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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Premiere.«
    »Sei still, Brandt«, sagte Isabel und wandte sich ihrem jüngsten Sohn zu. »Nur zu, mein Lieber.«
    Hart stand auf, nahm sein Glas Wein in die Hand und blickte sich in der Runde um.
    »Jedes Jahr erzählt die Person, die den Trinkspruch ausbringt, von persönlichen Ereignissen des vergangenen Jahres«, begann Hart. »Ich kann nur sagen, dass es ein sehr ereignisreiches Jahr war. Im Rahmen einer diplomatischen Verhandlung habe ich mich von Aliens bespucken lassen. Mein Raumschiff wurde von einer Rakete getroffen und wäre mir fast um die Ohren geflogen. Ein Alien hat mir bei einer ganz anderen Verhandlung einen menschlichen Kopf überreicht. Und wie ihr alle bereits wisst, habe ich mitgeholfen, einen Hund vorübergehend ins Jenseits zu schicken. Und die ganze Zeit habe ich an Bord des dienstältesten Schiffs unserer Flotte gelebt, wo ich in einer Kajüte geschlafen habe, die kaum groß genug für mich allein ist, zusammen mit einem Kerl, der während der ganzen Nacht entweder schnarcht oder Blähungen ablässt.
    Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es ein völlig verrücktes Leben. Und das ist es wirklich. Und wie mir vor Kurzem dargelegt wurde, ist es ein Leben, das mir keine besonders aussichtsreiche Zukunft bietet, da ich einer eher unbedeutenden Botschafterin zugeteilt wurde, die sich mit Missionen abmühen muss, die höherrangige Diplomaten als Vergeudung ihrer Talente und Fähigkeiten ablehnen würden. Natürlich frage ich mich, warum ich es trotzdem mache. Warum ich es gemacht habe .
    Und dann erinnere ich mich wieder, warum ich es mache. Obwohl diese Arbeit seltsam, anstrengend, nervenaufreibend und, ja, sogar demütigend ist, kann ich sagen, dass sie am Ende des Tages, wenn alles gut gegangen ist, das Aufregendste ist, was ich je getan habe. Ich stehe hier und kann kaum glauben, dass ich Teil einer Gruppe war, die sich mit Leuten trifft, die nicht menschlich sind, aber mit denen man trotzdem vernünftig reden kann. Und wir haben vernünftig miteinander geredet und erkannt, dass es vernünftiger ist, miteinander zu leben, ohne sich gegenseitig zu töten oder mehr von der anderen Seite zu verlangen, als wir voneinander brauchen.
    Und das alles passiert in einer sehr kritischen Phase der Menschheitsgeschichte. Wir leben hier draußen ohne den Schutz und die Ressourcen, die uns die Erde bislang stets zur Verfügung gestellt hat. Und deshalb kann jede Verhandlung, jede Vereinbarung, jeder Schritt, den wir machen – auch wir am untersten Ende der diplomatischen Hierarchie – enorme Auswirkungen auf die Zukunft der Menschheit haben. Auf die Zukunft dieses Planeten und aller anderen von Menschen besiedelten Planeten. Auf die Zukunft von jedem, der hier an diesem Tisch sitzt.
    Ich liebe euch alle. Dad, ich liebe dich, weil du dich für Phoenix einsetzt und versuchst, den Laden am Laufen zu halten. Mom, ich liebe dich, weil du dich um uns alle kümmerst, auch wenn du uns immer wieder ein wenig manipulierst. Brandt, ich liebe deinen Ehrgeiz und deine Tatkraft. Catherine, ich liebe dich dafür, dass du eines Tages uns alle regieren wirst. Wes, ich liebe dich als Spaßvogel der Familie, der uns lehrt, ehrlich zu bleiben. Ich liebe euch und eure Frauen und Männer und Kinder. Ich liebe Magda und Brous und Lisa, die mit uns zusammengelebt haben.
    Vor Kurzem erklärte mir jemand, wenn ich in meinem Leben etwas bewirken will, dann muss ich es hier tun. Hier auf Phoenix. Mit aller gebührenden Achtung muss ich sagen, dass ich anderer Meinung bin. Vater, Brandt und Catherine werden sich für uns um Phoenix kümmern. Meine Aufgabe ist es, mich um den Rest zu kümmern. Das ist es, was ich bisher getan habe. Und das werde ich weiterhin tun. Nur so werde ich etwas bewirken können.
    Also trinke ich auf euch alle, auf meine Familie. Passt mir gut auf Phoenix auf. Ich werde da draußen für eure Sicherheit sorgen. Wenn ich nächstes Jahr zum Erntefest zurückkehre, werde ich euch erzählen, wie es gelaufen ist. Das verspreche ich euch. Prost!«
    Hart trank. Alle anderen tranken ebenfalls, bis auf Alastair, der wartete, bis sein Sohn ihm in die Augen blickte. Dann hob er sein Glas ein zweites Mal und trank.
    »Dafür hat es sich gelohnt, das Kartoffelpüree warten zu lassen«, sagte Wes. »Jetzt reicht mir bitte die Bratensoße.«

Episode 11
    Eine Frage
der Verhältnismäßigkeit
    Als Captain Sophia Coloma die Rakete bemerkte, die auf die Clarke zuhielt, war ihr erster Gedanke: Nicht schon wieder! Ihr zweiter

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