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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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wurden.
    Allerdings durfte sich Lowen nicht zu laut über Vetternwirtschaft empören. Schließlich war ihr Vater der Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika. Aber die leutselige Dummheit von diesem Vinicius ging ihr immer mehr auf die Nerven.
    »Wollen Sie etwa andeuten, dass Luiza Carvalho im Alleingang gehandelt hat?«, fragte sie. »Dass eine aufstrebende Politikerin ohne bisherige kriminelle Verfehlungen und nennenswerte politische Verbindungen es sich plötzlich in den Kopf setzt, Liu Cong zu ermorden, einen anderen Diplomaten? Und zwar auf eine Weise, die dazu angetan ist, die Beziehungen zwischen der Erde und der Kolonialen Union zu zerrütten?«
    »Das ist keineswegs unmöglich«, erwiderte Vinicius. »Die Leute sehen überall Verschwörungen, weil sie glauben, dass eine Person allein nie so viel Schaden anrichten kann. Hier in den USA sind immer noch viele davon überzeugt, dass die Männer, die die Präsidenten Kennedy und Stephenson erschossen haben, zu einer Verschwörung gehörten, obwohl eindeutig bewiesen wurde, dass sie Einzeltäter waren.«
    »Allerdings wurden in beiden Fällen Beweise vorgelegt«, sagte Lowen. »Was der Grund ist, warum ich jetzt hier bin. Ihre Regierung, Mr. Vinicius, hat das Außenministerium aufgefordert, diesen kleinen Dienstweg zu nutzen, um das Problem auf diskrete Weise zu lösen und die Sache nicht über die Botschaft in Washington abzuwickeln. Wir waren sofort damit einverstanden. Aber nicht, wenn Sie uns auflaufen lassen.«
    »Ich lasse Sie nicht auflaufen, das verspreche ich Ihnen«, sagte Vinicius.
    »Warum treffe ich mich dann mit Ihnen und nicht mit Konsul Nascimento?«, fragte Lowen. »Wir hatten ein vertrauliches Gespräch auf hoher Ebene vereinbart. Ich bin gestern extra von Washington hierher geflogen, um diesen Termin wahrnehmen zu können.«
    »Konsul Nascimento war den ganzen Tag lang bei den Vereinten Nationen«, sagte Vinicius. »Zu mehreren dringenden Sitzungen. Sie lässt ihr Bedauern ausrichten.«
    »Ich war im UN -Gebäude, bevor ich zu Ihnen kam«, sagte Lowen.
    »Es ist ein sehr großes Gebäude. Es ist durchaus möglich, dass sich Ihre Wege nicht gekreuzt haben.«
    »Mir wurde versichert, dass ich Informationen über die Aktivitäten von Ms. Carvalho erhalten würde.«
    »Es tut mir leid, dass ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt keine geben kann. Es ist durchaus möglich, dass es im Verlauf unserer bisherigen Kommunikation zu Missverständnissen gekommen ist.«
    »Ist das Ihr Ernst, Mr. Vinicius?«, sagte Lowen. »Unsere Außenministerien, die in ständigem Kontakt stehen, seit Ihr Land im Jahr 1824 die erste Delegation nach Washington schickte, haben plötzlich Schwierigkeiten, miteinander zu kommunizieren?«
    »Das ist keineswegs unmöglich«, sagte Vinicius schon zum zweiten Mal während dieses Gesprächs. »Es gibt immer wieder Feinheiten, die überlesen oder falsch verstanden werden.«
    »Ich bin mir sicher, dass im Moment einige Dinge falsch verstanden werden, Mr. Vinicius. Aber ich glaube nicht, dass es sich um Feinheiten handelt.«
    »Und wenn ich offen sein darf, Ms. Lowen, in diesem speziellen Fall sind sehr viele Desinformationen im Umlauf. Die unterschiedlichsten Versionen der Ereignisse, die sich an Bord des betreffenden Schiffs abgespielt haben.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja«, bekräftigte Vinicius. »Die Augenzeugenberichte sind nicht besonders glaubwürdig.«
    Lowen sah Vinicius lächelnd an. »Ist das Ihre persönliche Ansicht, Mr. Vinicius, oder die des brasilianischen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten?«
    Vinicius lächelte zurück und vollführte eine kleine Geste, die offenbar so viel wie Etwas von beidem ausdrücken sollte.
    »Also wollen Sie andeuten, dass ich keine glaubwürdige Augenzeugin bin«, sagte Lowen.
    Vinicius’ Lächeln verschwand. »Wie bitte?«
    »Sie wollen andeuten, dass ich keine glaubwürdige Augenzeugin bin«, wiederholte Lowen. »Weil ich Teil dieser diplomatischen Mission war, Mr. Vinicius. Und ich war nicht nur dabei, sondern ich habe auch die Autopsie durchgeführt, durch die bestätigt wurde, dass Liu Cong ermordet wurde, und ich habe an der Aufklärung des Mordhergangs mitgewirkt. Wenn Sie sagen, dass die Augenzeugenberichte nicht glaubwürdig sind, reden Sie unmittelbar und ausdrücklich über mich. Wenn das tatsächlich die Ansicht des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten ist, haben wir ein Problem. Ein sehr großes Problem.«
    »Ms. Lowen, ich …«, begann Vinicius.
    »Mr.

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