behandlungszentrum in Jersey war, du weißt, welches ich meine?«
»Klar, Mercer. Das, wo sie Vergewaltiger rehabilitieren. Und dann schicken sie sie geheilt in unsere Mitte zurück, wie William Montvale.«
»Dieser Kerl ist ein echter Profi. Ich werd’ ihn für dich finden, Coop, aber dann mußt du ihn für immer aus dem Verkehr ziehen. Abgemacht?«
»Ich schwör’s dir, Mercer. Was habt ihr vor?«
»Wir lassen das Haus von seiner Mama überwachen, aber wenn er merkt, daß er den Brief liegenlassen hat, wird er dort oder bei der Bewährungsstelle heute sicher nicht mehr auftauchen. Wir lassen sie trotzdem überwachen. Ein Team sieht die Akten des Gefängnisses in Jersey durch und sucht nach Namen von Besuchern, Freundinnen, Verwandten, Zellengenossen - von jedem, bei dem er untertauchen könnte. Dann werden wir überall dorthin ausschwärmen und sehen, ob dort heute irgendwelche >John Does< aufkreuzen. Du weißt, daß ich ihn mir schnappen werde. Halt dich einfach bereit, ich liefere dir einen hieb- und stichfesten Fall.«
Ich wußte, daß er dies tun würde. Niemand konnte das besser als er. »Ich bin hier und hab’ den Piepser rund um die Uhr an. Du brauchst mir nur zu sagen, was du brauchst.«
»Ich melde mich. Drück mir die Daumen.«
Ich rief Rose Malone an und bat sie, Battaglia zu sagen, daß es endlich eine Wende in dem Fall gebe, dann erklärte ich Sarah Brenner, sie müsse sich bereithalten, mich in den nächsten paar Tagen zu vertreten, falls ich mit der Verhaftung von Montvale beschäftigt sei. Sie erbot sich, bei meinen für den Nachmittag angesetzten Zeugenvernehmungen einzuspringen. Sie wußte, wie schwer es mir fallen würde, mich zu konzentrieren, während ich ständig auf dem Sprung zur Special Victims Unit war, sobald Mercer anrufen würde.
Mein Kontaktmann in der Staatsanwaltschaft des Bergen County hatte mir früher schon einmal geholfen. Ich wandte mich wieder an ihn und bat ihn, sich die abgeschlossene Akte des
Verdächtigen zu besorgen und nachzusehen, ob es noch eine andere Verbindung nach Jersey gab, die uns etwas nützen könnte. Überquer bloß nicht den Hudson, flehte ich Montvale im stillen an. Ich möchte mich nicht mit den Verzögerungen eines Auslieferungsbegehrens herumärgern müssen - ich will dich hier schnappen, ich will, daß diese Frauen dich identifizieren und hinter Gitter bringen, wo du bleibst, bis du ihn nicht mehr hochkriegst und das nie wieder jemandem antun kannst.
Wieder ein Lunch an meinem Schreibtisch - diesmal bestand er aus einem Becher Magerjoghurt und Mineralwasser. Ich rief alle halbe Stunde bei Mercer an, aber die gesamte Einheit war im Einsatz, und die
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