Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
belobigen. Aber eine Beförderung ist leider nicht drin.«
    »Vielen Dank, aber ich muss gestehen, dass mich eine Belobigung oder Beförderung im Moment weniger interessiert. Ich würde gern mehr über die Leute wissen, die Jefferson getötet haben. Als sie mich befragt haben, ging es ihnen hauptsächlich darum, was ich über separatistische Bewegungen und Gruppen weiß, die ein Bündnis mit der Erde statt der Kolonialen Union anstreben. Darüber weiß ich gar nichts, aber deswegen hat jemand aus meiner Einheit das Leben verloren. Also will ich mehr wissen.«
    »Dazu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Es sind seltsame Zeiten für die Koloniale Union. Wir bemühen uns darum, unsere Beziehungen zur Erde zu verbessern, während unsere Kolonien versuchen, mit den Entwicklungen zurechtzukommen, so gut sie können. Es gibt keine organisierte Separatistenbewegung, und die Erde unternimmt keine aktiven Anstrengungen, irgendwelche Kolonien auf ihre Seite zu ziehen. Soweit wir wissen, sind das alles nur isolierte Gruppen. Die hier auf Zhong Guo war lediglich ein wenig besser organisiert.«
    »Aha«, sagte Lee. Sie wusste, wann sie belogen wurde, aber sie wusste auch, wann sie nicht weiter darauf eingehen sollte.
    Egan stand auf, und Lee tat es ihr gleich. »Jedenfalls ist es nichts, worüber Sie sich vorläufig Sorgen machen müssten, Lieutenant. Ihre Belobigung ist mit zwei Wochen Landurlaub verbunden, den Sie nach eigenem Belieben antreten können. Ich würde Ihnen allerdings vorschlagen, dass Sie ihn nicht auf Zhong Guo verbringen. Und dass Sie sich vorläufig von Hofbräuhäusern fernhalten.«
    »Ja, Ma’am«, sagte Lee. »Ein guter Ratschlag.« Sie salutierte und beobachtete, wie sich Egan entfernte. Dann schloss sie die Augen und horchte auf die Geräusche des Schiffs, in dem sie sich befand.

Episode 9
    Die Beobachter
    »Lieutenant Wilson«, sagte Botschafterin Ode Abumwe. »Kommen Sie herein. Bitte setzen Sie sich.«
    Harry Wilson betrat Abumwes Privatkabine an Bord der neuen Clarke , die sogar noch kleiner und unbequemer war als die in ihrem vorherigen Schiff. »Hier ist es gemütlich«, sagte er, während er sich setzte.
    »Wenn Sie mit ›gemütlich‹ meinen, dass es ›klein und völlig überfüllt‹ ist, dann kann ich Ihnen ohne Einschränkung zustimmen. Aber wenn Sie tatsächlich ›gemütlich‹ gemeint haben, lassen Ihre Maßstäbe für persönliche Behaglichkeit sehr zu wünschen übrig.«
    »Ich meinte tatsächlich Ersteres«, versicherte Wilson ihr.
    »Nun gut«, sagte Abumwe. »Wenn einem das Raumschiff unter den Füßen weggeschossen wird und das Ersatzschiff ein halbes Jahrhundert alt und nur noch von Draht und Kaugummi zusammengehalten wird, muss man mit dem leben, was man hat.« Sie zeigte auf die Wände der Kabine. »Captain Coloma erklärte mir, dass dies noch eins der geräumigeren Quartiere an Bord des Schiffs ist. Sogar noch größer als ihr eigenes. Aber ich weiß nicht, ob das der Wahrheit entspricht.«
    »Ich habe eine Offizierskajüte«, sagte Wilson. »Sie hat ungefähr ein Drittel der Größe dieser Privatkabine. Ich kann mich darin drehen, aber ich kann nicht beide Arme in entgegengesetzte Richtungen ausstrecken. Harts Kajüte ist sogar noch kleiner, und er muss sie sich mit jemandem teilen. Sie werden sich entweder gegenseitig umbringen oder anfangen, miteinander zu schlafen, um nicht verrückt zu werden.«
    »Dann ist es gut, dass Mr. Schmidt derzeit seinen Urlaubsanspruch nutzt«, sagte Abumwe.
    »Das ist es«, stimmte Wilson ihr zu. »Er sagte mir, dass er beabsichtigt, seine freie Zeit in einem Hotelzimmer zu verbringen, das er zur Abwechslung ganz allein bewohnen will.«
    »Das ist die Romantik des Diplomatenlebens, Lieutenant Wilson.«
    »Wir führen das Leben, das wir uns schon immer erträumt haben, Ma’am.«
    Abumwe starrte Wilson für einen kurzen Moment an, als könnte sie nicht glauben, dass sie beide tatsächlich miteinander gescherzt hatten. Wenn es so war, konnte Wilson es ihr nicht verübeln. Sie beide waren nie besonders gut miteinander klargekommen, seit er ihrem Team zugeteilt worden war. Sie war bissig und abweisend, er war sarkastisch und nervenaufreibend, und beide waren sich bewusst, dass sie im Gesamtbild an der untersten Sprosse der diplomatischen Leiter hingen. Aber die letzten paar Wochen waren für alle recht seltsam gewesen. Man konnte zwar immer noch nicht behaupten, dass sie Freunde geworden wären, aber zumindest hatten sie erkannt, dass die

Weitere Kostenlose Bücher