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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Gewehrriemen über die Schulter. »Tru? Welsh? Wo steckt ihr?«
    »Du hast ihnen gesagt, dass sie im Dunkeln hier herunterkommen sollten. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie das wirklich tun?«
    »Gleich null.«
    Noch mehr Treppen. Aber sein Herz raste nicht, und seine Atmung hatte sich beruhigt. Jede Muskelanspannung fühlte sich nach den mentalen Spielchen, die sie im Keller gespielt hatten, richtig und tröstlich an. Er hatte keine Angst davor zu kämpfen, da er sowohl auf seinen Körper als auch auf seine Fähigkeiten vertraute. Nach Wochen, in denen er in ihrem kleinen Alamo langsam wahnsinnig geworden war, gewartet, beobachtet und Jenna begehrt hatte, sehnte er sich danach, durch körperliche Gewalt Befreiung zu finden.
    Klamme Kälte lief über seine Haut. Kein Schweiß, schiere Angst. Dort lauerte Panik. Obwohl er kämpfen wollte, wäre er gern bereit gewesen, von innen heraus zu verrosten, wenn er dadurch hätte sicherstellen können, dass die anderen nicht zu Schaden kamen.
    Er konnte nicht darüber nachdenken, nicht, wenn er sie alle beschützen wollte. Als Jenna versuchte, seine Hand zu ergreifen, entzog er sie ihr deshalb und umklammerte mit schmerzenden Fingern den Gewehrriemen. Als sie versuchte, ihn zu finden, und dieses Kitzeln ihres Verstands, das ihn in den Wahnsinn trieb, seinen streifte, machte er alle Schotten dicht. Kein Händchenhalten, keine geteilten Gedanken. Auf ihn wartete Arbeit. Wenn sie mehr wollte, war sie hinter dem falschen Mann her.
    Aber es traf ihn wie ein Eispickel zwischen den Schulterblättern, wie verletzt sie war.
    Sie traten ins durchdringende Silberlicht des Beobachtungsraums, in dem die anderen erstarrt an den Fensterbänken standen.
    »Verdammt«, flüsterte Welsh, »aus solcher Nähe habe ich sie noch nie gesehen. Funkeln sie immer so? Die Luft um sie herum auch?«
    Tru nickte. »Ja, als ob man sie nicht direkt ansehen könnte. Das macht mich immer ganz beschissen wahnsinnig.«
    »Das sagt man nicht«, warf Jenna automatisch ein.
    Mason sah sich weiter auf der Aussichtsplattform um und entdeckte Ange und Penny, die aneinandergeschmiegt auf einem Stuhl in der Nähe saßen. Angesichts der Art, wie Ange Penny den Kopf streichelte, war es ein Wunder, dass das kleine Mädchen überhaupt noch Haare hatte. Aber Penny wirkte nicht verängstigt, sondern … abwesend. So weit weg, dass niemand sie mehr finden konnte.
    Welsh sah nachdenklich drein. »Es sind nur ihre Konturen. Wie eine Tarnung. Aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Es ist Lichtbrechung, aber …«
    »Es ist kein Licht da«, schloss Ange.
    Tru riss sich aus den Gedanken los, denen er reglos nachgehangen hatte. »He, Leute, ihr müsst herkommen und euch das ansehen.«
    Jenna drängte sich mit steifem Rücken an Mason vorbei. »Wir haben sie heulen hören.«
    »Mann.« Welsh stieß einen leisen Pfiff aus. »Das war vielleicht etwas!«
    Mason schlang sich die AR-15 über den Rücken und stellte sich neben den Jungen ans Fenster. Das Rudel hatte sich zwischen die einzeln stehenden Bäume am Rande der Lichtung zurückgezogen. Der Schnee war von zahllosen Pfotenabdrücken übersät.
    »Unser ganz persönlicher Rorschachtest«, murmelte er.
    Tru lachte. »Ich sehe die Space Needle.«
    »Wo?«, fragte Welsh.
    »Da drüben, am Fuß der Bäume.«
    »Ich sehe nichts …«
    »Idiot«, sagte Mason knapp.
    Welsh war klug genug, verlegen dreinzusehen, und entschuldigte sich. »Was habt ihr denn nun herausgefunden?«
    Mason spürte, wie Jennas Kälte hinter seinem Rücken dahinschmolz, als sie leise Ange und Penny etwas zuflüsterte. Sie überließ ihm die Sache mit einem geistigen Murmeln: He, du willst doch die Verantwortung tragen! Dann mach schon, du Arschloch.
    »Eine Dichtung am Zuleitungsschlauch zum Generator ist gerissen«, sagte er. »Auf dem Boden steht überall Wasser. Du hast nicht zufällig noch eine?«
    »Doch, sollte ich.«
    »Seht mal«, sagte Tru und zeigte nach draußen.
    Jenseits der Schneefläche umkreisten die sechs Alphamonster ein dünneres Rudelmitglied. Das magere Tier, an dessen hervortretenden Knochen kaum noch Fleisch haftete, steckte die Schnauze in den Schnee und duckte sich. Die anderen sprangen gleichzeitig los, bissen zu, zerfleischten und verschlangen es. Zwei Minuten später gab es dort, wo die Kreatur gekauert hatte, nur noch einen Fleck aus zerwühltem, blutigem Schnee. Der Stoßtrupp lief davon und leckte sich die geröteten Lefzen.
    Tru wich vom Fenster zurück. Zunächst

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