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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Strategien der siebziger Jahre geführt hatte. Um halb fünf sagte ich ihr, daß ich eine Pause einlegen müsse. Ich sei müde vom Reden und wolle ein paar von den Anwälten sehen, die bei Gericht zu tun hätten, und ihnen bei der Vorbereitung des nächsten Tages behilflich sein.
    Sie stellte ihr Aufnahmegerät ab, und wir standen beide auf, um uns zu strecken. »Was ziehen Sie denn heute abend an?« wollte sie wissen, und ich war pikiert, daß ihre Fragerei nun auf mein Privatleben abzielte. Woher wußte sie, daß ich am Abend ausging? Ich muß sie ziemlich zornig angestarrt haben, als ich mich zu ihr umdrehte, aber Ellen schätzte die Situation richtig ein und beruhigte mich. »Na ja, ich habe eine Kleidertasche an Ihrem Garderobenständer hängen sehen, also hab’ ich mir einfach gedacht, Sie würden nach der Arbeit noch fein ausgehen.«
    Fahre nie den Interviewer an, fiel mir ein. Nach den Ereignissen der letzten Woche war ich einfach zu empfindlich. So dauerte es einen Moment, bis ich erkannte, daß Ellen mir nicht nachspioniert hatte - sie hatte sich im Zimmer umgesehen und schlicht eine logische Schlußfolgerung gezogen. »Tut mir leid, Ellen. Richtig, ich gehe heute zu einem offiziellen Abendessen.«
    »Ich war bloß neugierig, was Sie in dieser Tasche haben - aus persönlichem Interesse, nicht wegen Ihres Couturiers. Ich weiß, daß Ihnen in einigen der anderen Interviews nachgesagt wurde, Sie hätten einen Kleiderfimmel.«
    Ich mußte über den Ausdruck lachen. »Ich mag schöne Kleider wirklich.« Es bereitete mir keine Probleme, über Designermarken zu reden, die jeder Mensch mit einem Blick für so was erkennen konnte, wenn er mich ansah, sofern dies Ellen von Details meines Privatlebens ablenkte, die ich nun wirklich nicht gedruckt sehen wollte.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, hieß es in Glamour, daß Sie für Ihre Berufskleidung Calvin Klein, Dana Buchman und Escada bevorzugten.«
    Sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht.

    »Nicht gerade die Sachen, die sich eine junge Frau mit einem Beamtengehalt kaufen kann, aber schließlich weiß ich auch etwas über Ihren familiären Background.«
    Es wurde Zeit, den Spieß umzudrehen und zu sehen, wie sie es mochte, wenn man ihr persönlich kam. »Nun, da Sie so viel über mich wissen, Ellen - wollen Sie mir nicht ein bißchen über sich selbst erzählen?«
    »Was möchten Sie denn gern wissen? Ich bin eine Sabra, Alex. In Israel geboren, als Kind einer israelischen Mutter und eines amerikanischen Vaters. Mein Vater kam von West Point - er war Raketenexperte. Er lernte meine Mutter kennen, als er an einem UN-Projekt im Nahen Osten arbeitete. Ich bin als typisches Army-Balg aufgewachsen, auf Militärbasen rund um die Welt, aber ich habe High School, College und den Militärdienst in Israel absolviert. Die Staaten haben mich immer fasziniert, daher verbringe ich hier viel Zeit, obwohl meine ganze Familie drüben lebt.«
    »Das ist ein interessanter Background.«
    »Das Leben anderer Menschen scheint immer interessanter zu sein. Ich bin nicht gerade in sehr sicheren Verhältnissen aufgewachsen, Alex. Die ständige Umzieherei während meiner Kindheit, nie lange genug an einem Ort, um Beziehungen aufzubauen, die eine Versetzung überlebten. Rein in neue Schulen und wieder raus, und jedesmal beweisen, daß man es schaffen würde. Und einen Vater beim Militär. Ich sag Ihnen - ganz gleich, wie tüchtig er war, es ist kein Beruf, der in diesem Land großes Ansehen genießt. Ich nehme an, deshalb verbringe ich so viel Zeit damit, mich mit dem Leben erfolgreicher Menschen zu befassen. Ich will herausfinden, was sie so erfolgreich macht - und ob sie das glücklich macht.«
    Darauf fiel mir keine unverbindliche Antwort ein. Meinen einzigen Kommentar - »Das ist ja interessant« - behielt ich lieber für mich. Ich hatte Ellen Goldmans innere Zerrissenheit nicht kennenlernen wollen, nun aber wußte ich mehr, als ich wissen mußte. Vielleicht war es doch besser, ihre freundliche Neugier zu befriedigen.
    »Nun, um auf Ihre Frage zurückzukommen, Ellen: Das Kleidungsstück in der Tasche ist ein sehr elegantes marineblaues Futteralkleid von Calvin Klein. Es ist dem vermutlich langweiligen
Anerkennungsdinner für einen langweiligen Herrn, den ich kaum kenne, wohl angemessen.«
    »Jemand aus Ihrem beruflichen Umfeld?«
    »Nein, der Boß eines meiner Freunde. Also wenn wir dieses Interview morgen fortsetzen, kommen sie doch einfach zu mir

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