Die letzte Chance - Final Jeopardy
kennenzulernen - welcher Mann nicht? -, daher rief ich im Restaurant 21 an und änderte Mr. Segals Reservierung in drei Personen um.
Jed saß mitten im vorderen Raum, als wir eintrafen. Seine Verwirrung verwandelte sich in Begeisterung, als er Isabellas großen Auftritt beobachtete. Er war Stammgast im Club, aber an diesem Abend gingen seine Aktien gewaltig in die Höhe, als der Captain und seine Ober Zeuge wurden, wie der glamouröse Filmstar zu ihm rauschte und ihn mit einem lauten »Jed, Schätzchen, endlich sehen wir uns wieder!«« umarmte.
Es lief glänzend. Isabella zog ihre Show ab: komisch und charmant und darauf bedacht, daß man sie mochte. Sie war der Mittelpunkt im Raum, und sie genoß es.
Jed hatte die meiste Zeit seines Lebens in Kalifornien verbracht, und darum kannten die beiden zum Teil die gleichen Leute und Lokalitäten. Die Anwaltsfirma, bei der er in Los Angeles angefangen hatte, hatte sich stark im Unterhaltungssektor engagiert. Er verließ sie wegen eines Kommissionsgeschäfts mit Spezialeffekten und ging nach Washington. Dann kehrte er an die Westküste zurück und kandidierte erfolglos für den Senat.
»Ein Demokrat, natürlich? Alex würde nur mit einem Demokraten ins Bett gehen, da bin ich sicher. Ich bin eine überzeugte Republikanerin, Jed, obwohl - wenn Ihr Gesicht mich von einem Wahlplakat angesehen hätte, wäre ich vielleicht doch schwach geworden.«
Iz flirtete gern und redete ziemlich unverblümt über Sex. Beim Reden blieb es allerdings nicht - wollte man ihren Geschichten Glauben schenken, war Beischlaf für sie das, was Aerobic-Kurse für meine Kolleginnen waren.
»Was ist eigentlich CommPlex, Jed?« erkundigte sie sich mit ganz ernster Stimme, zog sich aber aus der Unterhaltung zurück und widmete sich ihrem Stoli, als Jed zu einer ausführlichen Erklärung über die riesige Kommunikations- und Computerfirma ansetzte, die Anderson Warmack im Laufe der letzten fünfzehn Jahre zu einem der von Fortune aufgelisteten 500 größten Unternehmen gemacht hatte.
Wir waren mit dem Essen fast fertig, ohne daß Isabella mich um einen Gefallen gebeten hatte - eine ungewöhnliche Erfahrung für mich -, als etwas, was Jed über Geld und Geschäfte gesagt hatte, sie auf eine Idee zu bringen schien. Sie erklärte uns, sie glaube, ihr Vermögensverwalter habe sie betrogen, indem er immer höhere Summen von den ausgehandelten Verträgen abgezweigt habe, aber sie wußte nicht, wie man herauskriegen konnte, ob dieser Verdacht gerechtfertigt war. Jed bat den Captain um ein Stück Papier und schrieb Isabella den Namen und die Telefonnummer seines Wirtschaftsprüfers in Los Angeles auf. Der sei bestimmt in der Lage, sie an die richtige Adresse zu verweisen,
wo man ihre Bücher genau prüfen und einen eventuellen Betrug nachweisen würde.
»Ein guter Mann, Isabella. Und überaus vertrauenswürdig - er verwaltet Anderson Warmacks sämtliche privaten Finanzen.«
»Und über wie viele Millionen reden wir da?«
»Dreihundert, vielleicht dreihundertfünfzig. Das heißt, wenn wir heute einen durchschnittlichen Tag am Markt gehabt hätten, Isabella. An starken Tagen ist es sogar noch mehr.«
Isabella strahlte ihn an und fuhr sich mit der Zunge aufreizend über die Lippen.
»Und ist er süß, dieser Anderson-Junge?«
»Na ja-findest du Charles Laughton süß?« fragte ich sie. »In seinen letzten drei oder vier Filmen? Süß? Reich, alt, fett und normalerweise betrunken kommt der Sache schon näher.«
»Eins davon wäre nicht schlecht - besonders, wenn’s mein liebstes ist: reich. Da ihr zwei ja so glücklich miteinander seid, braucht Jed mich nur noch mit Anderson Warmack bekannt zu machen. Ich bestehe darauf.«
Isabella und ich standen auf und gingen zur Damentoilette - wie zwei Mädchen auf einem High-School-Ball -, während Jed bezahlte. Im 21 gab es das beste Steak Tatare, die besten Dungeness-Krebse und die wunderbarste Klofrau von ganz New York. Sie war klug und aufgeweckt; statt mürrisch vor einem Stapel Papierhandtücher in einer Ecke zu sitzen, las Marie, wann immer ich sie sah: neue Romane - meist Krimis -, gewöhnlich mit einem Bibliotheksschutzumschlag, und immer erzählte sie mir bereitwillig, was sie vom Autor hielt.
»Hey, meine Liebe, wie geht’s denn so? Hab’ Sie ja seit Wochen nicht gesehen. Haben Sie in letzter Zeit irgendwen eingelocht?« fragte sie kichernd.
Ich machte sie mit Isabella bekannt, die sie aber rüde ignorierte und nur über Jed tratschen
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