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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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hinsichtlich ihres Überlebens, wenn auch nicht in Bezug auf eine Erbschaft oder glückliche Erinnerungen.
    Jenseits der Geräusche in ihrem Kopf hörte sie, wie Mason sich bewegte. Wahrscheinlich wusch er sich den Gestank der Dämonenhunde ab. Dann roch sie etwas kupfrig Durchdringendes. Blut. Sie hatten ihn verletzt. Die Besorgnis, die sie durchströmte, stand in keinem Verhältnis zur Dauer ihrer Bekanntschaft. Aber vielleicht würde sie ihn ja auch brauchen, um diesen Albtraum zu überleben. Nur natürlich.
    Sie hob den Kopf, und ihr stockte der Atem. Mason hatte das Hemd ausgezogen und so seinen vernarbten Rücken enthüllt – nicht die Folge einer Auspeitschung oder anderer Misshandlungen. Mason sah eher wie ein Gladiator aus: Jede Wunde erzählte die Geschichte irgendeines Kampfs, den er überlebt hatte. Wenn sie sich gezielt jemanden gesucht hätte, der auf sie aufpassen und ordentlich austeilen konnte, hätte sie es nicht besser treffen können.
    Guter Schachzug, Mitch.
    Muskeln spielten unter seiner milchkaffeefarbenen Haut, als er sich mit einem nassen Lappen über die Schulter fuhr. Langsame, gemessene Bewegungen. Jenna sah eiserne Beherrschung in der Art, wie er mit den Folgen des Angriffs umging.
    Als ob er ihren Blick auf sich ruhen fühlte, drehte er sich um.
    Blut lief ihm von der Brust herab, aber die Wunde sah nach Krallenspuren aus, nicht nach einem Biss. Jenna wusste nicht, warum sie sich vor dieser Möglichkeit so fürchtete, aber schon normaler Speichel konnte unangenehme Dinge übertragen – und dann erst der dieser unnatürlichen Monster! Sie fragte sich, ob die Krankheit, die sie im Wind gerochen hatte, ansteckend war.
    »Willst du mich nicht noch ein bisschen anschreien?«, fragte sie und stemmte sich auf die Beine. »Mir sagen, wie dumm es von mir war, nicht auf dich zu hören?«
    Er hielt inne, eine Hand auf einen Verbandskasten gelegt. »Ich schätze, das weißt du schon. Deshalb bist du fast grün und ziemlich nahe daran, deinen Thunfischauflauf wieder hochzuwürgen.«
    Kein Vorwurf in seinem Ton. Das gefiel ihr.
    »Da draußen … ist alles ganz schön im Argen.« Sie musste über ihre eigene Untertreibung lächeln.
    »Ja«, sagte er. »Sieh mal … Es tut mir leid. Wirklich. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber wir hatten keine Zeit, die Sache auszudiskutieren. In den Städten wird es noch schlimmer aussehen als im Wald – mehr Leute, bessere Jagdmöglichkeiten. Raubtiere halten sich dort auf, wo sie Futter finden, bis keines mehr da ist. Dann machen sie sich auf die Suche nach Versprengten wie uns.«
    Sie konnte es sich nicht vorstellen. Dass Menschen als »Futter« bezeichnet wurden, ließ ihr kalte Schauer bis in die Zehen laufen.
    Mason fuhr mit einem schwachen Lächeln fort: »Aber ich könnte mehr Pech haben, als dass mir jemand den Rücken deckt, der eins von denen mit einem brennenden Holzscheit erledigt.«
    »Ich muss mehr Mumm als Verstand haben.« Jenna trat einen Schritt auf ihn zu. »Lass mich dir helfen.«
    Er zögerte, als ob er erst über ihre Absichten nachdenken müsste. Sie bemerkte, dass ihm die Finger leicht zitterten, als er den Verbandskasten losließ. Also war er doch nicht Supermann.
    Obwohl der Riss tief war und eine Narbe zurücklassen würde, wusste Jenna, dass sie die Wunde nicht nähen konnte. Mason zischte bei der ersten Berührung mit dem Peroxid, brachte aber sonst keinen Laut hervor. Er hätte genauso gut eine Säule aus narbigem braunem Marmor sein können. Sein Blick war starr über ihre Schulter gerichtet, doch seine nackte Haut fühlte sich unter ihren Fingern unglaublich warm an, vielleicht aber auch nur im Gegensatz zur anhaltenden Kälte.
    »Es ist lange her, dass jemand etwas für mich getan hat«, sagte er leise.
    »Nicht einmal Mitch?«
    Es störte sie mehr, als sie es sich anmerken lassen wollte, dass er Zeit mit ihrem Vater verbracht hatte – Zeit, die ihr hätte gehören sollen. Vielleicht hätte er ihr ja erlaubt, seiner Privatarmee beizutreten, wenn sie als Junge geboren worden wäre. Mitch war seit Jahren tot, aber sie konnte ihre Verbitterung nicht abschütteln.
    » Besonders Mitch nicht«, sagte er.
    Jenna runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
    »Er war nicht mein Vater und wollte es auch nicht sein. Er hat versucht, mich auf eine Katastrophe vorzubereiten, an die niemand sonst geglaubt hat. Er wollte mich zäh genug machen, mich dem, was kommen würde, entgegenzustellen.«
    Im Feuerschein sah sie seinem müden

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