Die letzte Chance - Final Jeopardy
beruhigend auf sie ein: »Gleich, Ma’am, wir bringen Sie sofort wieder zu ihm. Aber auch er ist ein Zeuge, und darum müssen Sie beide das unabhängig voneinander machen. Ich werde direkt neben Ihnen sein. Niemand wird Ihnen was tun.«
Sie ließ sich von uns in den kleinen Beobachtungsraum führen, und ich postierte sie vor dem Fenster, während Mercer das Licht ausmachte. Mit einem überraschten kleinen Seufzer sagte sie: »Oje, das ist aber dunkel« und griff nach meiner Hand, während sie durch die Scheibe äugte. Ich überließ ihr meine Hand und legte den anderen Arm um ihre Schultern, um sie zu beruhigen.
Als sich die sechs Männer erhoben und der erste auf den Spiegel zuging, konnte ich sehen, wie Mrs. Jeters Augen die Reihe überflogen. »O Gott, das ist er - es ist die Nummer vier! Das ist der Mann, der heute vormittag in meiner Wohnung gewesen ist, er ist es.« Ihre Hand krampfte sich fest um meine. Sie war die ideale Zeugin. Sie wußte genau, nach wem sie Ausschau halten sollte, und mußte gar nicht erst abwarten, bis einer nach dem anderen aus der bunt zusammengewürfelten Schar vor ihr aufmarschiert war.
Wallace bat sie, das Verfahren dennoch zu absolvieren und sich jeden einzelnen Mann ganz genau anzusehen. Sie gehorchte, sagte aber immer wieder: »Das brauch’ ich nicht - ich weiß, der ist es.«
Als Mercer sie zur Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raums brachte, damit sie nicht ihrem Mann oder den Frauen über den Weg lief, die die Gegenüberstellung noch vor sich hatten, hob sie sich auf die Zehenspitzen, küßte ihn auf die Wange und sagte ihm, wie dankbar sie ihm sei, daß er die Verhaftung so rasch vorgenommen habe. »Ich hab’ sehr viel Glück gehabt, das weiß ich. Vielen Dank.«
Als sie draußen war, wandte Mercer sich um und hielt den Daumen hoch. »Der erste Treffer ist immer der beste. Ordentlich und solide. Wir haben ihn, Cooper. Machen wir weiter.«
Ich ging aus dem Raum hinaus und bedeutete dem Sergeant, Mr. Jeter zu uns zu bringen. Ein alter uniformierter Cop, der aussah, als würde er die Minuten bis zu seiner Pensionierung zählen und der den Auftrag hatte, sich um die Telefone zu kümmern, trat zu mir. »Es sind ein paar Anrufe für Sie eingegangen, seit Sie hergekommen sind, Miss Cooper. Ich hab’ nicht gewußt, daß Sie hier oben sind.«
»Wissen Sie noch, worum es ging? War irgendwas dabei, was wichtiger war als das hier?«
»Nee. Ein junger Mann aus Ihrer Behörde, Acciano hieß er, sagte, er habe eine gute Nachricht für Sie - einen Schuldspruch. Er spricht Ihnen die Einzelheiten auf Band. Und dann noch Chapman, vom Morddezernat. Sagte, er weiß, was Final Jeopardy heute abend ist - oder so ähnlich. Möchte, daß Sie ihn anrufen, wenn Sie heimkommen. Er ist bis um ein Uhr morgens in seinem Büro. Jede Menge Reporter wollen wissen, was Sie machen. Solche Anrufe eben.«
»Gut. Notieren Sie einfach alles, bis wir hier fertig sind, im Rausgehen schaue ich bei Ihnen vorbei.«
Mr. Jeter kam jetzt zu uns und streckte die Hand aus, um uns zu begrüßen. Er war sehr stolz darauf, daß er den Überfall auf seine Frau hatte verhindern können. Ich wollte ihm gerade die Gegenüberstellungsprozedur erläutern, aber er fiel mir ins Wort. »Ich hab’ das schon mal gemacht. Bin vorletztes Jahr auf dem Heimweg von der Arbeit überfallen worden. Hab’s dreimal mitgemacht, bevor sie dann den richtigen Kerl geschnappt haben. Bringen Sie mich rein, und lassen Sie mich Ruhe.«
Ich ging mit ihm in den Raum, wo Mercer bereits am Fenster stand, und wir gingen die Szene erneut durch. »Das ist der kleine Scheißkerl. Nummer vier. Richtig, nicht wahr? Hat meine Frau ihn auch erkannt?«
Detective Wallace versuchte, Jeters Aufmerksamkeit wieder auf die Männer jenseits der Scheibe zu lenken. »Wir möchten, daß Sie jeden einzelnen von denen genau ansehen und -«
»Verschwenden Sie ruhig Ihre Zeit, Wallace.« Er stand noch immer vor dem Fenster und ließ die anderen fünf Männer vor sich aufmarschieren, schüttelte aber die ganze Zeit nur den Kopf. »Es ist die Vier. Ich hab’ ihn doch erst heute vormittag gesehen. Hoffentlich war meine Frau nicht zu schockiert, um das zu machen, ja?«
»Danke, Mr. Jeter. Sie können nun wieder zu Ihrer Frau, Detective Wallace wird Sie gleich über alles aufklären. Dann können Sie Mrs. Jeter mit heimnehmen, okay?«
»Großartig. Wollen Sie Mr. Battaglia von mir grüßen? Dies ist das dritte Mal in sechs Jahren, daß ich mit seiner
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