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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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zumindest als Zeugen. Bitte, laß das, Alex - mach keine Szene.«
    Die Verzweiflung, die ich noch vor zehn Minuten empfunden hatte, war bei der Aussicht, meinem untreuen Liebhaber gegenüberzutreten, einer fast manischen Entschlossenheit gewichen.
    »Prima, Chapman, du willst mitkommen, das ist prima. Ich wollte, wir hätten das Gerichtsfernsehen dabei - das könnte eines meiner besseren Kreuzverhöre werden.«
    Wir gingen zusammen hinaus, und ich drehte mich um, um abzuschließen. Mike ermahnte mich, an meinen Job zu denken und mich zusammenzunehmen.
    »Nur Mut, Mikey! Heute nacht bist du besser mutig! Es ist mir scheißegal, ob ich meinen Job verliere und nächste Woche bei der Müllabfuhr von Chilmark arbeite.«
    »Wohin?« wollte er wissen, als wir mit dem Fahrstuhl hinunterfuhren.
    »Zum University Club. Tap Room. Mit Blaulicht und Sirene, wenn ich bitten darf, Detective Chapman.«
     
    Mike steuerte aus der Auffahrt hinaus und fuhr nach Westen, bis wir zur Fifth Avenue kamen. Dort bog er auf meine Anweisung hin nach links ab, um zum Club zu fahren.
    »Gehörst du dazu? Ich meine, bist du Mitglied dieses Clubs?«
    »Nein.«
    »Keine Weiber?«
    »Doch. Sie haben vor ein paar Jahren Frauen zugelassen, aber das ist nichts für mich. Jed ist allerdings Mitglied. Er frühstückt gern dort oder geht zum Lunch in den Grillroom, genehmigt sich am Ende des Tages einen Drink, benutzt den Pool und spielt Squash. Die alten Knaben - die Sechzig- und Siebzigjährigen - waren eigentlich alle dafür, Frauen zuzulassen, damals, als es zu den ersten Anklagen kam. Die Dreißig- und Vierzigjährigen - du weißt schon, die, die ein bißchen Angst vor Weibern haben-versuchten, die Frauen rauszuhalten. Männerbünde, Mike. Ist das nichts für dich?«
    »Welche Straße?«

    »Ecke Fifth und Fifty-fourth.«
    Als wir die Kreuzung an der Fifty-seventh Street überquerten, sah ich eine Kolonne von Lastwagen der Daily News nach Osten rumpeln, an Bord die erste Ladung der Morgenzeitungen für die rund um die Uhr geöffneten Zeitungskioske.
    Ich stöhnte auf und legte den Kopf an die Rückenlehne.
    »O nein. Ich will nicht mal daran denken, daß diese Story schon eine Schlagzeile in der Boulevardpresse ist.«
    »Worauf du dich verlassen kannst, Coop. Hoffe lieber darauf, daß jemand heute nacht mit einer Atomlötlampe durch die Eingangstür von Cartier rein- und mit dem Hope-Diamanten wieder rausspaziert. Wenn sich sonst nichts tut, könntet ihr, du und Jed, für die erste Seite gut sein. Ich seh’ sie in den Nachrichtenredaktionen vor mir - die Post macht mit einem einzigen Wort in Großbuchstaben auf: >BETROGEN<, die News titelt >SEX-STAATSANWÄLTIN IN TÖDLICHEM LIEBESDREIER<.«
    »Ich bin keine >Sexstaatsanwältin<, verdammt noch mal. Das haben sie auch geschrieben, als Iz erschossen wurde. Ich stelle Sexualverbrechen unter Anklage, nicht Sex.«
    »Das ist ein gesunder Ansatz, Blondie - die Semantik. Mach dir keine Sorgen wegen dem, was in den Schlagzeilen steht, sondern wie es dasteht.«
    »Ich weiß nicht, weswegen ich mich schlimmer fühle - wegen Battaglia, meiner Mutter oder meinetwegen.«
    »Wie gut, daß du ein Alibi für den Nachmittag hast, an dem die Lascar umgebracht wurde. Du kannst darauf wetten, daß Pat McKinney nichts Besseres zu tun haben wird, als Battaglia zu erklären, daß du das beste Motiv hättest, deine Freundin im Glück zu beseitigen - weil sie es hinter deinem Rücken mit deinem Mann getrieben hat.«
    Ich schwieg, als ich an den endlosen Tratsch und Klatsch dachte, den dieser Fall im Amt auslösen würde, wo ich stets auf genügend Distanz zwischen meinem Berufs- und Privatleben geachtet hatte. Ein Schauer überfiel mich, als ich in Gedanken eine Liste meiner Freunde und meiner Feinde aufzustellen versuchte. Ich würde sie wohl alle bis spätestens morgen sehen, lange bevor es mir gelungen sein würde, die einzelnen Gruppen im Kopf zu analysieren.

    Mike war um den Block herumgefahren und hielt nun direkt vor dem Clubgebäude One West Fifty-fourth Street. Er setzte sich über das Parkverbotsschild hinweg und legte sein laminiertes NYPD-Fahrzeugnummernschild hinter die Windschutzscheibe, um so der Handvoll nächtlicher Passanten zu verkünden, daß wir zu dieser Bastion der Vornehmheit in dienstlicher Mission gekommen waren. Sozusagen.
     
    Es war weit nach Mitternacht, als ich vor Chapman den Treppenaufgang hochging und durch die Glastür des Clubs trat. Der University Club ist eines der elegantesten Gebäude

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