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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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achten. Anonyme Anrufe, Briefe von Verrückten, Drogensüchtigen, Querulanten.«
    »Ich hab’ die ganze Nacht darüber nachgedacht, Mike. Die meisten Kerle, die dir und mir über den Weg laufen, sind viel zu blöde, um so etwas wie den gestrigen Mord zu planen. Ich bin sicher, dies hängt mit etwas zusammen, was Isabella jemandem angetan hat, bestimmt.«
    »Na schön, Coop, wir müssen noch mal alles durchgehen, also durchkämm’ deine Aktenordner nach Ideen. Mein Gott, auf deinem Schreibtisch sieht es ja aus wie auf dem Boden eines Vogelkäfigs! Ich möchte, daß du dir jedes Stück Papier vornimmst, das aktuell ist - und räum doch bei der Gelegenheit mal diese Müllhalde auf.«
    Ich gab Mike den Schlüssel für das Büro, das sich meine beiden Kanzleibeamten teilten und in dem alle Berichte der Abteilung gelagert wurden, so daß er sich schon einmal die älteren Fälle und die Bewährungsmitteilungen vornehmen konnte, während ich mir überlegte, wie ich das Durcheinander von Papieren auf meinem Schreibtisch angehen sollte.
    Ich griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des Ritz. Jed liebte dieses elegante, alte Hotel und stieg immer dort ab, wenn er geschäftlich in Paris zu tun hatte. »Non, Madame, Monsieur Segal ist zur Zeit nicht da... Oui, Madame, ich werde ihm
natürlich eine Nachricht hinterlassen. Au revoir, Madame Cooper.« In Paris war es Mittag. Jed saß vermutlich in irgendeinem Straßencafe, trank einen guten Bordeaux mit einem Kunden und würde meine Nachrichten wohl erst bekommen, wenn er spätabends in sein Hotelzimmer zurückkehrte.
    Im Laufe der nächsten beiden Stunden gelang es mir, mehrere Seiten eines Notizblocks mit Kandidaten zu füllen, die offenkundig in Betracht kamen. Es gab jede Menge aktiver Ermittlungsvorgänge, die angeschaut werden mußten: der Schauspiellehrer, der seine Schüler sexuell mißbrauchte, der Drogenhändler, der Models Beruhigungsmittel gab und von ihnen Videoaufnahmen machte, während er sie vergewaltigte, und der schwule Kunsthändler, der Sadomasospielchen mit jungen Männern veranstaltete, die er in Lederbars aufgabelte. Ganz zu schweigen von den Tausenden von Fällen, bei denen die Beweisaufnahme abgeschlossen war: Serienvergewaltiger, Pädophile und Profis, die gar nicht sexuell abnorm wirkten. Ausnahmsweise einmal war ich erleichtert, als es auf neun Uhr zuging und das Gerichtspersonal die Korridore mit Leben zu erfüllen begann.
    Laura Wilkie war schon vor meiner Einstellung die Sekretärin der Sex Crimes Unit gewesen und zu meinem Glück meine Assistentin geblieben. Sie war fast zwanzig Jahre älter als ich - Mitte Fünfzig - und lebte allein in einer kleinen Wohnung auf Staten Island, wo sie sich in ihrer Freizeit um ihren hübschen kleinen Blumengarten kümmerte und Phantasielandschaften malte. Laura war mir gegenüber unglaublich loyal und hielt die Arbeit der 25 Anwälte, die mir unterstanden, besser unter Kontrolle und in Ordnung, als ich es je vermocht hätte. Als Laura hereinkam, freute sie sich, mich an meinem Platz zu sehen, und ließ den täglichen Papierstapel vor mir auf den Schreibtisch fallen.
    »Also hat noch jemand außer mir Isabella nicht ausstehen können?« bemerkte sie ironisch.
    »Sagen Sie das lieber nicht zu laut, Laura, sonst setzt Chapman Sie noch auf die Liste der Verdächtigen. Was hatten Sie denn gegen sie?«
    »Ach, eigentlich nichts, Alex. Sie hat bloß Menschen wie Sie so sehr ausgenutzt, und sie konnte mit Leuten wie mir nichts anfangen. Sie war nicht gerade ein sehr netter Mensch, das ist alles.«

    »So schlimm war sie nun auch wieder nicht. Ich weiß, sie konnte grob und gefühllos sein, und das war unverzeihlich. Aber wenn man einen Blick hinter ihre künstliche Fassade warf, merkte man, daß sie clever und lustig und extrem begabt war. Na gut, jetzt muß ich Ihnen mal rasch verklickern, was wir heute noch alles vorhaben.« Und dann schilderte ich ihr die Ereignisse der letzten Nacht, denn Laura würde als Schutzschild zwischen mir und der Außenwelt fungieren. An einem guten Tag kam niemand außer guten Freunden an Wilkie vorbei - sei es am Telefon oder persönlich -, ohne daß sie wußte, worum es ging. Und an einem schlechten Tag wie diesem wäre sie unüberwindlich, wenn ich sie darum bäte.
    »Mike paßt auf - jeder, der ohne einen Termin aufkreuzt, wird von ihm unter die Lupe genommen.« Laura nickte. Sie wußte, daß Mike Chapman und ich uns vor über zehn Jahren bei einem meiner ersten Fälle kennengelernt

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