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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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schätze, ich bemühe mich derzeit zu sehr, ihm um den Bart zu gehen. Ich hätte wirklich nie erwähnen dürfen, daß ich ihr bei dir begegnet bin.«
    »Und ich werde hier nie wegkommen, wenn wir nicht sofort auflegen, damit ich meinen Schreibtisch aufräumen kann. Ich küsse dich.« Waffenstillstand. Ich schürzte die Lippen und hauchte einen Kuß in den Hörer.
     
    Über die Sprechanlage bat ich Laura, den beiden Assistenten, die mich sehen wollten, zu sagen, sie sollten ihre Akten raufbringen, damit wir ihre Probleme durchgehen konnten. Sie gab mir alle Telefonnotizen, die sich bei ihr während des Goldman-Interviews angesammelt hatten, und erklärte mir, sie würde gehen, sobald die nächste Sitzung bei mir begonnen hätte.
    »Auch Mercer Wallace hat angerufen, den müssen Sie aber nicht zurückrufen. Ich soll Ihnen nur sagen, es sei überfällig, daß der Con-Ed-Vergewaltiger wieder von sich hören lasse - diese Woche sei Vollmond, vielleicht habe die Sonderkommission ja Glück. Sie würden schon wissen, was er damit meine.«
    Ich wußte genau, was er meinte. Jahrhundertelang hatte es in den Volkssagen und Ammenmärchen geheißen, Vollmond würde alle Formen von Wahnsinn und Irresein ausbrechen lassen. In New York glaubt jeder Cop, daß der phantastische Anblick eines schimmernden Vollmonds von ungewöhnlichen Geschehnissen und seltsamen Phänomenen begleitet sei. Wallace hoffte also, daß der unaufhaltsame Zug der Gezeiten auch seinen Serienvergewaltiger herauslocken und zur Festnahme dieses Teufels führen würde. Ich mußte an Isabellas Verfolger denken und hoffte, daß es mit einigem Glück ein Doppelerfolg würde.

    Es war beinahe halb sieben, als ich mich von meinen beiden jungen Kollegen verabschiedete und mit meiner Kleidertasche und meinen Make-up-Utensilien in den Waschraum ging. Die häßlich gelblichgrauen Kacheln und das klinische Dekor waren noch deprimierender als die übrigen tristen Amtsräume.
    Ich zog mich aus, trat in die Duschkabine und wusch mich rasch. Wie immer amüsierte mich die Ironie der Tatsache, daß es an den Waschraumtüren keine Schlösser gab und daß die Reinigungsmannschaft, die abends alle Räume saubermachte, aus Ex-Knastbrüdern bestand, die von meinen Kollegen strafrechtlich verfolgt worden waren, sich im Arbeitsdienst befanden und von Wildcat beschäftigt wurden - einer Firma, die Schwerverbrecher zu resozialisieren versuchte.
    Ich rubbelte mich mit dem Handtuch ab, flocht mein Haar zu einem Dutt, schlüpfte in das enge Futteralkleid und tauschte meine mittelhohen Arbeitsschuhe gegen hochhackige Seidenpumps aus. In meinem Judith-Leiber-Abendtäschchen war gerade noch Platz für meine blaugoldene Marke - immer ein Hit bei Unternehmertypen -, meinen Piepser, einen Lippenstift und ein Leinentaschentuch. Als einzigen Schmuck legte ich meine Schlumberger-Flügelohrringe an. Noch ein paar Spritzer Chanel, dann ging ich zurück zu meinem Büro, um den Car Service anzurufen.
    Um diese Zeit waren die langen Korridore im achten Stock still und leer, und die meisten Arbeitsbienen schwärmten auf den Treppenfluchten unter dem Flügel der leitenden Beamten in den Abend aus. Ich war mir des klackenden Geräuschs bewußt, das meine hohen Absätze verursachten und das im Flur widerhallte. Auf dem Weg machte ich mir Gedanken über den Standpunkt, den ich bei der Urteilsanhörung vor Hadleigh am nächsten Vormittag vertreten würde.
    Ich bog um die Ecke und wollte gerade an Lauras Schreibtisch vorbei in mein Büro gehen, als der Anblick eines Fremden mich abrupt im Türrahmen stehenbleiben ließ. Ich hatte den Mann, der da vor dem Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand stand, noch nie gesehen.

14
    M ein Herz raste, während wir gleichzeitig zu sprechen begannen. Ich verlangte von ihm, mir zu sagen, wer er sei und wie er am Sicherheitsdienst vorbeigelangt sei, während er sich hastig dafür entschuldigte, unangemeldet hereingeplatzt zu sein, und erklärte, er sei Richard Burrell und müsse unbedingt mit mir über Isabella Lascar reden.
    »Ich habe den ganzen Freitag über und mehrmals heute angerufen und Sie nie erreicht...«
    »Nun, wenn Sie dachten, deshalb einfach in das Büro des Bezirksstaatsanwalts einzubrechen«, unterbrach ich ihn, während ich zu Lauras Telefon zurückwich, um den Sicherheitsdienst in der Halle anzurufen, »dann haben Sie einen Riesenfehler begangen.«
    »Nein, bitte, Miss Cooper. Ich bin-ich bin Isabellas Exmann Ich brauche wirklich Ihre Hilfe, und ich

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