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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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zu antworten?«
    »Ach, weißt du«, sagte Hart. »Dad drängt mich, das diplomatische Korps zu verlassen und in das Familienunternehmen einzusteigen, das anscheinend den gesamten Planeten verwaltet.«
    »Ach, das «, sagte Brous.
    »Ja, das«, sagte Hart.
    »Das ist ein weiterer Grund, warum ich nicht auf euch neidisch bin. Diese ganze ›Zum-Herrschen-geboren‹-Scheiße wäre mir zu anstrengend. Ich muss nicht mehr tun, als deinen Vater herumzufahren und Worte in eine Reihe zu bringen.«
    »Was mache ich, wenn ich gar nicht herrschen will?«
    »Dann herrsche nicht«, sagte Brous. »Aber ich bin mir nicht sicher, warum du mich das fragst, Hart. Bisher hast du es ziemlich gut hinbekommen, nicht zu herrschen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ihr seid vier Geschwister. Zwei von euch sind dafür gerüstet, ins Familienunternehmen einzusteigen: Brandt, weil er die Privilegien genießt, und Catherine, weil sie tatsächlich gut in diesem Job ist. Zwei von euch wollen nichts damit zu tun haben: Wes, der schon früh erkannt hat, dass einer von euch der Versager sein wird, und sich gedacht hat, dass er gut mit dieser Rolle leben kann, und du. Die Stelle des Versagers ist bereits mit Wes besetzt, sodass du das einzig Vernünftige gemacht hast, was der dritte Sohn einer noblen Familie tun kann. Du hast versucht, anderswo dein Glück zu finden.«
    »Wow, du scheinst wirklich sehr viel über das alles nachgedacht zu haben«, sagte Hart.
    Brous zuckte mit den Schultern. »Ich bin Schriftsteller. Und ich habe sehr viel Zeit und Muße, euch zu beobachten.«
    »Das alles hättest du mir schon viel früher sagen können.«
    »Du hast mich nie danach gefragt.«
    »Ach so.«
    »Natürlich könnte ich mich auch irren. Im Laufe der Zeit habe ich erkannt, dass ich fast genauso viel Scheiße erzähle wie jeder andere.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte Hart. »Dass du dich irrst, meine ich. Was das ›Scheiße erzählen‹ betrifft, ziehe ich mich auf einen neutralen Standpunkt zurück.«
    »Verständlich«, sagte Brous. »Es klingt, als wärst du in eine kleine existenzielle Krise geraten, Hart, falls du mir diese Bemerkung nicht übel nimmst.«
    »Das mag sein«, sagte Hart. »Ich versuche zu entscheiden, was ich werden möchte, wenn ich erwachsen bin. Eine gute Frage, wenn man bereits dreißig Jahre alt ist.«
    »Ich glaube, es spielt keine Rolle, in welchem Alter man diese Frage beantworten kann«, sagte Brous. »Ich glaube, es ist viel wichtiger, selbst auf die Antwort zu kommen, bevor andere Leute einem sagen, was man werden will, und sie damit falsch liegen.«
    »Wer bringt dieses Jahr den Trinkspruch aus?«, fragte Isabel. Alle saßen am Tisch: Alastair und Isabel, Hart, Catherine, Wes, Brandt und ihre Ehepartner. Die Kinder waren in ein Nebenzimmer gebracht worden, wo sie sich an niedrigen Tischen mit Erbsen und Brötchen bewarfen, während sich die Kindermädchen vergeblich bemühten, sie unter Kontrolle zu halten.
    »Ich werde es tun«, sagte Alastair.
    »Du machst es jedes Jahr«, sagte Isabel. »Und deine Trinksprüche sind langweilig, Liebling. Zu lang und viel zu politisch.«
    »Die Politik ist unser Familiengeschäft. Und dies ist eine Familienfeier. Worüber sollten wir sonst reden?«
    »Außerdem bist du immer noch verbittert wegen der Wahl, und davon möchte ich heute Abend nichts hören«, sagte Isabel. »Also kein Trinkspruch von dir.«
    »Ich werde es machen«, preschte Brandt vor.
    »Nein, verdammt, auf gar keinen Fall«, sagte Alastair.
    »Alastair«, tadelte Isabel ihn.
    »Du glaubst, dass mein Trinkspruch zu lang und zu politisch sein würde«, sagte Alastair. »Unser Oberzyniker wird das, was du mir unterstellst, zweifellos um Längen überflügeln.«
    »Da ist was dran«, sagte Catherine.
    »Dann bring du ihn aus, meine Liebe«, wandte Isabel sich an ihre Tochter.
    »Klar«, sagte Brandt, der offensichtlich ein wenig verletzt war, dass man seine freiwillige Meldung zurückgewiesen hatte. »Unterhalte uns mit Geschichten über Leute, die du im vergangenen Jahr getroffen und ausgequetscht hast.«
    »Zum Teufel damit«, sagte Wes und griff nach dem Kartoffelpüree.
    »Wes!«, sagte Isabel.
    »Was?«, sagte Wes, während er Kartoffelpüree auf seinen Teller häufte. »Wenn ihr euch endlich geeinigt habt, wer worauf welchen Trinkspruch ausbringen darf, wird das Essen kalt sein. Dazu habe ich viel zu viel Respekt vor Magdas Arbeit.«
    »Ich werde es machen«, sagte Hart.
    »Ho!«, rief Brandt. »Das wäre eine

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