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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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und hatte frisch gebügelte Kleider getragen. Jetzt hatte er tagelang dieselben Sachen an und war auf dem besten Wege, einen zotteligen Ziegenbart zu entwickeln. Die Brille war alles, was noch von dem Forscher übrig war, den sie damals kennengelernt hatten.
    »Es ergibt einfach keinen Sinn«, murmelte er, als Mason am fünften Abend am Labor vorbeikam. Welsh kritzelte irgendetwas auf einen Notizblock neben seinem Mikroskop.
    Mason hoffte, dass der Kerl schlaflose Nächte mit der Arbeit verbrachte, weil Jenna ihm wichtig war – nicht als potenzielle Geliebte, sondern als Mensch. Aber er wusste, dass Welsh nicht so dachte. Jenna war ein Rätsel, das er lösen musste.
    Gut. Dann löse es.
    Dann saß er wieder an Jennas Bett. Er hatte die Funkstille in seinem Kopf satt, hatte es auch satt, jeden Erinnerungsfetzen durchzugehen, um festzustellen, ob ihm etwas entgangen war. Und verdammt, er hatte es satt, sich neben der Frau auszustrecken, die er liebte, ohne jede Hoffnung, dass sie die Augen öffnen würde.
    Mason ließ den Löffel fallen. Er traf mit einem Klappern wie aus weiter Ferne auf den Boden. Die Haferflocken spritzten durch die Gegend, aber das war ihm egal.
    Liebe. Gottverdammt.
    Tru stand in der Tür, schnippte mit den Fingern. »He, Mason. Bist du ansprechbar, Junge?«
    Ich liebe sie.
    »Ja«, sagte er mit zugeschnürter Kehle.
    »Harvard will wissen, ob du zu ihm kommen kannst.«
    Als Mason im Labor eintraf, sah er Welsh und Ange leise miteinander reden. Tru folgte ihm bis in die Tür und blieb dort stehen, um die Vorgänge zu beobachten. Und wo er auch hinging, war Penny nicht weit. Ja, sie war draußen auf dem Flur, den Blick starr auf Tru gerichtet.
    Welsh schaute mit müdem Gesicht auf. »Freut mich, dass du hier bist. Du willst dir das hier sicher ansehen.«
    »Was sehe ich denn da?«, fragte Mason und schaute mit zusammengekniffenen Augen durchs Mikroskop.
    »Zellen.« Welsh nickte zu dem Fleischhaufen hinüber, der auf einer Platte in der Nähe lag. Aus mehreren Organen und Geweben ragten Stecknadeln hervor.
    »Was ist das? Asche? Holzkohle?«
    »Nicht ganz.« Der Wissenschaftler nahm seine John-Lennon-Brille ab und rieb sich die Augen. Dann deutete er auf die Platte mit dem Monsterfleisch. »Es ist das hier . Es sieht wie Gewebe aus, zur Hölle, es riecht sogar wie verwesendes Gewebe. Aber so sieht es vergrößert aus. Wie Asche. Überhaupt nicht wie ein Tier.«
    Mason versuchte, seinen Ärger zu verbergen. Das hieß noch lange nicht, dass Welsh ein Heilmittel gefunden hatte. »Und?«
    »Das ist nicht möglich, verstehst du? Es muss eine Zellstruktur geben. Das hier …« Er atmete aus wie ein Mann, der eine Niederlage eingestand. »Ich kann es nicht erklären. Es ist keine Wissenschaft. Es ist … anders.«
    Ange fragte: »Was verrät uns das über Jenna?«
    »Ich wünschte, das wüsste ich.« Welsh deutete auf einen weiteren Satz Objektträger. »Das hier ist ihre Probe.«
    Er trat vom Mikroskop zurück und ließ Tru und Ange abwechselnd die unnatürlichen Proben in Augenschein nehmen. Mason fragte sich, ob Welsh jetzt die Existenz von Magie eingestehen würde. Sie zu leugnen schien in der gewandelten Welt unmöglich zu sein, aber vielleicht war der Kerl entschlossen, die Augen vor dem zu verschließen, was er unmittelbar vor sich hatte. Weiß Gott, die Leute in Fresno hatten das Gleiche getan, bis es zu spät gewesen war.
    Als sie fertig waren, wechselte Mason den Objektträger aus und starrte auf Jennas auf dem Glas verwischtes Blut hinab. Was er sah, erstaunte ihn. »Das ist wie ihr Fell.«
    »Was meinst du?«, fragte Welsh.
    »Als sie eine Wölfin war, hat ihr Fell … geleuchtet. Nur ein bisschen.«
    »Ja«, sagte Tru. »So, als stünde sie unter einem Scheinwerfer. Ihre Zellen sehen auch so aus.«
    Welsh nickte. »Was das auch bedeutet, es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen ihr und den Bestien.«
    Mason konnte nicht atmen. Er sah Welsh an, um eine Bestätigung seiner Hoffnungen zu erhalten. »Du meinst, dass sie sich nicht in eines dieser Monster verwandeln wird?«
    Der Wissenschaftler zuckte in einer Wer-weiß-Gebärde die Achseln. »Ich hoffe nicht, aber sicher kann ich mir nicht sein. Das hier übersteigt alles, was ich je gesehen habe.«
    »Ist sie gefährlich?«, fragte Ange.
    Masons Nacken kribbelte. »Nicht, wenn sie bewusstlos und eingesperrt ist.«
    »Das Risiko darfst du nicht eingehen. Nicht, wenn es um das Leben meiner Tochter geht.«
    Er ballte die verletzte Hand

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