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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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geflüsterten: »Verdammt.«
    Ange reichte ihre Tochter an Chris weiter und machte einen Schritt auf Tru zu. Witzig – ihr erster Gedanke schien nicht toten Hunden, Waffen, der Munition oder dem Tunnel zu gelten. Stattdessen strich sie mit forschenden Händen über Tru, suchte nach Verletzungen und ignorierte ihn, als er sie mit einem Schulterzucken wegzustoßen versuchte.
    Dafür brauchen wir sie, jemanden, der zuerst an die Menschen denkt.
    Wenn das je Jennas Rolle gewesen war, hatte sich das in den Wäldern geändert. Sie würde sich um John kümmern. Alle anderen … Na ja, ganz gleich, wie sehr sie sie mochte, sie waren verzichtbar. Mit faktischer Gewissheit wusste sie, dass sie alle anderen würde sterben lassen, um John zu retten. Ein kälterer, wilderer Teil von ihr bestand darauf, dass es so sein musste, denn Wölfe blieben einander ein Leben lang treu.
    »Mir geht es gut«, sagte Tru und schüttelte Ange ab. »Verdammt, Mädchen, sie sind nicht nahe genug herangekommen, um ein Stück von mir abzubeißen. Ich bin zurückgerannt, als ich den ersten Aufprall gehört habe, und war schon auf der anderen Seite des Raums, als die Tür umgefallen ist.«
    John nickte. Er war offensichtlich stolz. »Du hast das ganze Magazin leer geschossen.«
    »Ja.« Der Junge neigte den Kopf und tat so, als würde ihm die Anerkennung nichts bedeuten, aber Jenna sah sein kleines Lächeln, als er die Schultern hochzog und den Blick abwandte.
    »Welsh, welche Tür ist die stabilste im Gebäude?«, fragte John.
    Penny hielt ihren Bären fest, und der Wissenschaftler hielt sie im Arm. Irgendwann war er darin ziemlich gut geworden. Das blonde Mädchen legte ihm den Kopf auf die Schulter und schloss schläfrig die Augen. Sie wirkte nicht besorgt. Nach allem, was sie schon erlebt hatte, würden die Erwachsenen schon eine Lösung finden.
    Muss ja nett sein.
    »Die im Wirtschaftsraum«, sagte Chris. »Das ist feuersicherer 18er-Stahl. Sie soll die Ausbreitung von schädlichen Stoffen bei der Reinigung verhindern, deshalb ist auch die Dusche da.«
    »Dann möchte ich, dass du mit Ange und Penny dorthin gehst.« Mason reichte dem Mann seine Neun-Millimeter-Pistole. »Wenn es so weit kommt, wenn wir hier draußen versagen …«
    »Nein.« Chris’ Gesicht erstarrte und wurde aschfahl. Dann sagte er mit größerer Überzeugung: »Das tue ich nicht.«
    Jenna blinzelte verblüfft, als Ange mit ruhigen Händen nach der Pistole griff. »Wenn du es nicht tust, tue ich es. Wenn wir sicherstellen können, dass das, was mit Jenna passiert ist, bei uns allen funktioniert, wäre es etwas anderes. Aber wir haben keine Garantie, und ich bin willens zu tun, was ich tun muss. Weder Penny noch ich werden als halb verwandeltes Ding oder als Futter enden. Lieber möchte ich sterben.«
    Chris wirkte entsetzt und hob eine Hand, um den Kopf des Mädchens zu beschirmen. »Das würdest du wirklich tun?«
    »Mutter zu sein bedeutet, schon vor dem Frühstück tausend schwere Entscheidungen zu fällen«, sagte Ange. »Manchmal auch schreckliche Entscheidungen, Dinge, die man sonst nie in Erwägung ziehen würde – wenn sie das sind, was das eigene Kind braucht. Gottverdammt, das tut man eben! Wieder und wieder. Wenn also ein schneller Tod für sie das Beste ist, dann tue ich es.«
    »Das solltest du nicht tun müssen.« Chris griff nach ihr.
    Stattdessen nahm Ange ihm Penny ab. »Nein, aber es gibt jetzt vieles auf der Welt, was nicht sein sollte . Es hat mir nicht sehr geholfen, Dingen nachzutrauern. Wenn du es nicht kannst, nehme ich die Pistole.«
    Chris straffte die Schultern und wirkte, als hätte er eine Faust ins Gesicht bekommen. Er tat Jenna leid. Er gehörte einfach nicht in diese Welt. Zu logisch, zu nachdenklich, zu sehr auf Ursache und Wirkung fixiert. Ein neuer Gott war erschienen, einer, dem nur das Überleben etwas bedeutete.
    »Nein, ich sollte das machen.« Er schob sich die Pistole hinten in den Hosenbund und rückte sich dann die Brille zurecht.
    Ange nickte und vertraute anscheinend auf seine Entschlossenheit. »Warum greifen sie dann jetzt nicht an?«
    »Es liegt am Schnee«, vermutete Chris. »Das ist der schlimmste Sturm, den wir bisher hatten. Vorhin sind vor unseren Augen mindestens dreißig Zentimeter frischer Pulverschnee gefallen. Stellt euch nur vor, dabei draußen zu sein. Und sie sind nicht mehr viele. Der Kannibalismus, mit dem sie bisher weitergekommen sind, ist bald auch keine Option mehr.«
    Keine Hoffnung. Jenna bedauerte die

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