Die letzte Chance - Final Jeopardy
hatten, beinahe ganz in Uniform, um den Frauen die Auswahl zu erleichtern.
Mercer brüllte durch die Tür des anderen Raums. »He, Nummer drei. Hast du Jeans und Turnschuhe in deinem Spind? Unsere Modechefin möchte, daß du diese Treter und deine ordentlich gebügelte blaue Hose ausziehst. Troll dich.«
»Sag mal, Mercer, der sieht ja genauso schrecklich aus wie die Typen, die du von der Straße reingeholt hast.«
»Sie können nun mal nicht alle so gut aussehen wie ich, Cooper. Möchtest du Montvale sehen?«
»Klar, warum nicht?«
Wir gingen den Korridor hinunter, an der geschlossenen Tür des Captains vorbei, bis wir vor der kleinen Zelle standen, in der sich ein einziger Gefangener befand. William J. Montvale saß auf der schmalen Holzbank, die an der Wand gegenüber den Gitterstäben entlanglief. Er hatte die Arme verschränkt, die Beine weit auseinandergestreckt. Als er uns kommen sah, verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Ist dies meine Staatsanwältin, Mr. Wallace? Die Sie mir versprochen haben? Entschuldigen Sie, Ma’am, daß ich nicht aufstehe, aber ich hatte einen schweren Tag.« Ich hatte genug gesehen und wandte mich wieder zum Gehen, als Montvale Mercer zurief: »Sie sieht besser aus als die fette Sau, die meinen Fall in Jersey verhandelt hat, aber ich wette, sie ist keine Marcia Clark. Was meinen Sie, Mr. Wallace?«
Es würde mir ein Vergnügen sein, Montvale in den Knast zu schicken.
Im Hintergrund spielten die Telefone verrückt. Irgendein Cop, der jemandem einen Gefallen schuldete, hatte zweifellos einem Reporter die Nachricht von der Verhaftung gesteckt, und nun kamen die Anrufe schneller herein, als sie entgegengenommen werden konnten.
»Können wir loslegen?« fragte Mercer einen seiner Teamkollegen, der das Erscheinen der Leute koordinierte, die wir benötigten. »Ich möchte die Frauen hier wieder rausbringen, bevor sich die Übertragungswagen wie die Geier vor unserer Tür versammeln.«
»Es kann sofort losgehen. Wir warten nur darauf, daß du Montvale in den Raum bringst.«
Mercer ging zurück, um den Angeklagten aus seiner Zelle zu holen. Seine Handgelenke waren hinter dem Rücken gefesselt. Wallace legte eine seiner riesigen Hände um den Oberarm des Vergewaltigers und führte ihn mit festem Griff in den Raum mit den fünf Doubles. Er flüsterte Montvale ins Ohr, was ich von ihm schon so oft gehört hatte: Falls er einen beschissenen Muskel verziehe oder auch nur ein bißchen schiele, nachdem er ihm die Handschellen abgenommen habe und während diese Frauen
durchs Fenster schauten, würde er ihm höchstpersönlich den Arsch aufreißen.
Während ich vor dem Raum stand, ließ Mercer Montvale seine Nummer für die Gegenüberstellung wählen. Er entschied sich für die Vier, und auf Wallaces Anweisung tauschten alle anderen Männer die Pappnummern reihum aus und hielten sie auf dem Schoß, während sie sich in einer Reihe auf Stühle setzten. Man hatte sie dahingehend instruiert, daß sich die ganze Gruppe auf Kommando erheben solle, jeder Mann würde einzeln vor den Spiegel treten und direkt hineinsehen, bevor er dem Betrachter sein Profil zuwandte, dann würden sie wieder zu ihren Stühlen zurückkehren und sich setzen.
Wallace ließ zwei seiner Teamkollegen neben dem Gefangenen Posten beziehen, machte mehrere Polaroidfotos von der Gruppe für die Anhörung im Vorverfahren und rief seinem Sergeant zu, die Frau zu holen, die am Vormittag überfallen worden war. Ich wartete draußen im Korridor vor dem Büro des Captains auf sie, stellte mich ihr dann vor und erklärte ihr das anschließende Vorgehen.
»Ich möchte gern, daß Sie mit mir und Detective Wallace in diesen Raum gehen. Sie brauchen keine Angst zu haben, wir sind die ganze Zeit bei Ihnen. Sie werden sechs Männer durch ein Glasfenster sehen. Sie können sie sehen und hören, aber die Männer können Sie nicht sehen, das versichere ich Ihnen. Wir machen dann das Licht aus, und ich werde Sie auffordern, sich jeden einzelnen gründlich und genau anzusehen. Ich möchte, daß Sie uns erst etwas sagen, nachdem Sie alle genau angesehen haben. Dann werde ich Ihnen noch drei oder vier Fragen stellen, und das war’s dann schon. Es dauert nicht mal zwei Minuten. Sind Sie okay?«
Mrs. Jeter schien nur ein paar Jahre älter zu sein als ich. Sie war verständlicherweise angespannt und nickte zustimmend, während ich ihr den Ablauf erläuterte. »Darf mein Mann nicht bei mir sein?«
Mercer sprach sanft und
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