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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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konnten. Seit fast zwanzig Jahren beschäftigten wir in der Behörde des Bezirksstaatsanwalts von Manhattan eine Einheit professioneller Videofilmer, die diese wichtigen Sitzungen auf Videoband mitschnitten - stets mit Wissen und Einwilligung der Angeklagten.
    Dieses Verfahren bereitete der uralten Klage über polizeiliche Vernehmungen ein Ende: daß Cops Verdächtige zu Geständnissen zwängen oder sie aus ihnen herausprügelten. Nun fing die Videokamera die gesamte Szene ein. Der Angeklagte saß ruhig im Vernehmungszimmer an einem Tisch, seiner Fesseln ledig und unverletzt, oft mampfte er ein Doughnut und trank eine Limo, während der Staatsanwalt ihm seine Rechte verlas und von ihm die Einwilligung erhielt, ohne Hinzuziehung eines Anwalts fortzufahren.
    Ich weiß noch gut, wie ich das erstemal mit einem Kameramann hinzugezogen wurde - ich wollte es einfach nicht glauben, daß ein Verbrecher damit einverstanden sein würde, daß sein Geständnis gefilmt und für immer festgehalten würde, um es später im Verfahren gegen ihn zu verwenden. Ich verlas dem Kerl seine Rechte, zeigte ihm die Kamera und erklärte ihren Zweck. Doch statt die Mitarbeit zu verweigern, setzte er sich gerade hin, kämmte sich das Haar, setzte sich für den Film die Baseballmütze
ordentlich auf den Kopf und sprach ins Mikrofon, als hätte er seinen großen Auftritt im Filmstudio. Ich glaube, die Geschworenen waren mit ihren Beratungen schon nach zwanzig Minuten fertig. Schuldig.
    In der Technischen Abteilung hob Bob Bannion ab. »Phantastisch, ich hätte nicht im Traum daran gedacht, daß ich Sie für heute abend kriege«, sagte ich. Bannion hatte das Videosystem bei uns eingeführt und leistete großartige Arbeit. Er war Profi und hatte einen trockenen Humor, der einen die lange Nacht in einem Vernehmungszimmer leichter überstehen ließ. Bob stand außerdem für alle Morde oder andere Kapitalverbrechen, die sich in den nächsten zwölf Stunden ereigneten, auf Abruf bereit, daher freute es mich, daß ich ihn als erster erwischt hatte. Ich erklärte ihm den Fall, an dem wir arbeiten würden, so daß er wußte, was auf ihn zukam. »Haben Sie noch was anderes in der Mache, oder darf ich Sie bitten, sich mit mir heute abend um neun bei der Special Victims Squad zu treffen?«
    »Ich wollte gerade losziehen, um einen Tatort zu filmen. Mehrfacher Mord in Alphabet City« - der Lower East Side Manhattans, wo die Parallelstraßen zur First Avenue die Bezeichnung Avenue A, B, C und D trugen. »Sieht so aus, als ob ein paar Teenager eine wilde Schießerei veranstaltet hätten. Bislang keine Verhaftungen und für heute abend auch nichts in Aussicht, aber Rod hat mich gebeten, ein paar Innenaufnahmen von der Wohnung zu machen.« Zu den wichtigen Techniken, die Bob entwickelt hatte, gehörten auch Videos von Tatorten, sobald man sie entdeckt hatte, so daß man ein für allemal eine Aufzeichnung jedes Details an seinem Platz hatte. Die Bedeutung von Gegenständen oder Anhaltspunkten neben einem Mordopfer wird bei den Ermittlungen oft erst viel später klar, und dann konnten die Detectives deren ursprüngliche Beziehung zur Leiche oder dem Beweismaterial eruieren, indem sie sich das Video ansahen.
    »Wenn Sie dort fertig sind, würden Sie dann bitte zur Eighty-second Street raufkommen? Wir fangen mit den Gegenüberstellungen an, Sie brauchen sich also nicht beeilen. Ich melde mich über Ihren Piepser, um es abzublasen, falls er nicht redet. Der Typ ist einschlägig vorbestraft, daher ist er vielleicht smart genug, den
Mund zu halten. Rufen Sie mich an, falls Sie etwas Heißeres als das bekommen, ja?« Einschlägig Vorbestrafte waren oft gewitzt genug, kein Geständnis abzulegen, das dazu beitragen würde, daß ein Geschworenengericht sie einlochen würde.
    Ich verließ das Gebäude und bekam an der Ecke Worth Street ein Taxi, das sich mitten in der schlimmsten Rush-hour den FDR Drive Richtung uptown entlangquälte, um mich zu meiner Wohnung zu bringen. Ich lief am Portier vorbei, ignorierte den Briefkasten, wartete mit mehreren Nachbarn auf den Fahrstuhl, und sauste zuallererst in mein Schlafzimmer, wo ich rasch aus meinen Arbeitsklamotten schlüpfte. Ich zog mir Jeans, eine Bluse und einen Blazer an, um für eine lange Nacht gerüstet zu sein, in der ich auf Schreibtischen sitzen würde, die von Kaffeeflecken übersät waren, und mir Notizen machte, während ich mich an staubige Aktenschränke lehnte. Eine Handtasche würde ich dabei nicht brauchen - ich

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