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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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gespürt, wie sie sich unter ihm gewunden hatte, wie jeder Aufschrei sich mit heiserer Intensität aufgebaut hatte, bis sie explodiert war. Und erst am Vortag hatte er Schokolade aus der Kuhle zwischen ihren Brüsten geleckt. Eine sanfte Welle des Verlangens und der Sicherheit hatte ihn dazu verführt zu glauben, dass es ungefährlich war zu fühlen .
    Aber dieser Kuss brannte eher vor Trauer als vor Leidenschaft und bildete einen schmerzlicheren Abschied als alle Worte.
    »Komm schon, Soldat«, flüsterte sie mit blutunterlaufenen Augen. »Packen wir’s an. Ich … ich will nicht noch schwächer werden.«
    »Wie schlimm ist der Schmerz?«
    Sie lachte zittrig. »Ganz verdammt schlimm. Aber das Bein wird steif. Ich muss in Bewegung bleiben.«
    Mason stand auf und schlang sich die Rucksäcke auf den Rücken, bevor er Jenna aufhalf. »Was wirst du tun?«
    »Ich weiß, was du denkst, aber das lasse ich dich nicht tun. Ich bringe dich zur Lichtung, und ich vergewissere mich, dass du nach drinnen kommst und in Sicherheit bist. Aber ich bin erledigt, John. Schwör’s mir.« Sie sah ihn an, grub die Finger beider Hände in die Haut in seinem Nacken. »Versprich mir, dass du auf die anderen aufpasst.«
    »Und das bedeutet, dich draußen auf der Lichtung sterben zu lassen.« Die Worte strömten jetzt ungehindert, von Panik getrieben. »Das heißt, die Tür hinter mir zu schließen, wenn du noch draußen bist.«
    »Ja.«
    » Das kann ich nicht. «
    »Anders als Mitch habe ich nie von dir verlangt, mir etwas zu versprechen, aber jetzt bitte ich dich darum. Bitte.« Ihr Kinn zitterte. »Lass nicht zu, dass ich die Menschen verletze, die mir wichtig sind.«
    Mason legte den Arm um Jennas Rücken, und sie fanden ihren Rhythmus wieder, diesen halb laufenden, halb schleppenden Rhythmus. Er war wieder eine Maschine. Vielleicht konnte er das wahr machen, wenn er hart genug arbeitete, den Blick starr nach vorn gerichtet und die Füße in Bewegung hielt.
    Aber erst würde er sich das Herz herausschneiden müssen.
    »John?«
    »Ja, Jenna. Ich verspreche es.«

31
    Wenn Jenna Heidin gewesen wäre, hätte sie vielleicht angenommen, dass das hier eine Vergeltung war, die eifersüchtige Götter ihr auferlegten. Masons verfehlte Schuldgefühle pochten in ihr wie Zahnschmerzen und verschlimmerten die Schmerzen ihres verletzten Oberschenkels, aber sie hätten es doch beide nicht verhindern können.
    Das hier war keine Strafe für ihre Lust. Es war einfach geschehen wie Regen oder Donner. Sie hatten Glück gehabt, bis zu dem Zeitpunkt unbeschadet durch die Wälder gelangt zu sein. Die Bestie hatte nicht im Rudel gejagt. Stattdessen hatte sie schwach und fast verhungert im Unterholz gelauert. Jenna war Beute gewesen. Verzweiflung und Überlebensinstinkt hatten das Monster angetrieben, genauso wie sie und Mason jetzt trotz ihrer geringen Chancen weiter vorwärtsstapften. Nichts Unheimliches, bloß Pech.
    Aber das machte es nicht erträglicher.
    Wenn sie nicht gewusst hätte, dass das Mason davon abhalten würde, ihre Mission zu Ende zu führen, hätte sie sich längst eine Kugel in den Kopf gejagt. Das war jetzt keine Option mehr.
    Jenna zwang sich, in Bewegung zu bleiben, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das taten Soldaten schließlich.
    Sie war gezwungen worden, in Masons Armee einzutreten, und sie bedauerte es nicht. Sie bedauerte gar nichts. Die anderen zu retten war richtig gewesen. Auch Ersatzteile zu holen war richtig gewesen. Manchmal konnte man nur richtige Entscheidungen treffen und doch am Ende den Kürzeren ziehen.
    Wenigstens hatten sie die Dichtung gefunden, und die anderen würden durchkommen. Ihr Tod würde nicht bedeutungslos sein. Das war mehr, als die meisten Leute bekamen, besonders in diesen Tagen.
    Die Tränen waren ihr auf den Wangen gefroren, aber nicht im Herzen. Tief in ihr lag ein kleines Kind, das die Faust gegen den Himmel schütteln und schreien wollte. Stattdessen schwieg sie. Sie wusste, dass sie für Mason stark sein musste.
    Seine Kraft war zerbrechlich, eisenhart, aber nicht dehnbar. Wenn man ihn über eine bestimmte Belastungsgrenze hinaus beanspruchte, zerbrach er. Jenna wollte das nicht mit ins Grab nehmen. Er musste es schaffen. Das war kein Altruismus, sondern bis zu einem gewissen Grade Eitelkeit. Sie wollte ein kleines Stück Unsterblichkeit, das Wissen, dass jemand sich an sie erinnern würde, wenn sie nicht mehr da war.
    Kinder. Gestern, als sie in seinen Armen gelegen hatte, hatte sie sich der

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