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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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einer Minute ohnehin wieder nackt sein würde. Nachdem sie ihre Sachen eingesammelt hatte, tappte sie den Flur entlang zur Dusche. Welche Rolle spielte es jetzt noch, wenn jemand ihren nackten Hintern sah?
    Sie hatte nicht damit gerechnet, aber John folgte ihr. Wacht er über mich, oder vergewissert er sich, dass ich auf niemanden Jagd mache?
    Natürlich konnte er nicht antworten, weil sie ihn nicht ließ. Sie war sich ihres Körpers stärker bewusst, auch dessen, was er bewirken konnte, und das hieß, dass sie John auf Distanz halten musste. Ihre Muskeln fühlten sich geschmeidiger und stärker an. Die Bisswunde in ihrem Oberschenkel war verheilt. Gerüche stiegen auf und boten sich ihr wie Geschenke dar. Kräuter im Garten, ein Hauch von totem Fleisch. Ange kochte oben irgendetwas. Jenna konnte auch im Dunkeln besser sehen. Jede Kante trat nun schärfer hervor.
    Sie suchte sich einen Weg durch den Wirtschaftsraum und merkte erst, dass sie es im Dunkeln tat, als John den Lichtschalter umlegte. Sie drehte sich um, trat in den Wasserstrahl und bückte sich, um das Shampoo aus einem Korb mit Kosmetika auf dem Boden zu heben. John stand wie hypnotisiert da und betrachtete das Wasser auf ihrer Haut.
    Das war Balsam für ihre Unsicherheit. Wenigstens gefiel ihr Aussehen ihm immer noch.
    Sie spielte damit, machte ein Hohlkreuz, als sie sich die Haare wusch. Ihre Brüste hoben sich. Sie rieb sich mit den Händen durchs Haar, um es auszuspülen, und kniete sich dann hin, um nach der Seife zu suchen und ihm einen anderen Anblick zu bieten. Jenna seifte sich langsam ein. Ihre Fingerspitzen streiften ihre Brustwarzen und ihren flachen Bauch. Sie erinnerte sich, wie er ihr beim Waschen zugesehen hatte. Er hatte sie da berührt … und da. Sie spürte immer noch das Gewicht seines Blicks, als sie sich mit klarem Wasser abspülte. John stand da wie versteinert.
    »Du bist das Beste, was ich je gesehen habe«, sagte er leise.
    Ein wilder Instinkt wallte in ihr auf. Sie wollte aus dem Wasser springen, auf ihn, ihn einfach zu Boden stoßen und mit Zähnen und Klauen nehmen. Die Stärke des Verlangens ließ sie erschauern, aber sie verbarg es, indem sie so tat, als ob das Wasser kalt geworden wäre.
    Jenna drehte den Hahn zu. Statt nach einem Handtuch zu suchen, schüttelte sie sich kräftig. Mein Gott, was habe ich da getan? Sie konnte kaum hoffen, dass er es nicht gesehen hatte.
    Sie zog sich schnell an und achtete darauf, John nicht zu berühren, als sie an ihm vorbeischlüpfte, um auf die Suche nach den anderen zu gehen – nach Essen, Licht und Gesellschaft. Unter diesen Bedürfnissen lauerte Furcht. Sie war sich nicht unbedingt sicher, wie sie reagieren würden. Ob sie sie ausschließen würden?
    Doch es würde ja nichts helfen, sich im Bett zusammenzurollen. Und sie hatte Hunger. Sie roch das Essen und war bereit, so gut wie alles zu verschlingen.
    Nur keine Menschen. Ganz bestimmt keine Menschen.
    Gereizt und ruhelos rannte sie den Flur entlang, die Treppe hinauf und dann den nächsten Gang hinunter. John fluchte hinter ihr. Er hatte sie immer noch nicht eingeholt, als sie das obere Stockwerk erreichte.
    Zuerst bemerkten die anderen nichts. Chris und Ange waren dabei, den Tisch zu decken, und tauschten dabei ein heimliches Lächeln. Ihre Hände berührten sich mehr als einmal. Aber noch stärker als durch diese sichtbaren Hinweise nahm Jenna die Veränderung in der Chemie zwischen ihnen am Geruch war. Leicht moschusartig. Der Duft der Anziehung. Tru und Penny saßen wartend da und zankten sich um irgendein Besteckteil.
    Jenna räusperte sich. Alle drehten sich gleichzeitig um und starrten sie wie gelähmt an. Dann machte Chris einen halben Schritt vorwärts, als ob er die Kinder beschützen wollte. Jennas Lächeln, das aus der Freude am Laufen geboren war, starb einen schmerzlichen Tod.
    »Es tut mir leid«, murmelte sie. Natürlich wollten sie sie nicht dabeihaben. Sie musste ihnen jetzt wie der Feind vorkommen. »Ich habe nicht nachgedacht. Wenn es euch nichts ausmacht, mir einen Teller zu füllen, kann ich ihn mit nach unten nehmen.«
    Sie wirbelte in den Flur herum und lehnte den schmerzenden Kopf gegen die kühle Wand. Aber dann passierten zwei Dinge mehr oder minder gleichzeitig: John kam auf sie zu, und eine kleine Hand schob sich in ihre und zog.
    Sie warf einen Blick nach unten. Pennys Augen waren indigoblau und von vergoldeten Wimpern gerahmt. Ange hatte ein außergewöhnlich hübsches Kind zur Welt gebracht, und

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