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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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lässt.«

15
    »Männer sind zum Kotzen«, sagte Jenna.
    Angela sah von dem Naturmagazin auf, die sie in einer Ecke des Labors gefunden hatte. Jenna lümmelte auf dem Bett gegenüber. Sie nutzten das Zimmer gemeinsam als Aufenthaltsraum, weil Penny nebenan um ihren Teddybären zusammengerollt schlief. Sie war endlich eingenickt, nachdem Ange klar geworden war, dass sie die Ruhe nötiger brauchte als etwas zu essen. Jenna hatte sie nicht erst drauf hinweisen müssen, was ein gutes Zeichen war.
    Das Zimmer war nicht viel größer als eine Gefängniszelle und enthielt nur die Feldbetten, auf denen die Naturwissenschaftler ein kurzes Schläfchen halten konnten, bevor sie sich wieder wie besessen in die Forschung stürzten. Jenna war es unangenehm, sich solch einen engen Raum mit Fremden teilen zu müssen, auch nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten.
    »Ja, sind sie«, sagte Ange mit Nachdruck. »Über welchen reden wir denn? Den nervösen, den halbstarken oder den furchterregenden?«
    Jenna verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Über den furchterregenden, nehme ich an.«
    »Was hat er denn getan?«
    Sie sah finster drein. »Nichts.«
    »Das klingt aber nicht nach nichts.«
    »Er treibt mich zur Weißglut. Er knurrt, wenn ich nicht genau das tue, was er sagst, selbst wenn meine Methode ihm den Arsch rettet.«
    Ange zuckte die Schultern und legte die Zeitschrift beiseite. »Vielleicht gefällt es ihm nicht, dass du dich in Gefahr bringst, vor allem nicht, wenn es seinetwegen geschieht. Er wirkt, als wäre er es gewohnt, autark zu sein.«
    »Das machst du ganz schlecht«, sagte Jenna angewidert. »Du musst mir bestätigen, dass ich recht habe, ganz gleich, wie blöde ich mich anhöre, und mir dann Schokolade anbieten.«
    »Mist. Kein Wunder, dass ich keine Freundinnen habe. Nein, warte, das liegt daran, dass ich eine Alleinerziehende mit einem Scheißjob bin. Übrigens, das ist kein Witz. Ich leere Bettpfannen.«
    »Jetzt nicht mehr«, murmelte Jenna. »Soweit ich weiß, leidet keiner von uns an Inkontinenz. Aber wir haben ohnehin größere Sorgen.«
    Unerträglich erschöpft starrte sie an die Decke hoch. Die Luft draußen wirkte anders, seit Mason sie aus Culver entführt hatte. Jeder Atemzug knisterte vor seltsamer Elektrizität. Die Luft brannte ihr in der Kehle, wie das erste Halskratzen bei einer Erkältung oder eine chemische Verätzung, nachdem man die Dämpfe eines Desinfektionsmittels eingeatmet hatte.
    »Ach nein«, sagte Ange. »Aber es muss doch noch andere Überlebende geben, nicht wahr? Der Osten ist nicht entvölkert. Es kommen dann und wann immer noch Laster des O’Malley-Konzerns.« Sie dachte offenbar laut nach. »Wenn wir sie finden könnten, würde vielleicht alles besser.«
    »Wir müssen einfach die neuen Regeln lernen.«
    »Ich habe keine Ahnung, was ich hier tue«, sagte Ange leise.
    Der klägliche Tonfall ihrer Stimme spiegelte deutlich ihre Denkweise wider. Sie hatte Angst, vielleicht sogar zu viel Angst, um weiterzumachen, und sie bat stumm um Hilfe, aber Jenna hatte keine zu bieten. Sie konnte nur tun, was sie angesichts von Enttäuschungen und Schwierigkeiten immer getan hatte. Weiterstapfen. Die Gefühle in Schach halten, die einem die Gedanken vernebelten. Ihre Eltern hatten ihr nicht besonders viele andere Möglichkeiten gelassen – Mitch, weil er so unverantwortlich in der Gegend herumgestromert war, und ihre Mutter, weil sie immer darauf gewartet hatte, dass er nach Hause kommen würde.
    Jenna streckte sich auf dem Bett aus und beschloss, dass ein schneller Themenwechsel Ange guttun würde. »Wenn das hier ein anständiger Mädelsabend wäre, hätten wir etwas zu trinken da. He, warte mal, mir kommt eine Idee! Ich bin gleich wieder zurück.«
    Jenna mochte die Frau durchaus, obwohl sie den Freundinnen, die sie zurückgelassen hatte, überhaupt nicht ähnelte. Die Tatsache, dass Ange Mutter war – und ein ganzes Stück älter –, sorgte für einen interessanten Perspektivenwechsel. Abgesehen von den letzten paar Monaten, in denen sie sich um ihre Mutter hatte kümmern müssen, war Jenna nie gezwungen gewesen, die Bedürfnisse eines anderen Menschen über ihre eigenen zu stellen.
    Aber alles in allem hätte sie schlechtere Gesellschaft haben können, um den Weltuntergang zu erleben.
    Sie eilte den Flur entlang, um die Schränke in allen Räumen zu durchsuchen. Dann fand sie, was sie zu finden gehofft hatte.
    »Hauptgewinn«, sagte Jenna, als sie zurück ins Zimmer kam.
    Ange

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